Amundi Masters
Försterling holt vierten LET-Titel
19. Mai 2024 , Stefan Bluemer
Der Finalsonntag des Amundi German Masters powered by VcG findet ein grandioses Ende. Alexandra Försterling vom G&LC Berlin-Wannsee gewinnt im Stechen gegen eine gute Freundin, die ebenfalls im Heimspielmodus ist. Hochspannung und fabelhafte Schläge sorgen im G&CC Seddiner See vor den Toren Berlins für Begeisterung. Es gibt letztlich zwei Sieger: das Damengolf und Alexandra Försterling.
Michendorf – Eine größere Geschichte hätte auch der beste Drehbuchautor nicht erfinden können. Alexandra Försterling ist wenige Kilometer von ihrer Heimat entfernt als Favoritin ins Turnier gestartet, lag nach 15 gespielten Löchern der Finalrunde einen Zähler vor Emma Spitz und gewinnt am Ende nach einem Stechen über zwei Extralöcher gegen die Österreicherin, die seit vielen Jahren eine gute Freundin ist.
Spitz und Försterling waren schlaggleich als Leaderinnen in den Tag gestartet und lieferten sich schon auf der regulären Runde einen faszinierenden Zweikampf. Die Österreicherin blieb den gesamten Tag über ohne Bogey und feuerte auf der Front Nine zwei Birdies ab, während Alexandra Försterling derer drei untergebracht hatte, aber auch ein Bogey eingestreut hatte. Gleichauf ging es auf die Back Nine. Beide Titelaspirantinnen feuerten auf Loch 13 ein Birdie. Mit dem zweiten Birdie in Folge übernahm die Berlinern auf Loch 14 wieder die alleinige Führung.
Auf dem 16. Grün glich Emma Spitz mit einem sauberen Birdie wieder aus und knallte den Abschlag auf Loch 17 so gegen Fahne und Lochkante, dass ein Referee das Loch reparieren musste. Das Hole-in-one fiel zwar nicht, aber das Birdie war reine Formsache. Gleichbedeutend mit der alleinigen Führung für die 24-Jährige aus Wien, die nun ihren ersten Sieg auf der LET in greifbarer Nähe sah.
Auf Loch 18 schaffte Alexandra Försterling aber, nervenstark ihren Schlag ins Grün fast tot an den Stock zu legen. Das Birdie sorgte für den neuerlichen Ausgleich und somit für ein Stechen um den Sieg.
Zweites Extraloch
Die Zuschauer hinter dem 18. Grün jubelten und freuten sich auf einige weitere Minuten Weltklassegolf. Beim ersten Durchgang des Stechens hatte Emma Spitz vom Tee den etwas besseren Schlag gemacht und teilte das Fairway exakt in der Mitte, während der Bundesadler knapp im Rough lag. Aus exakt dieser Lage hatte die Spielerin, die sich neben den Kadern des Golf Team Germany auch im College-Golf bei der Arizona State University entwickeln konnte, am Tag zuvor schon einmal den Schlag ins Grün perfekt an den Stock gelegt. So auch im Stechen. Beide Spielerinnen lochten sicher zum Birdie und gingen zum zweiten Mal auf Tee 18.
Nun war es der Drive von Alex Försterling, der perfekt auf der Bahn landete, während Emma Spitz leicht links im Semirough stand. Wieder brachten beide Athletinnen ihren Ball sehr gut an die Fahne, wobei Alexandra Försterling etwas näher am Stock lag. Der Putt zum Birdie von Emma Spitz verpasste hauchdünn das Ziel. Nun stand die 24-Jährige aus dem Kader von Bundestrainer Stephan Morales über dem Ball und puttete zum Sieg. Nervenstark lochte die Deutsche diesen Putt und durfte sich als Siegerin feiern lassen. Emma Spitz und Alexandra Försterling hatten für einen echten Gänsehaut-Moment gesorgt, denn die beiden guten Freundinnen umarmten sich vereint in Freude hier und Trauer dort, aber herzlich, wie man es sich unter Sportlern nur wünschen kann.
Gute Freundinnen
Die Leistungen von Alexandra Försterling und Emma Spitz waren beide auf so hohem Niveau, dass es eigentlich zwei Siegerinnen hätte geben müssen. Beide verbindet eine sehr lange Geschichte, in der sie viele Stufen der Karriere im Gleichschritt genommen haben. „Wir kennen uns wirklich schon sehr lange, mehr als zehn Jahre. Wir sind sehr gut befreundet, reisen viel zusammen. Ich fiebere auch immer sehr bei ihr mit und gönne ihr jeden Erfolg echt von Herzen. Heute hat es richtig Spaß gemacht, mit Emma zu spielen. Wir haben am Ende wirklich ganz krasse Schläge gemacht und das Playoff war richtig cool. Ich habe auch am College oft mit Emma gespielt und auch auf der Tour spielen wir fast immer die Proberunden zusammen“, so Alexandra Försterling.
Coach und Caddie
Philipp Mejow, der Heimtrainer der Siegerin beim G&LC Berlin-Wannsee, hatte als Caddie direkten Anteil am Erfolg seines Schützlings. „Wir sind relativ locker in die Woche gegangen. Es macht mega Spaß, zu Hause vor der heimischen Kulisse zu spielen. Dass Alex gut drauf war, war schon vorher klar. Ich konnte ihr ganz gut helfen, den Druck zu nehmen, zu Hause gut spielen zu müssen. Dann hat sie einfach performt. Das war wahnsinnig gutes Golf! Es gab viele Moment, wo es auch in die andere Richtung hätte gehen können. Da hat sie wichtige Pars gerettet oder auch sehr nach einem Bogey die Ruhe bewahrt hat. Die letzten Löcher und dieses Stechen waren unfassbar gut. Emma hat auch richtig toll gespielt. Am Ende hätten es beide machen können. Das war schon Wahnsinn“, war auch der Trainer, der selbst viele Jahre Tourgolf gespielt hat, überglücklich und freute sich über die Leistung seiner Spielerin.
Fünfstück tief
Laura Fünfstück hat eine überragende Finalrunde absolviert. Die Spielerin des GC Neuhof knallt spektakuläre neun Birdies auf den Platz und war mit ihrer 64 (-8) im Recording Tagesbeste. Lohn dieser irrwitzigen Aufholjagd, bei der sie zwischenzeitlich sogar auf zwei Schläge an die Spitze herangerückt war, ist Rang vier im Endklassement.
Bisher war es für die Neuhoferin nie tiefer als sechs unter Par gegangen, so dass sie mehr als happy war, ihr bislang bestes Ergebnis überhaupt gespielt zu haben: „Ich bin froh, die für mich bislang magische Linie nun unterschritten zu haben. Für mich war es ein Highlight, beim Heimturnier so tief zu spielen und kurz oben dran schnuppern zu können. Das gibt mir zum Beginn des europäischen Swings der Tour einen ordentlichen Schub. Es war toll, viele bekannte Gesichter draußen zu sehen. Die Unterstützung war großartig. Dazu noch ein deutscher Sieg. Es war einfach eine coole Woche!“
Briem ausgezeichnet
Helen Briem vom Stuttgarter GC Solitude wurde bei der Siegerehrung als beste Amateurin ausgezeichnet. Die 18-Jährige konnte am Wochenende zwar nicht mehr ganz den Kontakt zur Spitze halten, nachdem sie vor dem Cut ganz oben mitgemischt hatte. Nach Runden mit 72, 69, 71 und 71 Schlägen belegte die British Girls Siegerin einen starken elften Platz und war damit beste Amateurin im Feld. Auch Meja Örtengren hatte den Cut gemacht. Die schwedische Amateurin belegte im Endklassement einen ebenfalls sehr respektablen 33. Platz.
Helen Briem war nach dem letzen Putt dankbar, diese Erfahrung gemacht zu haben: „Es war natürlich eine tolle Woche. Allein die Möglichkeit zu bekommen, ein LET-Turnier in Deutschland zu spielen! Natürlich ist es schade, dass ich um einen Schlag die Top Ten verpasst habe. Wäre mit das gelungen, hätte ich nächste Woche in Evian beim nächsten Turnier der LET spielen können. Auch wenn heute nicht viel zusammengepasst hat und ich die Woche über mit meinen Eisen Probleme hatte, hat mir dieses Turnier gezeigt, dass ich vorne mitspielen kann.“
Gal zufrieden
Sandra Gal, die nach sehr langer Pause zurück im Turniergolf ist, zeigte bei diesem Turnier der LET, dass wieder mit ihr zu rechnen ist. Lange spielte die Olympionikin vorne mit und brachte am Finaltag mit einer 70 (-2) ihren tiefsten Score der Woche ins Recording. Lohn ist der geteilte elfte Rang, der auch im Hinblick auf den am Montag an gleicher Stelle stattfindenden Qualifier zur U.S. Women´s Open Mut macht.
„Ich bin sehr zufrieden mit den vier Runden und vor allen Dingen froh, schmerzfrei zu sein! Das war ein super Turnier mit tollen Zuschauern“, strahlte die aus Düsseldorf stammende Athetin, die schon viele Jahre in den USA lebt und eigentlich auf der LPGA Tour zu Hause ist.
Bundestrainer ist happy
Bundestrainer Stephan Morales hat eine große Woche mit einem perfekten Abschluss erlebt: „Ich bin nicht der Erste, der sagt, dass heute der große Gewinner der Damen-Golfsport war. Das Ende war ja wirklich spektakulär. Mehr geht ja gar nicht. Und dann eine deutsche Siegerin zu haben, die so überzeugt und dann auch noch aus Berlin kommt, ist einfach nur toll. Wir haben heute viele tolle Sachen erlebt, wie die sensationelle 64er Schlussrunde von Laura Fünfstück. Nach neun Löchern lag sie schon sechs unter Par. An der 17 und 18 hatte sie auch noch gute Birdiechancen. Das war wirklich eine sensationell gute Leistung. Auch die Leistung von Helen Briem finde ich großartig. Ihr erstes Profiturnier in Deutschland, vor so viel Publikum, das begeistert von ihrem Spiel war. Patricia Schmidt hat auch lange um den Sieg mitgespielt. Das war ebenfalls wirklich sehr gut. Sandra Gal hat sich in Deutschland mal wieder gezeigt und hat nicht nur gut mitgehalten, sondern hatte auch die Chance, vorne rein zu spielen. Es sind viele tolle Sachen passiert. Alexandra Försterling gewinnt ihr vierter Turnier. Das wundert mich gar nicht mehr. Als sie in der Position in die Schlussrunde gegangen ist, hatte ich schon ein gutes Gefühl. Als sie am Ende gleichauf mit Emma Spitz lag, habe ich mir gedacht, dass sie es gewinnen wird. Wenn man am Ende eine Alexandra Försterling schlagen will, muss man schon etwas sehr Außergewöhnliches machen. Das ist Emma Spitz eigentlich auf Loch 17 gelungen. Auf Bahn 18 hat Alex, obwohl sie vor dem Schlag zweimal abgesetzt hat, genau das gemacht, was sie derzeit auszeichnet. Sie hat diesen Schlag unter großem Druck vor so vielen Zuschauern wenige Zentimeter ans Loch gelegt. Das zeigt, dass Alex momentan wirklich etwas Besonderes hat. Sie kann Turniere zu Ende spielen. Das war mit Sicherheit nicht einfach, zumal die Zuschauer auch sehr nah dran waren. In dieser Situation so zu performen, ist schlicht überragend! Aber auch was Emma Spitz gebracht hat, war überragend. Sie hat mir fast ein bisschen leid getan, denn sie hat großartig gespielt, hat es nicht verloren, sondern Alex hat es gewonnen. Ich freue mich auf mehr, auch auf die kommende U.S. Women´s Open mit einigen deutschen Spielerinnen.“
Am Tag danach
Am Montag, 20. Mai geht es auf der Anlage des G&CC Seddiner See direkt mit großem Golf weiter, denn es wird der einzige Qualifier für die U.S. Women´s Open auf europäischem Boden ausgetragen. Unter anderen werden Patricia Schmidt, Sandra Gal, Leonie Harm, Helen Kreuzer, Verena Gimmy, Lara Ok, Constanze Keferstein, Sophia Goerner, Kimberly Sommer, Leticia Ras, Meja Örtegren, Bronte Law und eben auch Emma Spitz am Start sein.
Voraussichtlich werden die besten drei Athletinnen dieses Qualifiers einen Startplatz bei dem hochdotierten Major in den USA bekommen.
Endstand Amundi German Masters
1. Alexandra Försterling -12/2nd EH
2. Emma Spitz (AT) -12
4. Laura Fünfstück -8
T11 Sandra Gal -5
T11 Helen Briem -5
T11 Patricia Schmidt -5
33. Leonie Harm Par
60. Carolin Kauffmann +10
63. Sophie Witt +11
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