Amundi Masters

Stürmischer Auftakt


16. Mai 2024 , Stefan Bluemer


Patricia Schmidt liegt in Führung (© DGV/stebl)
Patricia Schmidt liegt in Führung (© DGV/stebl)

Am ersten Wettkampftag der Amundi German Masters powered by VcG ist der Morgenstartblock stark vom kräftigen Wind mit stürmischen Böen geprägt. Die Bedingungen auf dem Südplatz des G&CC Seddiner See, der aus der Feder von Robert Trent Jones jr. stammt, sind alles andere als einfach. In Führung liegt nach einer fast perfekten Runde Patricia Schmidt aus dem National Team Germany.

Michendorf – Entsprechend der teils sehr schweren Bedingungen waren die Scores auf dem 5.903 Meter langen Par 72-Kurs am Vormittag auch eher zurückhaltend. Zwischenzeitlich lag eine Spielerin in Führung, die ihren ersten Auftritt auf der LET in Deutschland hatte: Helen Briem, die im World Amateur Golf Ranking aktuell auf Platz acht geführt wird, hat 2023 zwar schon einmal in den Niederlanden auf der LET gespielt, aber vor heimischem Publikum ist es nochmal eine besondere Herausforderung, im Kreise der Profis zu bestehen.

Bilder des Tages

Nach einem Bogey auf Bahn 7 setzte die Spielerin des Stuttgarter GC zu einem beeindruckenden Zwischenspurt an. Nach Birdies auf den Löchern 8, 10 und 11, bei denen der Putter der Athletin aus dem Junior Team Germany richtig heiß lief, tauchte Schwarz-Rot-Gold ganz oben auf dem Leaderboard auf.
Das Momentum bekam mit zwei Bogeys ins Folge zwar einen kleinen Dämpfer, aber Briem antwortete mit ihrem vierten Birdie auf Loch 16. Am Ende unterschrieb die Schwäbin eine mehr also solide 72 (Even) und geht mit großen Selbstvertrauen von Platz 18 in die zweite Runde.

Sandra Gal ist zurück

Schlaggleich mit dem Top-Talent vom Stuttgarter GC Solitude beendet auch Sandra Gal, die 2016 bei der Rückkehr von Golf in die olympische Familie in Rio für Deutschland unter den fünf Ringen spielte, mit Even Par auf Rang 18 ihren ersten Turniertag Deutschland, auf den die Golf-Fans so lange warten mussten. Am Mittag startete Gal souverän mit zwei Birdies auf den Löchern 10 und 11, kassierte dann aber direkt auch zwei Bogeys. Auf ihrer Back Nine notierte die Spielerin, die vom GC Hubbelrath stammt, aber seit vielen Jahren in den USA zu Hause ist, jeweils noch ein Birdie und ein Bogey.

Schmidt in Führung

Eine fast perfekte Runde spielte Patricia Schmidt vom GC Kirchheim-Wendlingen. Die Süddeutsche war um 12.55 Uhr von Tee 10 gestartet und hatte sich gleich zu Beginn einen Doppelbogey aufschreiben müssen. Danach spielte Schmidt aber praktisch fehlerfrei und kreuzte nach drei Birdies schon mit einem Schlag unter Par auf ihre Back Nine. Drei weitere Birdies wanderten auf die Karte, obwohl noch immer Wind im Spiel war, wenn auch nicht mehr ganz so heftig wie noch am Vormittag.
Unter dem Strich stand eine bärenstarke 68 (-4) und damit die alleinige Führung nach Runde 1.

Die Rundenanalyse der Spielerin aus dem National Team Germany war sehr sachlich und eher auf den Prozess, als auf das Ergebnis fixiert – was offenbar in der mentalen Ausrichtung für Patricia Schmidt ein absoluter Erfolgsfaktor ist: „Wir haben seit Erinvale fast nur im Wind gespielt, wodurch meine Driver und die Schläge von der Teebox generell von der Flughöhe eher niedrig geworden sind. Daher musste ich mich an den Wind wirklich wenig anpassen und konnte jedesmal den gleichen Schlag machen. Ich habe viele Fairways getroffen, was bei diesem Wind natürlich hilft, um eine bessere Ausgangslage in Richtung Grün zu haben. Wir haben mental bei mir etwas geändert und dadurch fokussiere ich mich auf andere Sachen. Egal, was ich mache, konzentriere ich mich immer auf die Aufgabe. Wenn mal ein Schlag schlecht war, dann umso mehr. Seitdem ich das mache, ist mein Fokus nicht mehr auf dem Score, sondern einfach nur darauf, die nächste Aufgabe gut zu machen“, gibt es offenbar recht einfache mentale Kniffe, um auch ein Doppelbogey leicht beiseite zu legen.

Schwedin vorne dabei

Meja Örtengren hatte neben Helen Briem als zweite Amateurin vom Ausrichter U.COM eine Einladung zur Amundi German Masters bekommen. Die Schwedin hat schon 16 Titel bei den Amateuren errungen, darunter auch einen Sieg bei der German Girls Open in St. Leon-Rot. Inzwischen ist Örtengren weiter gereift und knallte nicht weniger als sechs Birdies auf den Platz. Da sich dazwischen auch drei Bogeys gemogelt hatten, liegt die 19-Jährige aus Linköping einen Schlag hinter Patricia Schmidt auf dem geteilten zweiten Platz.
Die Schwedin, die auch schon ein Profi-Turnier in ihrer Heimat gewinnen konnte, war nach dem letzten Putt, der fast auch noch zum Birdie gefallen wäre, sehr zufrieden: „Ich habe den ganzen Tag über konstant gespielt, obwohl es sehr windig war. Ich haben die Gelegenheiten genutzt, die sich mir boten, um Birdies zu machen. Dabei habe ich auch ein paar etwas längere Putts gelocht. Der Platz gefällt mir! Es gibt viele Bunker und viele davon sind bei Wind im Spiel. Auch wenn ich normalerweise viele Bunker nicht so sehr mag, finde ich das Layout schön.“

Auch Spitz auf T2

Emma Spitz kam am Vormittag recht gut mit den heftigen Böen zurecht. Die Österreicherin vom GC Schloss Schönbrunn war nach der Runde vor allem mit ihren Eisen zufrieden. Satte sieben Birdies konnte Spitz spielen und lag daher lange Zeit in Front, obwohl sie auch vier Bogeys in den Büchern hatte.
Da am Nachmittag der Wind etwas abnahm, fieberte Emma Spitz im Livescoring mit und orakelte, dass die Führung wohl bald weg sei. Damit sollte sie zwar Recht behalten, aber mit nur einem Schlag Rückstand hat sich Spitze auf dem geteilten zweiten Rang eine sehr gut Ausgansposition erspielt.

Berlinerin auf T4

Mit fünf Birdies und zwei Bogeys beendete Lokalmatadorin Alexandra Försterling ihre erste Runde beim Heim-Turnier vor den Toren von Berlin. Die dreifache LET-Siegerin, die vom benachbarten G&LC Berlin-Wannsee kommt, lag nach zehn Bahnen noch bei zwei über Par, zauberte aber eine perfekte Restrunde auf den Platz, indem sie noch vier Birdies unterbringen konnte.
Strahlend happy nahm die Absolventin der Arizona State University die Glückwünsche des Teams an, nachdem sie Recording und Interview-Marathon hinter sich gebracht hatte. Natürlich steht Försterling als lokale Heldin mit großen sportlichen Ambitionen im Mittelpunkt des medialen Interesses.

Auf und ab

Eine sehr wechselhafte Runde erlebte Laura Fünfstück. Am Mittag ging es von Tee 10 los und die ersten neun Löcher verliefen fast schon langweilig gut. Bogeyfrei und mit zwei Birdies ging die Hessin vom GC Neuhof bei zwei unter Par auf ihre Back Nine, die eigentliche Front Nine des selektiven Kurses am Seediner See. Diese Halbrunde hatte es in sich und die Scorekarte wurde richtig bunt. Zunächst verspielte Fünfstück mit drei Bogeys binnen vier Löchern ihren Score unter Par, um sich auf Loch 6 mit einem Eagle und einem Birdie auf Loch 8 wieder deutlich zu verbessern. Zum Ende dieser Runde gab es dann noch ein Bogey, so dass unter dem Strich 71 (-1) Schläge und Rang elf zu Buche stehen.
„Ich habe gut gekämpft und probiert, im Wind einen klaren Kopf zu behalten. Ich habe viele gute Entscheidungen getroffen, aber auch ein paar doofe Bogeys dazwischen gehabt. Insgesamt war das aber ein ordentlicher Start. Es ist schön, „zu Hause“ zu spielen und freue mich auf mehr“, genießt es Laura Fünfstück, in Deutschland zu sein.

Schattenseite des Windes

Eine rabenschwarzen Tag hatte Anne van Dam erwischt. Die athletische Niederländerin, die auf der Tour zu den längsten Spielerinnen zählt, musste miterleben, wie Helen Briem sie ein ums andere Mal deutlich kurz ließ. Van Dam kam zudem mit dem Wind nicht zurecht und hat nach einer 78 (+6) am Freitag einen weiten Weg vor sich, um noch in den Cut zu kommen.
Mit Briem und van Dam war auch Titelverteidigerin Kristyna Napoleaova schon früh am Morgen auf die ersten 18 Löcher des Turniers gestartet.
Die Tschechin, die im Vorjahr völlig überraschend ihren ersten Titel gewonnen hatte, kam glimpflich davon und rangiert mit 74 (+2) im Mittelfeld.

Zwischenstand
1. Patricia Isabel Schmidt     -4
4. Alexandra Försterling     -2
11. Laura Fünfstück         -1
18. Helen Briem             Par
18. Sandra Gal             Par
44. Carolin Kauffmann         +2
62. Leticia Ras             +3
79. Sophie Witt             +4
110. Leonie Harm         +6
110. Helen Kreuzer         +6
131. Chiara Noja             WDN