Interview
Kieffer: „Die längere Pause tut schon gut“
29. November 2024 , Daniel Dillenburg
Max Kieffer sichert sich das 13. Jahr in Folge seine Tourkarte für die DP World Tour. Im Interview mit Golf.de spricht der Elite-Team-Germany-Spieler über sein Training in den USA, das erste Jahr mit seinem neuen Caddie und die Wichtigkeit einer längeren Turnierpause.
Mit einer 74 am Finaltag der Genesis Championship Ende Oktober war es besiegelt: Max Kieffer beendete seine zwölfte Saison auf der DP World Tour mit einem geteilten 38. Rang im Jack Nicklaus Golf Club Korea. Eine Woche, die irgendwie sinnbildlich für die gesamte Saison des 34-Jährigen steht: Souverän das Wochenende erreicht, aber für ein Top-Ergebnis reichte es letztlich nicht. Bei 26 Starts schaffte Kieffer 15-mal den Cut und erreichte einmal die Top Ten. Die Saison beendete er als 96. des Race to Dubais. Damit war die Tourkarte erneut souverän in der Tasche. Kein deutscher Tour-Spieler ist in den vergangenen gut zehn Jahren konstanter unterwegs als der gebürtige Bergisch Gladbacher.
Golf.de hat mit Kieffer, der sich aktuell zum Trainieren in Scottsdale, Arizona, aufhält, über seine Saison 2024 gesprochen:
Golf.de: Ihr letztes Turnier liegt nun genau einen Monat zurück. Wie lang haben Sie nach dem Turnier in Südkorea ihre Schläger in die Ecke gestellt?
Max Kieffer: Nach Südkorea habe ich zwei Wochen lang die Schläger gar nicht angefasst. Dann habe ich zuhause etwas Techniktraining gemacht. Jetzt bin ich zum Training in die USA. Hier liegt der Fokus mehr auf dem Putten und dem Spielen auf dem Platz. Danach geht es dann wieder nach Hause, wo hauptsächlich Techniktraining auf dem Plan steht. Über Weihnachten werde ich die Schläger dann nochmal für ein paar Tage in die Ecke stellen.
Obwohl Sie nur einmal die Top Ten erreicht haben, sind genügend Punkte auf ihr Konto gewandert, um souverän die Tourkarte zu sichern. Zeigt Ihnen das, dass selbst, wenn Sie nicht ihr bestes Golf spielen, es inzwischen trotzdem reicht, um das Minimalziel zu erreichen?
Es war definitiv nicht meine beste Saison. Aber inzwischen ist das Niveau auf der DP World Tour so hoch, da ist es nicht selbstverständlich, die Tourkarte zu erreichen. Daher ist das eigentlich immer das erste Ziel. Höhere Ziele ergeben sich dann, wenn die Tourkarte abgesichert ist. Aber ich habe zum Glück bei den Rolex-Turnieren sehr gut gespielt und hätte meine Tour-Karte sogar ohne den Top-Ten-Platz sicher gehabt.
Zur Saison 2024 haben Sie einen Caddie-Wechsel vorgenommen. Wie kamen Sie das erste Jahr miteinander klar?
Das Jahr mit Alistair [Matheson] war sehr cool. Er ist ein sehr erfahrener Caddie, von dem ich viel gelernt habe. Auch was die Kommunikation auf dem Platz angeht, haben wir uns sehr gut ergänzt. Er ist ein sehr lustiger Typ und jetzt werden wir uns mal zusammensetzen, um die Zusammenarbeit für das nächste Jahr zu besprechen.
Sie haben die Finalrunde beim British Masters mit ihrem alten Kumpel Max Rottluff gespielt. Wie besonders war das?
Die Finalrunde mit Rotti war auf jeden Fall cool. Für ihn wahrscheinlich nochmal etwas cooler als für mich, weil er extrem gut gespielt hat an dem Tag. Ich glaube, es war eine der besten Runden, die ich überhaupt gesehen habe auf der Tour in diesem Jahr. Sechs unter am Finaltag auf einem schwierigen Platz, um in die Top Ten zu kommen, war sehr beeindruckend. Deswegen bin ich auch sicher, dass er, auch wenn er jetzt die Tour-Karte verloren hat, bald wieder angreifen wird. Wir haben dann auch überlegt, wann wir unsere letzte gemeinsame Turnierrunde gespielt haben und es müsste 2010 die Clubmeisterschaft im GC Hubbelrath gewesen sein.
Und wie war insgesamt die Stimmung im deutschen Team dieses Jahr?
Insgesamt war es sehr cool mit so vielen Deutschen auf der Tour. Wir verstehen uns untereinander sehr gut und das macht schon Spaß, mit denen Proberunde zu spielen oder abends essen zu gehen.
Auf welche Aspekte ihres Spiels legen Sie in der Wintervorbereitung besonders viel wert?
Der Winter bietet sich immer zum Technik- und Fitnesstraining an. Das kommt beides während der Saison etwas zu kurz. Aber ich will diesen Winter trotzdem auch viel spielen. Deswegen bin ich jetzt auch länger in den USA, einfach weil ich das Gefühl habe, dass das Spiel sehr gut war, aber die Scores das nicht wirklich zeigten. Deswegen viel spielen und am Putten arbeiten. Das war zum Ende des Jahres nicht mehr gut genug, um vorne mitzuspielen. Um das zu trainieren, habe ich hier in Scottsdale echt perfekte Bedingungen.
Die European Open 2025 steht aktuell auf der Kippe. Man sucht weiter einen Titelsponsor. Wenn Sie das Turnier bei Hamburg einem potenziellen Sponsor schmackhaft machen müssten. Was wären ihre Argumente?
Mein Argument wäre leicht: 2023, als ich um den Sieg mitgespielt habe. Das war eine der coolsten Wochen auf der Tour. Zwei Wochen später hatte ich dann nochmal bei der BMW International Open die Möglichkeit, das Turnier zu gewinnen. Diese zwei Wochen werden für den Rest meines Lebens in Erinnerung bleiben. Das war von der Stimmung her wirklich gigantisch. Die Unterstützung war so cool und ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.
Im Winter schnallen Sie gerne die Skier an. Wo geht es dieses Jahr hin?
Der Skiurlaub ist noch nicht geplant, da ich jetzt länger in den USA bin. Vor Weihnachten wird das leider etwas eng. Aber im Februar haben wir nochmal eine kleine Pause. Da schaue ich dann spontan, je nach Wetter und wie die Schneelage ist, gehe ich dann auf jeden Fall nochmal ein paar Tage Skifahren. Ich muss sagen um Weihnachten und Neujahr ist mir das immer ein bisschen voll auf den Skipisten.
Letzten Winter haben Sie einen neuen Putter ausprobiert und ihren Caddie gewechselt. Stehen für die kommende Saison irgendwelche Veränderungen auf dem Programm?
Letzten Winter habe ich einen neuen Putter getestet, aber ich bin beim 2-Ball-Putter geblieben. Aktuell bin ich wieder dabei, ein paar Putter auszuprobieren. Am Ende macht der aber auch nicht den großen Unterschied. Es geht teilweise eher um etwas im Kopf. Ansonsten bezüglich Veränderungen: Werden wir sehen.
Wann steigen Sie wieder ins Turniergeschehen ein?
Bei mir geht es im Januar mit der Dubai Desert Classic los. Vielleicht nicht ganz optimal, weil das direkt ein Rolex-Turnier ist und es vermutlich besser wäre, davor noch ein anderes Event zu spielen. Aber die längere Pause tut mir schon gut. Ich bin schon einige Jahre dabei und es ist immer gesund, wenn man es schafft, einmal im Jahr etwas länger zu pausieren. Und so geht es frisch im Januar wieder los.
Vielen Dank für das Gespräch!
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