DM AK offen

Karg und Ludwig neue Deutsche Meister


25. August 2024 , Stefan Bluemer


Marian Ludwig und Hannah Karg gewinnen die Titel
Marian Ludwig und Hannah Karg gewinnen die Titel | © DGV/stebl

Ein vom GC Trier phantastisch ausgerichtetes Turnier geht in der Sommersonne zu Ende. Die Deutschen Meisterschaften 2024 werden in noch besserer Erinnerung bleiben, als die des Vorjahrs. Noch mehr Helfer machen es für alle Beteiligten zu einer wahrhaft großen Meisterschaft auf einem vom Greenkeeping herausragend gepflegten Platz. Hannah Karg vom Hamburger GC und Marian Ludwig vom GC Am Habsberg sichern sich die Goldmedaillen und Pokale der Meister in der offenen Altersklasse.

Ensch – 2023 hatte der GC Trier schon ein Ausrufezeichen gesetzt. 2024 setzte der Club, der hoch über dem Moselufer einen sehens- und spielenswerten Platz hat, noch einen drauf. Eine Deutsche Meisterschaft mit so vielen Helfern, die mit offensichtlicher Lust auf Spitzengolf diese nationalen Titelkämpfe zelebrierten, hatte es noch nicht gegeben. Entsprechend geehrt und wertgeschätzt waren alle Athleten mehr als zufrieden, allen voran natürlich die neuen Titelträger.

Da viele der deutschen Talente schon wieder in den USA sind, wo sie im Collegegolf oftmals die besten Bedingungen für eine sportliche Entwicklung finden, fanden sich in der Teilnehmerliste auch Athleten, die man noch nicht so oft bei Deutschen Meisterschaften gesehen hatte. Insgesamt wurde aber dennoch auf hohem Niveau gespielt und die Zuschauer bekamen viele spektakuläre Schläge zu sehen.

Kaum Spannung bei den Herren

Marian Ludwig, der mit vier Schlägen Vorsprung in die Finalrunde gestartet war, spielte gewohnt solide. Der 32-Jährige hat schon ein paar Mal die Erfahrung gemacht, als Führender in die Finalrunde zu starten, allerdings noch nicht mit einem so starken Feld als Jäger hinter sich. „Normalerweise spiele ich eher weniger Bogeys, das hat heute leider nicht so ganz geklappt. Deshalb bin ich wirklich sehr zufrieden mit den vielen Birdies und dem Eagle“, freute sich Ludwig nach der dritten Runde, im Klassement ganz oben zu stehen.
„Der Platz ist auf jeden Fall in top Zustand und spielt sich im Vergleich zu letztem Jahr schwieriger, weil er trockener ist. Er bietet auf jeden Fall Potenzial für viel Spannung, besonders hintenraus mit Loch 15 und dem Grün 17. Da kann alles passieren“, blickte der Spieler, der einen gelben Ball spielt, voller Vorfreude auf den Finaltag voraus.

BILDER DES TAGES


Auf der Front Nine der Finalrunde änderte sich an der Spitze wenig. Marian Ludwig trat mit weiterhin vier Schlägen Vorsprung auf das zehnte Tee, allerdings war sein erster Verfolger nun Jasper Pippig vom Bundesliga-Aufsteiger GC Hannover. Morris Schiefner (Wannsee) und Jingchen Feng (SLR) waren mit +1 und +2 etwas zurückgefallen. Als der Habsberger auf Loch 12 ein Bogey notierte und gleichzeitig Jaspar Pippig einen Zwischenspurt einlegte, schmolz der Vorsprung auf nur noch drei Zähler zusammen. Nervenstark legte Ludwig aber schnell zwei Birdies nach, während Pippig noch eine wilde Rallye hinlegte und am Ende mit einer 76 (+4) sogar noch bis auf den achten Platz zurück fiel.
Als Marian Ludwigzum 18. Grün kam, hatte er bei gesamt zehn unter Par sieben Schläge Vorsprung auf den ersten Verfolger. Der hieß Fabius Bradhering. Der Athlet des G&CC Hamburg-Treudelberg hatte sich mit einer 69 (-3) noch auf gesamt drei unter Par verbessert und durfte sich über die Silbermedaille freuen.
Der Bronzeplatz wurde doppelt belegt. Jingchen Feng, der in der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf in der zweiten Mannschaft des GC St. Leon-Rot Erfahrungen sammelt, war sichtlich nervös, im Leaderflight zu spielen. Nach zwei frühen Bogeys verbesserte sich der Youngster aus der Kurpfalz mit einem Birdie auf Loch 15 noch einmal, musste dann aber noch zwei finale Bogeys auf den Löchern 17 und 18 notieren und teile sich am Ende mit gesamt zwei unter Par den dritten Platz mit Connor Engelmohr.
Der Hanseat brachte mit einer 68 (-4) seinen besten Score der Woche ins Recording. Gleichzeitig war dies auch der tiefste Score des Tages, der ansonsten nur noch von Emil Albers gehalten werden konnte. Albers hatte zuvor aber zu hohe Scores gespielt und so konnte der SLR-Athlet sich nur noch bis auf Rang 16 verbessern.

Kaum unter Par

Bei den Damen war Hannah Karg mit drei Schlägen Vorsprung gestartet und auch nach neun gespielten Löchern hatte sich daran nichts geändert.
Nach einem Bogey auf Loch 10 und einem Double auf Loch 12 war dieser Vorsprung plötzlich weg und fortan lieferten sich Karg und Alena Oppenheimer ein heißes Duell um den Platz an der Sonne.
Mit einem Birdie auf Loch 16 tauchte plötzlich Uma Bergner vom GC St. Leon-Rot auch noch mit -2 für das Turnier auf dem Leaderboard auf. Es roch nach Stechen und dieses hätte gut mit drei Spielerinnen stattfinden können. Aber Loch 18 hat es in sich, nicht zuletzt durch die drei Stufen des Grüns. Uma Bergner war im vorletzten Flight die erste der Aspirantinnen auf den Titel, die die letzte Hürde zu spielen hatte. Der Schlag ins Grün landete auf dem untersten Plateau, so dass der Putt alles andere als leicht war. Bergner hielt ihr Par, konnte damit Hannah Karg aber nicht mehr unter Druck setzen.
Alena Oppenheimer hatte ebenfalls einen langen Putt, den sie etwas forsch dosierte, so dass der Rückputt noch eine echte Aufgabe war. Dass die Spielerin des Stuttgarter GC Solitude, die früh im Jahr schon den Titel der Deutschen Lochspielmeisterin gewonnen hatte, mit sehr hohem Adrenalinpegel über dem Ball stand, war zu sehen. Und tatsächlich fiel der Putt nicht. Das Bogey ließ den Gesamtscore auf zwei unter Par sinken.

Nun war es an Hannah Karg, ihren Putt zum Sieg zu lochen oder ins Stechen mit Alena Oppenheimer und Uma Bergner zu gehen. Die Falkensteinerin, die in diesem Jahr etliche Erfolge in den USA feiern durfte und mit der Mannschaft auch den Sieg beim Final Four erkämpft hatte, blieb ganz cool und stopfte den entscheidenden Putt zum Par und damit zum Sieg.

Die 69 von Uma Bergner war der tiefste Score der Damen an diesem Tag. Neben Bergner gelang es auch noch Anna Nomrowski vom GC Hösel und Leonie Breutigam vom GC Hamburg Wendlohe, die 69 ins Recording zu tragen. Nomrowski belegte dadurch im Endklassement den geteilten vierten Platz, während Breutigam noch auf Platz neun kletterte.

Schlag des Tages

Der Schlag des Tages gelang Max Pieck. Der Spieler vom GC Essen-Heidhausen verzog seinen Drive auf Loch 9 weit nach links, lochte anschließend aber mit einem Holz 3 aus mehr als 230 Metern zum Albatros auf diesem 501 Meter langen Par 5. Dabei war der Ball deutlich länger als 230 Meter in der Luft, denn Pieck musste einen Baum umspielen und schlug einen heftigen Slice. Die Intuition, den Ball genau so zu schlagen, wurde belohnt und der 19-Jährige durfte über den ersten Albatros seiner Golfkarriere jubeln. Nachdem Pieck auf den ersten vier Löchern drei Bogeys notiert hatte und auf Loch 5 mit einem Birdie den negativen Lauf gestoppt hatte, machte der Youngster aus dem Ruhrgebiet drei Zähler auf einmal gut und ging dadurch sogar mit einem Schlag unter Par auf die Back Nine.

Das Siegerpodium der Damen:
1. Hannah Karg mit 285 (-3) Schlägen
2. Uma Bergner mit 286 (-2) Schlägen
2. Alena Oppenheimer mit 286 (-2) Schlägen

Das Siegerpodium der Herren:
1. Marian Ludwig mit 278 (-10) Schlägen
2. Fabius Bradhering mit 285 (-3) Schlägen
3. Connor Engelmohr mit 286 (-2) Schlägen
3. Jingchen Feng mit 286 (-2) Schlägen

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Stimmen zum Tag

Hannah Karg:
„Lang ist es her, dass ich alleine in Deutschland einen Titel gewonnen habe. Ich war in der Jugend schon mal Deutsche Meisterin. Dann kam Amerika. Ich war lange nicht mehr hier, daher hat es mich sehr gefreut, endlich mal wieder eine DM mitspielen zu können. Vor allem mit meinen Teammates nach dem Final Four war es schön, dass alle wieder rausgekommen sind. Da gab es good vibes. Dass Esther Henseleit gerade so erfolgreich ist, ist super für den Hamburger GC und auch für uns als Team. Bei uns ist es immer das Team. Auch hier habe nicht ich nur alleine gewonnen, sondern auch das Team und meine Trainer Luis Schmid und Esther Poburski. Wir sind eine große Familie und das macht Falkenstein aus. Esther Henseleit hat ja auch die Deutsche Meisterschaft gewonnen und ist dann Profi geworden. So ein bisschen möchte ich jetzt in ihre Fußstapfen treten. Es ist an der Zeit, dass mal wieder jemand aus unserem Club die Profikarriere anstrebt. Zum Ende des Jahres spiele ich die LET-Tourschool und dann schauen wir mal, ob ich so cool sein kann, wie Esthi.“

Alena Oppenheimer:
„Ich hatte beim Rückputt einen hohen Adrenalinpegel mit eingerechnet, aber der Putt war dann doch schneller, als ich ihn spielen wollte. Das Herz hat da ordentlich gehämmert. Ich bin sehr entspannt in den Tag gegangen. Hannah hatte zwar ein paar Schläge Vorsprung, aber das hatte sich zwischenzeitlich je erübrigt. Ich wollte einfach alles mitnehmen, was geht. Ich hätte gerne auf der 18 den Sieg klargemacht, habe aber den Wind falsch eingeschätzt und doch auf ein Playoff gehofft. Das ging dann leider aber auch nicht mehr. Nächste Woche geht es in die USA zur U.S. Women's Mid-Amateur Championship. Da würde ich gerne auch vorne mitspielen“, freute sich Alena Oppenheimer schon auf die nächste ganz große Aufgabe, die vom 7. bis 12. September im Brae Burn CC von West Newton ansteht.

Uma Bergner war rundum mit dem Verlauf dieser „Deutschen“ happy: „Heute war mein Spiel sehr ordentlich! Ich bin mit vier Birdies auf den ersten fünf Löchern sehr gut in den letzten Tag gestartet und konnte es danach gut zusammenhalten. Auf einem anspruchsvollen Golfplatz mit ondulierten Grüns und schweren Fahnenpositionen bin ich sehr happy mit meinem Endergebnis.“

Marian Ludwig:
„Es fühlt sich gut an, den Titel zu gewinnen. Letztes Jahr war ich Deutscher Meister in der AK 30. Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass ich hier in diesem Jahr den Titel gewinne. Scheinbar ist es hier ein gutes Turnier für Spieler des GC Am Habsberg, obwohl der Platz ganz anders ist. Mir macht es immer Spaß, jüngere Spieler etwas zu ärgern. Das es so gut funktioniert, hätte ich nicht gedacht. Es ist aber toll zu sehen, was an Nachwuchsarbeit in den Clubs und vom DGV geleistet wird. Ab Loch 15 oder 16 war es für mich heute eher entspannt. Ich wollte heute eigentlich zwei unter Par spielen. Das ist mir nicht gelungen. Aber heute waren die Verfolger gezwungen, fünf oder sechs unter Par zu spielen. Das können die zwar alle, aber müssen es doch eben auch erstmal am Finaltag machen“, hat Marian Ludwig trotz des Sieges keine Ambitionen, es noch als Profi zu versuchen. „Ich bin froh mit meiner Arbeit, habe eine Viertagewoche und kann dadurch viel Zeit ins Golfspiel investieren. Dabei wird es bleiben.“


Connor Engelmohr zog ein sehr hanseatisch-reflektiertes Fazit: „Heute hatte ich einfach in allen Bereichen ein solides Spiel. Ich bin nach anfänglichen Schwierigkeiten geduldig geblieben und habe mich hinten raus mit guten Schlägen belohnt. Die Medaille ist für mich als wichtig und erfolgreich einzuordnen, jedoch nicht der größte Erfolg insgesamt. Da setze ich wegen des Feldes den dritten Platz bei der Internationalen Amateur Meisterschaft von Tschechien ebenso höher an, wie auch die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft 2022. Das lässt sich alles aber im selben Kreis von erfolgreichen Turnieren einordnen.“

Marcus Neumann, Vorstand Sport im DGV, war restlos begeistert: „Das Turnier in diesem Jahr war noch besser, als das erste Turnier im GC Trier 2023. Damals hatte ich schon gesagt, dass man das nicht übertreffen kann, aber ich muss mich revidieren: Man kann es übertreffen. Es war Wahnsinn hier. Ich sage das im Brustton meiner Überzeugung: So muss eine Deutsche Meisterschaft ablaufen! Wir waren hier nicht nur Gast, sondern waren integriert in den ganzen Ablauf. Mehr als 70 Volunteers haben das Leben des Clubs mit eingebracht. Ich freue mich, dass man es hier hinbekommen hat, hat es bei Damen und Herren bei den Ergebnissen nicht weit auseinander geht, obwohl bei den gleichen Platz gespielt haben. Bei harten Grüns kann es bei den Damen schnell schwieriger werden. Hier hat man ein solides Mittelmaß gefunden, dass die Herren genügend herausgefordert waren, aber die Damen nicht überfordert wurden.“