Olympia
Deutsche Damen kämpfen gegen den „Monsterplatz“
7. August 2024 , Deutscher Golf Verband e.V.
Nach Runde eins des olympischen Damen-Turniers auf Le Golf National liegen Esther Henseleit (72/E) auf T13 und Alexandra Försterling (76/+4) auf T40. Familie und Freunde sind nach Paris gereist, um das Duo aus dem Golf Team Germany zu unterstützen.
Die Experten hatten es vermutet, die ersten Runden haben es bestätigt. Le Golf National im Herrentrimm den Damen mit kürzeren Abschlägen vorzusetzen, ist nicht die allerbeste Idee. Wo die Männer in der Regel nach langen Abschlägen mit kurzen Eisen die Grüns hoch anspielen konnten, sind die Frauen mit langen Eisen oder sogar Hölzern unterwegs. Das macht die Grüns viel, viel kürzer. Es ist extrem schwierig, die Bälle rechtzeitig zum Halten zu bringen. Die Anspielzonen, die das überhaupt noch möglich machen, sind begrenzt und kleiner.
Dazu kommt das nach wie vor brutale Rough, aus dem sich die Männer häufig mit roher Kraft befreien konnten. Den Damen bleibt meist nur der Chip aufs Fairway. Neben den hausgemachten Problemen ist auch noch der Wind deutlich frischer als prognostiziert. Insgesamt also mehr als anspruchsvolle Bedingungen, die sich auf dem Scoreboard deutlich bemerkbar machen. Sehr viele Ergebnisse über Par. Die Damen kämpfen.
Leider auch Esther Henseleit, die sichtlich beeindruckt von Platz, Olympia, Nationaltrikot und Fanaufkommen lange braucht, bis sie sich stabilisiert. Doppelbogey, Bogey zum Auftakt sind ein klares Statement. Hier geht’s um mehr als auf den Touren. Das zeigt auch das umfangreiche Team Esthi, unter anderem mit Vater Horst, Familienfreundin Christine, Schwester Felicia und vielen weiteren Supportern aus Hamburg, die die Gelegenheit nutzen, die LPGA-Proette mal wieder live nah der Heimat zu erleben.
Runde 1 Damen
Sorgen bereitet Caddie, Trainer und Lebensgefährte Reece, der sich gerade erst von mehreren Bandscheibenepisoden erholt hat und wohl noch immer Schmerzen hat. Die Esthis sind durchaus besorgt. Nach dem schwierigen Auftakt läuft es jetzt besser bei Esther. Zwei Birdies gelingen ihr. Weil aber auch zwei weitere Bogeys folgen, bleibt es zunächst bei drei über Par. Die Fans geben alles und feuern weiter an. Vater Horst gibt uns ein kurzes Esther-Inside: „Für Esther ist es eine absolute Ehre, hier für Deutschland zu spielen, und Olympia ist sowieso ein Traum für sie, ich kann mir gut vorstellen, dass das ganz schön auf sie einwirkt.“
Inzwischen ist auch Alex Försterling unterwegs und schnuppert erste Olympia-Luft. Der Einstieg gelingt ihr besser als Mannschaftskollegin Henseleit. Zweimal Par auf den ersten beiden Löchern. Guter Start. Der Platz zeigt weiter seine Zähne. Nur neun Spieler unter Par. Große Namen wie Charley Hull, Lynn Grant oder Azahara Munoz liegen teilweise weit über Platzstandard. Esther Henseleit hält sich zuletzt gut, nach wie vor drei über. Aber jetzt drohen die schweren letzten Löcher. Ab der 15 kommt es noch mal richtig dicke. Vater Horst ist optimistisch, genauso wie die anderen Esthies. Da geht noch was, sind sie sich sicher.
Alex Försterling lernt in der Zwischenzeit die Tücken von Le Golf National kennen. Die Drives kommen nicht so akkurat wie gewohnt, und aus dem tiefen Gras lässt sich bestenfalls ein Par retten. DGV-Sportvorstand Marcus Neumann weiß, wie schwer der Platz ist „Durch das Männer-Setting ist das ein anspruchsvolleres Niveau, als es die Spielerinnen sonst von den üblichen Turnieren auf ihren jeweiligen Touren gewohnt sind. Ich kann die erhöhte Schwierigkeit des Platzes nicht einfach dadurch ausgleichen, indem ich einfach nur die Abschläge nur nach vorne setze. Es ist einfach ein Monsterplatz für die Frauen.“
Mit dem Esther zusehends besser zurecht kommt. Die Nervosität scheint keine Rolle mehr zu spielen. Drei Birdies auf den letzten vier Löchern. Am Ende eine Par-Runde, Platz 13 und nur zwei Schläge Rückstand auf den Bronze-Platz, da ist wirklich alles noch möglich. „Insgesamt hat es sich sehr schwer gespielt. Es war relativ windig, mit ein par Böen. Es war nicht leicht, den Wind einzuschätzen. Insgesamt bin ich nach dem schweren Start ganz zufrieden heute. Ich war schon relativ nervös. Es kommt ja nicht so oft vor, dass wir vor so vielen Zuschauern spielen. Mir hat es extrem Spaß gemacht und die Atmosphäre ist einfach unglaublich gut.“
Papa Horsts Zuversicht erwies sich also als berechtigt. „Esther hat uns am Ende mit allem versöhnt und das ist total schön.“ Und weil zum Schluss auch Alexandra Försterling mit einem Birdie auf der 18 und einem Gesamtscore von vier über Par noch einen positiven Abschluss gefunden hat (Platz 40), ist die deutsche Bilanz nach dem ersten Tag durchaus hoffnungsvoll. „Ich fand jetzt nicht, dass ich superschlecht gespielt habe. Ich hab' mich immer mal in schwierige Lagen gebracht, aus denen es schwer war, noch ein Par zu spielen. Aber wenn ich das morgen weglasse, bin ich eigentlich noch guter Hoffnung.“
Dass sie vor dem schweren Platz keine Angst haben müssen, haben beide deutsche Spielerinnen heute bewiesen. Weil bis auf die Führende Celine Boutier aus Frankreich (-7) keine andere Spielerin eine Traumrunde gespielt hat, können vor allem Esther, aber auch Alexandra optimistisch in die zweite Runde gehen.
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