TEAM-EM
Sensationeller Sieg gegen Spanien
11. Juli 2024 , Christopher Tiess
Mit einer frühen Führung und einem superstarken Spiel siegen die deutschen Damen gegen Titelverteidiger Spanien 4,5:2,5 und sichern ihren Einzug ins Halbfinale der Europameisterschaft.
Tag drei der Team-EM ist angebrochen und damit auch die Zeit für die Matchplays. Die deutschen Damen haben sich erfolgreich für die Viertelfinalspiele qualifiziert - treffen da allerdings direkt auf das Über-Team schlechthin. Denn die Spanierinnen trumpfen gleich mehrfach: Sie sind die Gastgeberinnen des Turniers und kennen den Platz mit Abstand am besten. Sie haben das Turnier im Vorjahr gewonnen und sind mit voller Motivation dabei, ihren Titel zu verteidigen.
Und zu guter Letzt: Das spanische Team hat die Zählspiel-Qualifikation mit einer beeindruckenden Performance für sich entschieden und stand mit Abstand auf dem ersten Rang. Nicht ohne Grund sagte die deutsche Nationaltrainerin Esther Poburski: „Das ist sicher der schwerste Brocken, den man im Viertelfinale vor der Brust haben kann. Aber wir haben eine Chance und die wollen wir nutzen.“ Und genau das taten die deutschen Damen auch - und zwar von Beginn an.
Starker Auftakt in den Vierern
Die Spielbedingungen waren die bislang anspruchsvollsten im Turnier: 36 Grad Celsius und kein Wind weit und breit. Wie die Temperaturen, so waren auch beide Vierer-Matches heiß umkämpft, aber den favorisierten Spanierinnen wurde schnell klar: die „nur“ auf Platz acht qualifizierten und mutmaßlich schwächeren Deutschen halten voll dagegen. Die erste Entscheidung stand im Vierer zwischen Carla Bernat/ Cayetana Fernandez (ESP) sowie den beiden Deutschen Helen Briem (Stuttgarter GC Solitude) und Geburtstagskind Celina Sattelkau (GC St. Leon-Rot) an.
Das durch den Größenunterschied so ungleich anmutende deutsche Gespann harmonierte perfekt und hatte spät in der Runde das Dormie bereits in der Tasche: mit einer 2auf-Führung gingen die beiden Adler-Damen auf Bahn 17. Die aggressiv spielenden Spanierinnen verloren das Loch jedoch und Briem/Sattelkau machten die erste Sensation per 3&1 perfekt.
Da war in dem früher gestarteten Vierer allerdings noch nichts entschieden. Hier spielten Paula Schulz-Hanßen (GC St. Leon-Rot) und Charlotte „Charlie“ Back (GC St. Leon-Rot) gegen die starke Longhitterin Julia Lopez und Carla Tejedo (ESP). Nachdem die Deutschen im Verlauf der Runde bereits früh in Führung lagen, stand es nach der vollen Distanz jedoch all square. Es ging auf die erste Extrabahn und da erkämpften sich die St. Leon-Roter Mannschaftskameradinnen die zweite Sensation: sie holen auch diesen Punkt, und zwar mit 1auf.
Für Poburski ein starker Zwischenstand, aber die erfahrene frühere Turnierspielerin sieht gleichzeitig auch die Gefahr: „Das war wirklich gut gespielt von uns. Sehr gute Einstellung und auch super fair von Spanien gespielt. Nichtsdestotrotz wissen wir, dass wir unglaublich achtsam sein müssen, denn die Spanierinnen haben eine unglaublich komplexe Qualität im Team. Aber wir freuen uns auf die Challenge.“
Spanien kommt zurück
Und tatsächlich geht der erste Punkt aus den Einzeln an die Spanierin Andrea Revuelta, die Chiara Horder (GC München Valley) per 7&5 zu einem frühen Feierabend zwingt. Doch dann erhöht Charlie Back den Vorsprung erneut auf 2 Punkte, als sie ihr Match gegen Carla Bernat mit 2&1 für sich entscheidet. Wie hochklassig und eng es hier zuging, war stellvertretend für das gesamte Match: Es gab Bahnen, die wurden mit Birdie geteilt. Dann gelang Back an Bahn 12 aus knapp fünf Meter Entfernung ein Up-and-Down zum Ausgleich des Matches. Und an Bahn 13 spielt Back erneut ein Birdie, dreht damit ihr Match und schafft einen Stimmungsumschwung, der das gesamte Spiel der deutschen Mannschaft beeinflusste.
Der nächste deutsche Punkt würde nun die Entscheidung für die Bundesadler bedeuten. Doch so schnell lassen die Titelverteidigerinnen nicht los. Paula Martin, die die Einzelwertung als starke Zweite beendet hat, holt - bereits in Führung liegend - auch das 18. Loch gegen Christin Eisenbeiß (Hamburger GC) und siegt per 2auf. 3:2 lautet nun der Spielstand zwischen den großen Spanierinnen, die auf heimischem Platz spielen und den Adler-Damen aus Alemania.
Doch dann kam erneut Paula Schulz-Hanßen, die ja genau wie Charlie Back bereits in den Vierern unterwegs war. Und erneut war es ein enges Match zwischen ihr und derselben starken Julia Lopez. Schulz-Hanßen konnte Bahn 16 gewinnen und 1auf gehen, verlor dann jedoch Bahn 17. Und schlussendlich schaffte es die deutsche Spielerin an Bahn 18, mit einem Up-and-Down aus zirka 40 Metern Entfernung das Birdie zu sichern, und gegen diese so starke Spanierin erneut mit 1auf vom Grün zu gehen.
Der entscheidende vierte Punkt war erkämpft und das letzte noch laufende Match zwischen Helen Briem und Carla Tejedo wurde bei einer 2auf-Führung der Spanierin beendet und der Punkt geteilt. Was dabei schnell untergeht: Briem spielt zuletzt noch ein Eagle. Der Triumph des Golf Team Germany bedeutet gleichzeitig einen handfesten Faux Pas für die Gastgeberinnen. Denn mit der Niederlage im Viertelfinale hat Spanien keine Chance mehr auf eine Medaille, geschweige denn eine Titelverteidigung.
Bestes Geschenk ever
Nationalmannschafts-Trainerin Esther Poburski sagt direkt nach der Entscheidung: „Das war total krass. Auf den ersten Neun haben wir gut mitgehalten. Auf den zweiten Neun lief es dann nicht so für uns. Wir hatten dann den Momentum Changer bei Charlie an Bahn 12 - ab da ging es für uns wieder vorwärts. Am Ende muss man sagen: Das war richtig gutes Golf heute bei den Mädels. Die haben so stark gefightet. Und jetzt wollen wir erstmal ins Hotel fahren, regenerieren, was essen und morgen geht es weiter. Im Moment wissen wir noch gar nicht, gegen wen wir morgen antreten. Aber wie schon ganz zum Anfang des Turniers gesagt: Wenn Du hier gewinnen willst, musst Du gegen alle gewinnen.“
Und Celina Sattelkau, die heute ihren 23. Geburtstag feiert, resümiert: „Das war megageil heute. Das ist echt das beste Geburtstagsgeschenk was wir uns beziehungsweise die Mädels mir hätten machen können. Ich bin unfassbar stolz auf alle und den Fight, den wir gezeigt haben. Obwohl es knapp war, habe ich jederzeit daran geglaubt, dass wir Spanien schlagen können und ins Halbfinale einziehen werden. Ich bin megahappy und stolz auf alle - aber ich freue mich auch auf die weiteren Matches morgen. Jetzt gilt es erstmal, dass wir uns von der Hitze erholen und regenerieren, um dann morgen wieder Vollgas geben zu können.“
In den weiteren Viertelfinals spielt Irland gegen Dänemark 5:2. Frankreich siegt mit 4,5:2,5 gegen Schweden. Und die Damen aus England überrollen Italien mit einem beeindruckenden 6:1. Für die nun anstehenden Halbfinal-Begegnungen trifft Deutschland auf Irland, während Frankreich gegen England spielt. In jedem Fall ist schon jetzt klar: Die deutschen Damen spielen um eine Medaille.
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