TEAM-EM

Kampf um die Top Acht


9. Juli 2024 , Christopher Tiess


Die deutschen Damen und der Trainerstab starten gut gelaunt in die Mission Mannschafts-Europameisterschaften.
Die deutschen Damen und der Trainerstab starten gut gelaunt in die Mission Mannschafts-Europameisterschaften. | © EGA

Die 19 besten Damen-Mannschaften Europas sind im Norden von Madrid zusammengekommen, um die Meisterinnen des Jahres 2024 zu finden. Austragungsort ist der renommierte Real Sociedad Hípica Española Club de Campo.

Wind, Hitze, fiese Pins

Wie bei allen Mannschafts-Europameisterschaften wird auch hier an den beiden ersten Turniertagen die Zählspiel-Qualifikation ausgetragen. Nach deren Abschluss steht fest, welche acht Teams den Einzug in den Flight A schaffen und in den anstehenden Lochspielrunden um den Titel spielen. Dabei werden die Athletinnen von leichtem Wind und sonnig-heißen Temperaturen um die 36 Grad Celsius begleitet. Neben dem konditionell anspruchsvollen Wetter hat der Par-72 Meisterschaftsplatz noch weitere Verbündete, um sich zu verteidigen. 

So warten auf die Spielerinnen stark ondulierte und gut verteidigte Grüns, schwere Fahnenpositionen sowie eine hohe Windanfälligkeit. Der Platz wirkt zudem auf den ersten Blick weit, jedoch sind die Spielerinnen gut beraten, die Fairways zu treffen. Denn liegt der Ball erst einmal im tiefen Gras, beeinflusst das sofort Schwung. Das Rough hier im Norden von Madrid greift förmlich nach dem Schläger. Und die Spielerinnen sind gut beraten, genau zu schauen, wo der Ball landen darf - und vor allem wo er nicht landen darf.

Am stärksten waren zum Auftakt die Damen aus Dänemark unterwegs. Mit 358 Schlägen (-2) stehen sie an der Spitze der Zählspiel-Tabelle. Die amtierenden Vizemeisterinnen aus England folgen ihnen mit 361 Zählern und bleiben dabei nur einen Schlag über dem kumulierten Platzstandard. Rang drei und vier wird mit 362 Schlägen (+2) von den Titelverteidigerinnen und gleichzeitig auch Gastgeberinnen aus Spanien sowie dem irischen Team eingenommen. Beide Mannschaften liegen schlaggleich - selbst das Streichergebnis ist in identischer Höhe ausgefallen ist.

Italien musste aufgrund seiner spät gestarteten Anna Zanusso und Elena Verticchio lange auf sein Ergebnis warten. Am Ende kann die Squadra Azzurra mit ebenfalls 362 Schlägen (+2) auf einen respektablen fünften Platz blicken. Auf Platz sechs findet sich Frankreich mit 364 Schlägen (+4) ein - dicht gefolgt von dem ambitionierten deutschen Team (365; +5). Dabei ist sind die Adler-Damen ist in derselben Besetzung wie im Vorjahr unterwegs. Da hat es immerhin zu Bronze gereicht. 

Schulz-Hanßen mit Mega-Finish

Die deutsche Trainerin Esther Poburski fasst genau da nach: „Wir wollen gerne ein bisschen weiter nach oben greifen. Es kommt natürlich auch darauf an, wann Du auf wen triffst. Aber wenn Du gewinnen willst, musst Du alle schlagen. Ich bin sehr gespannt. Wir freuen uns wahnsinnig auf die Woche. Wir kennen uns alle schon lange und haben genau dadurch auch eine tolle Stimmung in der Mannschaft!“ 

Die Nationaltrainerin, die auch die Damen-Bundesligamannschaft des traditionsreichen Hamburger GC betreut, blickt optimistisch auf das Turnier: „Wir hatten heute morgen einen guten Start erwischt. Dann wurde es etwas windiger und aus dem guten Start wurde am Ende ein immerhin solider Tag. Wir haben einige Dinge gut gemacht, aber eben auch einiges liegen gelassen. Wir haben durchaus noch Luft nach oben. Wir sind nicht weit weg von den vorderen Mannschaften weg und wollen gerne noch ein paar Plätze gut machen.“

Mit fünf Schlägen Abstand kommen die walisischen Damen (370; +10) auf Rang acht zurück ins Clubhaus. Den undankbaren neunten Platz halten aktuell die sonst so starken Schwedinnen. 372 Zähler (+12) stehen auf ihrem Konto.

Neben der ausschlaggebenden Teamwertung wird auch eine Einzelwertung geführt. An deren Spitze stehen die Spanierin Paula Martín-Sampedro sowie Beth Coulter aus Irland mit jeweils 68 Schlägen (-4). Martín-Sampedro erkämpft sich die Co-Führung quasi auf den letzten Metern, indem sie ihren Ball auf Bahn 18 zum Birdie versenkt. Mit nur einem Schlag mehr steht Paula Schulz-Hanßen (Deutschland) dank eines starken Birdie-Birdie-Finish auf T3. Sie teilt die Platzierung mit Veronika Kedrońová (Tschechien) und Benedicte Brent-Buchholz (Dänemark). 

Aber auch in der weiteren Folge ist das Feld extrem eng gesteckt und ganze 17 der insgesamt 114 Spielerinnen stehen innerhalb von drei Schlägen zur Führung. Die Leistungsdichte ist sehr hoch hier im Norden von Madrid und der zweite Turniertag verspricht umso mehr Spannung. Denn spätestens am Abend der nun anstehenden zweiten Runde werden neben tiefen Enttäuschungen auch die ersten großen Jubel über die Spielbahnen des altehrwürdigen Real Sociedad Hípica Española Club de Campo hallen. 

Der altehrwürdige Real Sociedad Hípica Española Club de Campo ist Austragungsort der Team-EM der Damen 2024.
Der altehrwürdige Real Sociedad Hípica Española Club de Campo ist Austragungsort der Team-EM der Damen 2024. | © EGA

Selbstkritisch und selbstbewusst

In der Einzelbetrachtung zeigt sich: Paula Schulz-Hanßen (GC St. Leon-Rot), die eigentlich nur ungern die Abschlussspielerin ist, notiert mit 69 Schlägen das beste Ergebnis der Deutschen. Charlotte Back (GC St. Leon-Rot) und die zweitplatzierte der Amateur-Weltrangliste Helen Briem (Stuttgarter GC Solitude) konnten mit jeweils 72 Schlägen ebenfalls starke Ergebnisse abgeben. Briem gelang dies trotz ihres Doppelbogey-Starts. 

Celina Sattelkau (GC St. Leon-Rot) kam mit 75 Schlägen (+3) zurück ins Clubhaus und ihr ist der Respekt anzumerken, wenn sie sagt: „Heute Nachmittag hat sich der Platz doch deutlich schwieriger gespielt. Gerade deshalb auch Respekt an Paula für das starke Finish!“ 

Sattelkau hat ihrerseits direkt miterlebt, wie es auch anders gehen kann: Ihre Flightpartnerin Julia Lopez Ramirez, aktuell die dritte der Weltrangliste, hat auf den beiden letzten Bahnen noch ganze fünf Schläge verloren. So oder so: die Spielerin vom GC St. Leon-Rot blickt mit Optimismus nach vorne: „Für morgen ist auf jeden Fall was drin. Wir werden noch im Course Management etwas optimieren und dann sollte es gut klappen für eine gute Position im Matchplay.“

Christin Eisenbeiß (Hamburger GC) und Chiara Horder (GC München Valley) kommen mit 77 Schlägen (+5) vom Platz. Die Damen gehen selbstkritisch aber gleichzeitig auch selbstbewusst an die Aufarbeitung der Runde. Und Schulz-Hanßen sagt mit dem Blick auf die anstehende zweite Runde: „Ich weiß dass wir als Team morgen nochmal eine Schippe drauf legen können.“