TEAM-EM

Ein Haken für die Pflicht


10. Juli 2024 , Christopher Tiess


Nur mal kurz Probe stehen: Paula Schulz-Hanßen (GC St. Leon-Rot) neben dem traditionsreichen Pokal der Mannschafts-Europameisterschaften der Damen.
Nur mal kurz Probe stehen: Paula Schulz-Hanßen (GC St. Leon-Rot) neben dem traditionsreichen Pokal der Mannschafts-Europameisterschaften der Damen. | © DGV

Ein spannender zweiten Tag mit viel Bewegung bis zum Schluss. Eine erfolgreiche Qualifikation für die deutschen Damen. Und eine Mammut-Aufgabe, die im ersten Matchplay auf Esther Poburskis Team wartet.

Bei den Mannschafts-Europameisterschaften der Damen ist die entscheidende Runde der Zählspiel-Qualifikation in den Büchern. Und ja, da war noch einmal richtig Bewegung im Feld. Es gab allerdings nur eine einzige Mannschaft, die ihre Position unter den besten Acht nicht halten konnte: Wales. Denn die walisischen Damen sowie einige weitere Teams wurden von einer gewissen skandinavischen Mannschaft geradezu überrollt. 

Dänemark rutscht ab

Aber der Reihe nach: An der Spitze der Tabelle verabschiedete sich das dänische Team und rutschte stark ab. Dafür brachten die auftrumpfenden Spanierinnen ihre Stärke zur Geltung. Sie spielen den zweiten Qualifikationstag mit starken 12 unter Par und beenden die Zählspielphase mit insgesamt -10 auf Platz eins. Die iberischen Damen zeigen: Sie meinen ihr Projekt Titelverteidigung mehr als ernst. 

Die Vizemeisterinnen aus England gehen an diesem zweiten Turniertag ebenfalls tief und beenden die Qualifikation mit kumuliert -9 Schlägen auf Platz zwei. Frankreich mischt die Spitzengruppe zu später Stunde noch einmal gehörig auf, als Schlussspielerin Constance Fouillet eine 66er Runde unterschreibt und damit 6 Schläge unter Par bleibt. In diesem eng gesteckten Feld reicht das bereits, damit Frankreich sich um ganze drei Plätze verbessert und die Qualifikation mit -6 auf Platz drei abschliesst.

Irland hält sich mit einem Tagesergebnis von -5 Zählern stabil und zieht mit insgesamt -3 Schlägen auf dem vierten Platz in die Matchplay-Phase ein. Die aus der Führung heraus gestarteten Däninnen spielten zwar auf vergleichbarem Niveau zum Vortag, wurden aber dennoch geradezu durchgereicht. Nachdem die letzte Zählspielbahn absolviert war, fanden sich die Skandinavierinnen mit -2 Schlägen immerhin auf Rang fünf wieder. 

Auf der falschen Seite des Zauns

Platz sechs gehört dem heute so unaufhaltbaren schwedischen Güterzug. Mit 10 Schlägen unter Par verbessern die Schwedinnen sich im Vergleich zum Vortag substantiell und halten sich dank dessen alle Chancen für den weiteren Turnierverlauf offen. Ihr Team Score für die Zählspielphase lautet +2. Nicht ganz so klar ist der Erfolg für die auf Rang 7 stehenden Italienerinnen, denn sie haben zwei Plätze abgeben müssen. Dennoch qualifizieren sich die Südeuropäerinnen mit einem Gesamtergebnis von +4 Schlägen klar für das Viertelfinale. 

Den achten und damit letzten Qualifikationsplatz für den heiß umkämpften Flight A sichern sich die Damen aus Deutschland. +10 Schläge stehen insgesamt auf ihrem Konto, als Schlussspielerin Christin Eisenbeiß vom 18. Grün kommt. Ihr Traumergebnis ist das nicht - aber die schwere Pflicht ist jetzt definitiv geschafft. Und in jedem Fall kann das Golf Team Germany auf einen deutlich besseren Tag zurückblicken als ihre walisischen Kolleginnen. 

Die deutsche Abschlussspielerin Christin Eisenbeiß (Mitte) gemeinsam mit Jess Baker (ENG) und Victoria Levy (CH).
Die deutsche Abschlussspielerin Christin Eisenbeiß (Mitte) gemeinsam mit Jess Baker (ENG) und Victoria Levy (CH). | © DGV

Denn die Damen aus Wales sind das einzige Team, das nach einem Top-Acht-Ergebnis zum Auftakt noch seinen Qualifikationsplatz verloren hat. Deutlich stehen die Waliserinnen mit +22 Schlägen auf der falschen Seite des Zauns und können bei den nun anstehenden Matchplays lediglich noch ihren aktuellen neunten Platz verteidigen. Das Titelrennen hingegen ist für sie schon jetzt offiziell vorbei.

Aber wie sieht das deutsche Team in der Einzelbetrachtung aus: Die Mannschaftsergebnisse der beiden Zählspieltage sind mit jeweils 365 Schlägen identisch. Und auch die einzelnen Scores haben eine starke Homogenität: Charlotte Back (GC St. Leon-Rot) ging erneut als Startspielerin auf die Runde und brachte eine 72 (Even Par) zurück. Paula Schulz-Hanßen (GC St. Leon-Rot) startet dieses Mal auf Position zwei und unterschriebt eine 73 (+1). 

Helen Briem (Stuttgarter GC Solitude) bringt eine 74 (+2) in die Mannschaftswertung ein. Celina Sattelkau (GC St. Leon-Rot) spielt eine 76 (+4), was heute der Streicher der Deutschen ist. Chiara Horder (GC München Valley) kommt mit 75 Schlägen (+3) vom 18. Grün und Christin Eisenbeiß (Hamburger GC), die die Spielpositionen mit Paula Schulz-Hanßen getauscht hat, bringt mit ihrer 71 (-1) den stärksten deutschen Score zurück ins Clubhaus.

Einzelwertung

In der Einzelbetrachtung des gesamten Feldes spielt sich die starke Marie Eline Madsen aus Dänemark von Platz 6 aus nach vorne. Mit einem Birdie am letzten Zählspielloch und einem Rundenergebnis von sieben Schlägen unter Par schiebt sie sich an der vormals führenden Paula Martín Sampedro (Spanien) vorbei und übernimmt die alleinige Spitze. Madsen siegt in der Einzelwertung also mit insgesamt -9 Schlägen, Martín Sampedro folgt mit -8. 

Auf Rang drei spielt sich die Französin Constance Fouillet, die den Tag auf Rang 18 begann und mit ihrer heutigen -6 sowohl ihr Team als auch sich selbst belohnt. Die nun anstehenden Viertelfinals werden im Matchplay ausgetragen. Hier treffen die spanischen Titelverteidiger auf Deutschland. England spielt gegen Italien. Frankreich tritt gegen Schweden an und Irland hat eine Verabredung mit Dänemark. 

Die deutsche Mannschaftstrainerin Esther Poburski blickt auf die grundsätzlich erfolgreiche Qualifikationsphase zurück - sieht aber auch die anspruchsvolle Paarung: „Das ist nicht die Ausgangsposition, die wir uns gewünscht haben. Wir hatten zuerst mit England als Gegner gerechnet, aber auf den letzten Bahnen hat es sich dann entschieden, dass es gleich zu Beginn gegen Spanien geht. Das ist sicher der schwerste Brocken, den man im Viertelfinale vor der Brust haben kann. 

Aber mit denen haben wir noch eine Rechnung aus dem letzten Jahr offen - und wenn wir jetzt an die Fußball-EM denken, dann kommt noch einem zweite Rechnung hinzu. Wir haben uns hier bislang etwas unter Wert verkauft, alleine wenn wir uns die Par-5-Löcher angucken. Das können wir besser und wir werden alles geben, um Spanien zu schlagen. Wir haben eine Chance und die wollen wir nutzen.“