Team-EM Herren

Kantersieg für Deutschland gegen Gastgeber Italien


11. Juli 2024 , Stefan Bluemer


Der Kreis der wichtigen Worte (© DGV/stebl)
Der Kreis der wichtigen Worte (© DGV/stebl)

Am Vormittag läuft es in den Vierern noch etwas zäh und so geht es mit einem 1:1-Zwischenstand in die kurze Mittagspause. In den fünf Einzeln sorgen die Bundesadler sehr früh für mehr als klare Verhältnisse und ziehen den Italienern, die mit großen Hoffnungen in diese Team-EM auf heimischem Terrain gestartet waren, schnell den Zahn. Oder besser noch: alle Zähne. Am Ende heißt es 5:2 für Deutschland.

Robassomero/Italien - Was war das denn? Damit hatte Gastgeber Italien ganz sicher nicht gerechnet. In den Vierern sah es zeitweise danach aus, dass Italien beide Matches gewinnen kann. Tim Wiedemeyer und Carl Siemens spielten gegen Filippo Ponzano und Michele Ferrero gar nicht schlecht, aber mehrfach entschied sich Fortuna, ihr Füllhorn über den Italienern auszuschütten. Wenn auch teils mehrere vermurkste Schläge in Folge immer wieder mit erstaunlich guten Lagen „belohnt“ werden, ist auch mit solidem Spiel der Bundesadler nichts zu machen. Dieses Match ging mit 2&1 an die Gastgeber.Auch im anderen Vierer führte Italien mit 1auf nach 15 Löchern, obwohl das deutsche Duo bogeyfrei geblieben war. Ganz großartig, war, wie Peer Wernicke und Tom Haberer einen Schlussspurt auf den Platz des Royal Park I Roveri zauberten und mit zwei Lochgewinnen in Folge auf dem 18. Grün mit 1auf jubeln durften und damit den Ausgleich für das deutsche Team erzielten.

Momentum auf Deutsch

Kapitän Chris Marysko und Bundestrainer Christoph Herrmann riefen ihre Schützlinge zum berühmt berüchtigten Kreis zusammen. Und immer, wenn das deutsche Team die Köpfe ganz eng zusammensteckt, wird es für die Gegner eng. So auch in diesem Viertelfinale.
Im ersten Einzel ging Tiger Christensen gegen Riccardo Fantinelli raus. Der Italiener ließ hier und da seine Klasse aufblitzen, aber in Summe war er dem Falkensteiner in vielen Belangen erkennbar unterlegen. Christensen war es dann auch, der mit 4&3 den ersten Punkt der Einzel für das Junior Team Germany verbuchte. Schnurstracks ging es für den Hamburger zurück, um am Bag von Carl Siemens zu helfen. Der lag auch schon hoch in Führung und sorgte gegen Filippo Ponzano mit einem 6&4 für besonders klare Verhältnisse.

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Unmittelbar danach kam Tim Wiedemeyer, der als letzter Deutscher gestartet war, auf das 14. Grün und macht ebenfalls den Deckel auf sein Match. Wie der Bayer sich mit Matteo Cristoni duellierte, war eine einzige Offenbahrung, Golf vom Allerfeinsten.
Wiedemeyer brillierte in allen Bereichen und hatte auf fast jedem Grün eine Birdiechance, wenn nicht sogar die Möglichkeit, ein Eagle zu spielen. Dies war mitunter auch nötig, um ein Loch zu gewinnen, denn auch Cristoni knallte mehrere Birdies auf den Platz. Der Lochgewinn mit einem Eagle auf Loch 11, gefolgt von einem Birdie auf Loch 12 machten den Sieg eigentlich schon vorzeitig klar, auch wenn es formal noch nicht vollbracht war. Dem Italiener war aber anzusehen, dass sein Glaube daran, dieses Match nach einem 6down-Rückstand nach 12 Löchern noch zu drehen wäre, verschwunden war. Am Ende war es dann mit 5&4 ebenfalls eine ganz klare Sache für den Bundesadler.
Damit stand der Sieg Deutschlands gegen Italien schon fest, aber auch Tom Haberer hatte in den Moment sein Match gegen Luca Memeo mit 3&2 gewonnen.
Den Ehrenpunkt für Italien holte Marco Florioli, der mit 3&2 gegen Peer Wernicke gewann, hierfür aber etliche echte Zauberschläge brauchte, weil der Hubbelrather keineswegs enttäuschte.
Unter dem Strich steht ein überaus klarer 5:2-Sieg für Deutschland.

Stimmen

Carl Siemens war nach diesem Kantersieg rundum zufrieden, auch wenm der Start am Morgen etwas zäh war: „Wir sind ja ein bisschen holprig in den Tag gestartet. Deswegen sind wir froh, dass dann Tom und Peer ihr Match noch drehen und gewinnen konnten, so dass wir eine neutrale Ausgangsposition für die Einzel hatten. Mit dem Einzel bin ich bei den anderen und bei mir sehr zufrieden. Wir haben nochmal eine ordentliche Schippe draufgelegt und einfach gezeigt, warum wir das Stroke Play gewonnen haben. Damit haben wir an unsere Leistung angeknüpft. Ich hoffe, dass wir das die nächsten Tage weiterhin so machen können.“

Tom Haberer war mit Vierer und Einzel rundum happy: „Bei mir war es ein ganz geiler Tag. Der Vierer am Vormittag mit Peer war super. Wir haben sehr solide und bogey-free gespielt, haben da unser Ding abgeliefert und am Ende an der 17 noch mal ein geiles Birdie gemacht, nachdem auf den Löchern davor leider die Putts nicht gefallen sind, während die Italiener auch ein paar Birdies gemacht haben. Dann haben wir an der 17 ein geiles Birdie gemacht und die 18 auch noch gewonnen, dadurch das Match noch gedreht. Das war mega cool. Am Nachmittag habe ich eigentlich so weitergemacht, hatte dann auf Loch 3 einen unschönen Regelfall. Aber damit bin ich ganz gut umgegangen und habe gut weitergekämpft. Insgesamt habe ich wieder eine gute Runde gespielt und bin wieder bogey-free geblieben. Ich habe dann noch mit fünf Birdies aufgehört und das Ding eingetütet.“

Bundestrainer Christoph Herrmann hatte zumindest am Nachmittag  einen überwiegend stressfreien Job, obwohl er stets mit mehr als 100 Prozent Engagement für seine Spieler auf dem Platz unterwegs ist: „Heute haben wir ein sehr erfolgreiches Viertelfinale erlebt. Der Schlüssel zum Erfolg waren sicherlich die Vierer, die ganz okay angefangen haben, aber dann doch im Laufe des Vormittags eher eine negative Wendung genommen hatten. Dadurch wurde es auf den letzten beiden Löchern spannend. Peer und Tom haben die 17 und die 18 gewonnen, um uns das 1:1 zu sichern. Mit diesem Gleichstand in die Mittagspause zu gehen, vor allem durch dieses gewendete Match, das hat natürlich nochmal Auftrieb und Zuversicht für den Nachmittag gebracht. Obgleich wir von Trainerseite durchaus auch am Vormittag schon das Gefühl hatten, dass wir einfach die stärkere Mannschaft auf dem Platz haben, hat sich das leider ergebnistechnisch nicht so abgezeichnet.
In den Einzeln sind wir von Anfang an in Führung gegangen und haben uns durch nichts aus der Ruhe bringen lassen. Es gab durchaus das eine oder andere Störfeuer durch merkwürdige und eigentlich auf dem Level eher unübliche Diskussionen über Regelfälle. Wir sind sehr froh, dass es uns gelungen ist, die Antwort auf diese Dinge mit gewohnt maximalem Sportsmanship auf dem Platz und sportlich zu geben.Mit vier doch relativ klaren Siegen haben wir nicht die geringste Frage aufkommen lassen, wer ins Halbfinale einzieht. Ohne arrogant klingen zu wollen, müsste ich lügen, wenn ich nicht sagen würde, dass wir heute einfach in allen Belangen die überlegene Mannschaft waren. Ich möchte keinen Spieler herausheben, denn alle Spieler einschließlich des Ersatzspielers haben genau das getan, was getan werden muss, um ein Viertelfinale so erfolgreich zu bestreiten. Unser Motto „immer weiter“ hat jeder im Team so verinnerlicht, dass sich keiner  an irgendeiner Stelle hängen lässt. Deswegen konnte der Vierer gedreht werden und dann am Nachmittag in einer schon beeindruckenden Souveränität gewonnen werden. Darüber freue ich mich wahnsinnig.“

Halbfinale

Im Halbfinale geht es am Freitag ab 7.30 Uhr gegen die Niederlande, die sich mit 4,5:2,5 gegen England durchsetzen konnten. Wieder werden am Vormittag zwei Vierer gespielt, ehe am Nachmittag in fünf Einzeln die Entscheidung fallen wird.

Bundestrainer Christoph Herrmann geht zuversichtlich in das Duell gegen die Niederländer, hat aber auch eine gehörige Portion Respekt: „Morgen geht es wieder bei Null los. Wir sind im Halbfinale und freuen uns natürlich, dass wir in jedem Fall um Medaillen kämpfen werden. Dies ist das Ziel bei jeder Europameisterschaft und wir sind froh, dass wir uns dieses Privileg auch dieses Jahr erarbeitet haben.
Morgen geht es gegen die Niederlande, eine extrem starke Mannschaft. Unter anderem mit dem Sieger der Zählspielqualifikation und anderen Weltklasse-Amateuren. Das ist natürlich eine ganz, ganz große Herausforderung für uns, der wir uns aber stellen. Wir werden versuchen, genau mit den Tugenden, die uns heute so stark gemacht haben, auch morgen wieder ins Rennen zu gehen. Das wird mit Sicherheit ein spannendes, hartes Stück Arbeit, was da auf uns wartet.“

Alle deutschen Teams siegreich

Auch die Damen haben in Spanien die Gastgeber eliminiert. In der Revanche für das Halbfinale vor einem Jahr, als Spanien in Finnland gewann und später den Titel holte, setzten sich die Damen um Trainerin Esther Poburski mit 4:3 gegen das extrem stark besetzte Team von der iberischen Halbinsel durch.
Die Mädchen des Junior Team Germany haben in Göteburg Gastgeber Schweden geschlagen und auch die Jungen, die in Österreich ihre Team-EM austragen, haben den Sprung ins Halbfinale geschafft.

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