Team-EM Herren
Vor dem Start in Italien
8. Juli 2024 , Stefan Bluemer
Am zweiten Trainingstag vor der Team-Europameisterschaft der Herren in Italien ist die Stimmung im deutschen Lager bestens. Die Athleten absolvieren zwar mit Spaß, aber dennoch sehr zielorientiert und konzentriert ihre zweite Proberunde und man merkt: Es kribbelt! Alle wollen, dass es nun endlich losgeht.
Robassomero/Italien – Bundestrainer Christoph Herrmann hat für diesen Saisonhöhepunkt ein recht erfahrenes Team zusammengestellt. Die Athleten kennen sich seit Jahren und haben größtenteils auch schon Titel und Medaillen gemeinsam gewonnen. Nun geht es bei der Team-Europameisterschaft der Herren um die sportliche Weiterentwicklung, aber eben auch um Ruhm und Ehre, die eine Medaille mit sich bringt.
Das deutsche Team
Im deutschen Team sind junge, aber doch scho sehr erfahrene Athleten am Start.
Peer Wernicke ist 18 Jahre alt und hat schon 2022 und 2023 für Deutschland gespielt. Beim Sieg in St. Leon-Rot hat er in einem unvergesslichen Stechen im Viertelfinale die Tür zum Halbfinale aufgestoßen. Beim Kantersieg im Junior-Ryder-Cup im Vorjahr war Wernicke Teil der Mannschaft Europas. Sein bisher größter Sieg ohne Team war der bei der IAM der Herren in Mülheim 2022.
Ab August wird sich der Hubbelrather an der Arizona State University im U.S.-Collegegolf weiterentwickeln. „Ich mag Italien generell und finde den Platz cool“, geht Peer Wernicke voller Vorfreude in diese Team-EM.
Tom Haberer ist seit diesem Jahr Clubkamerad von Peer Wernicke. Der 19-Jährige hat bei den Jungen 2021 und 2022 mit der Mannschaft den Titel geholt und war auch beim Junior World Cup in Japan dabei. Bei den European Young Masters holte der Niedersachse mit dem Team den Titel und sicherte sich in der Einzelwertung die Bronzemedaille.
2021 gewann Tom Haberer die Deutsche Jugendmeisterschaft und 2022 holte er Silber den den Deutschen Meisterschaften der offenen Altersklasse. Seit 2023 studiert Haberer in den USA an der Wake Forest University.
Diese Team-EM in Italien ist für den Wahl-Hubbelrather das Saisonhighlight, weil der Turniermodus Hochspannung erwarten lässt. Auch den Einmarsch der Nationen schätzt Haberer sehr, wie auch die Teamkreise, in denen Athletik-Bundestrainer Chris Marysko immer wieder mitreißende Motivationsreden ans Team richtet.
Tim Wiedemeyer ist 19 Jahre alt und hat schon bei drei Team-Europameisterschaften der Jungen teilgenommen. Bei der Team-Weltmeisterschaft im Oktober 2023 hatte der Bayer, der damals noch für den Münchener GC spielte und inzwischen zum GC St. Leon-Rot gewechselt ist, trotz irrwitzig hoher Temperaturen gut performt. Größter Unterschied zwischen einer WM und einer EM ist aus Wiedemeyers Sicht: „Durch die größeren Teams, aber vor allem durch die Matchplays kommt bei der EM eine andere Stimmung auf. Beide Events sind toll und es ist eine Ehre, Deutschland zu vertreten.“
Zweimal holte der Bayer mit dem Team die Goldmedaille und gewann auch zweimal die Germany Boys Open in St. Leon-Rot. Bei der Einzel-EM führte Wiedemeyer bis kurz vor Schluss und beendete das Turnier unglücklich auf Rang fünf.
Seit 2023 studiert der immer sehr konzentrierte Athlet an der Texas Tech University in Lubbock/Texas. Auf diese Team-EM hat Wiedemeyer richtig Lust. „Wir geben alles und rocken das Ding. Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien“, gab er augenzwinkernd kurz vor dem Start des Turnier zu Protokoll.
Tiger Christensen ist 20 Jahre alt und hat schon an drei Team-Europameisterschaften teilgenommen. Als größten Unterschied zur Team-WM sieht der Hanseat, der für den Hamburger GC spielt, die Größe der Mannschaften. Als größter Erfolg für sich verbuchte der Falkensteiner die Qualifikation zur 151. Open, wobei er etliche große Namen hinter sich gelassen hat.
Seit 2023 ist Christensen in Arizona am College und als Freund guter Küche freut es sich bei dieser Team-EM in Italien vor allem auf das gute Essen.
Carl Siemens ist 20 Jahre alt und spielt in Italien seine vierte Team-EM. Zweimal hatte er mit der Mannschaft Gold gewonnen. Seine größten Erfolge ohne Mannschaft sprechen beide französisch. Einmal gewann Siemens die French Boys und einmal die French Amateurs.
„Ich freue mich auf die Zeit mit dem Team, da ich die Jungs seit Jahren kenne und wir schon mehrere EMs zusammen bestritten haben“, geht der Spieler, der beim GC St. Leon-Rot spielt, mit großer Vorfreude ins Turnier.
Sechster Mann im Team ist Yannick Malik, der zu dieser Saison von GC St. Leon-Rot zum GC Hubbelrath gewechselt ist.
Der Modus
Die Team-EM beginnt mit zwei Runden Zählspielqualifikation, bei der jeweils die besten fünf Scores in die Wertung kommen.
Anschließend geht es im Matchplay weiter und die acht bestplatzierten Teams spielen in Flight A um die Plätze eins bis acht, entsprechend wird in Flight B um die Plätze 9 bis 16 gespielt.
Solange es um Medaillen geht, werden am Vormittag zwei Vierer und am Nachmittag fünf Einzel gespielt.
In den anderen Duellen werden nur ein Vierer und vier Einzel gespielt. Falls ein Match nach 18 Löchern all square steht, geht diese Partie direkt weiter auf die Extralöcher, bis eine Entscheidung gefallen ist. Nur wenn inzwischen das gesamte Duell der Nationen entschieden ist, wird das noch laufende Match auf den Extralöchern als geteilt gewertet.
Die Mannschaften, die die Plätze 14 bis 16 einnehmen, steigen die Division 2 ab.
Der Platz
Der erste Platz wurde 1971, im Gründungsjahr des Clubs, vom Architekten Robert Trent Jones Senior entworfen. Plätze aus dessen Feder fügen sich weltweit meist sehr harmonisch in ihre natürliche Umgebung ein. So auch der Royal Park I Roveri, der am Fuß der Alpen nahtlos in den Regionalpark La Mandria gebaut wurde. Die Bunker und Wasserhindernisse sowie die Lage der Grüns erfordern strategisch kluges Spiel. Zudem ist es klug, den Ball auf dem Fairway zu halten, denn schon im Semirough drohen Ballverluste im dichten Kleeteppich.
Die Italian Open fand von 2009 bis 2012 auf diesem Platz statt. Zudem wurde auch die EM der Damen im Jahr 2021 und ein Jahr später die Hochschulweltmeisterschaft im Royal Park I Roveri ausgetragen.
Der Platz spielt sich für die Herren bei Par 72 mit 6.566 Metern. Als Signatur-Hole gilt Loch 17, ein 428 Meter langes Par 4, bei dem ein teils sehr verbreiterter Bachlauf das Fairway kreuzt. Wasser ist allerdings auf vielen Bahnen im Spiel. Meist plätschert das kühle Nasse aus den Alpen mit reichlich Strömung an den Spielern vorbei.
Funfact: Helen Briem, die jüngst auf der LET Access Series Golfgeschichte schrieb, als sie als erste Spielerin überhaupt drei Turniere in Folge gewann, spielte auf diesem Platz als junges Mädchen ihr allererstes Birdie in einem Turnier.
Vor einem Jahr
In Belgien hatte das Deutsche Team 2023 im Zählspiel nur den 13 Platz erreicht und dadurch Flight A verpasst. In den Matchplays gab es nach einer Niederlage gegen Wales anschließend zwei versöhnliche Siege gegen Kroatien und Slowenien, so dass auch im Endklassement der 13. Platz in den Büchern steht.
Den bislang ersten und einzigen Titel als Team-Europameister holten die „Helden von Hilversum“ im Jahr 2020. Damals waren Matti Schmid, Marc Hammer, Jannik de Bruyn und Nick Bachem vom ersten bis zum letzten Tag das überragende Team.
Startzeiten
Am Abend fand eine kurze und knackige Eröffnungsfeier statt. Die italienischen Gastgeber hatten sich Mühe gegeben, den Rahmen sportlich und dem Anlass entsprechend mit Respekt für die Athleten zu gestalten.
Von Dienstag bis Samstag stehen lange und anstrengende Wettkampftage auf dem Programm und dafür werden alle Körner gebraucht. Die Startzeiten der deutschen Athleten für die erste Wettkampfrunde, gleichzeitig erste Runde der Zählspielqualifikation:
Yannick Malik 09.50 Uhr
Carl Siemens 10.30 Uhr
Peer Wernicke 11.10 Uhr
Tiger Christensen 14.00 Uhr
Tom Haberer 14.40 Uhr
Tim Wiedemeyer 15.20 Uhr