Kolumne

Zusammen gegen Slow Play!


22. Mai 2024 , Carsten Moritz


Golfmentor
Golfmentor | © Carsten Moritz

Golfmentor Carsten Moritz betrachtet ein bekanntes und immerwährendes Problem im Amateurgolf und ist sich sicher, dass Sie dieses Problem kennen.

Die Saison 2024 kommt hierzulande immer besser in Fahrt und damit auch frisch aufgelegt die altbekannten Themen Pitchmarken, Bukerpflege und natürlich Slow Play. Letztes Thema wollen wir noch einmal näher beleuchten. Golfer schieben sich bei ordentlichem Wetter und sehr gerne auch zur Prime Time in unterschiedlichen Gruppenstärken über die Golfplätze der Nation. So kommt es, wie Sie es vielleicht zu Ferienbeginn von der Autobahn A8 kennen. Das große Schreckgespenst mit Namen Stau. Wenn Sie Glück haben, erwischt es Sie erst auf Bahn 15, denn dann wäre es ja bald überstanden. 

Meistens haben die Golfer kein Gück. Der Stau beginnt früher und wir kommen als Golfer vermutlich noch aus dem Rythmus, verzeichnen Fehlschläge die wir ohne dieses unverschämte Slow Play vor uns vermutlich nicht gemacht hätten. Und zu allem Leid werden wir vor unseren Augen Zeuge der vermeindlichen Ursache. Wir kramen die Scorekarte hervor und entdecken kleingedruckt die Zeitvorgaben. Die Gruppe vor uns wird diese nicht kennen oder sich nicht darum scheren. Aus der Entfernung beobachten wir den vermutlich achten oder neunten Schlag, der bis zum bitteren Ende ins Loch gebracht werden muss. Danach schleicht die Gruppe schwatzend vom Grün, einer holt noch seinen Trolly von der falschen Seite und wir konzentrieren uns lieber auf das Prozedere vor uns als mit einer ordentlichen Schlagvorbereitung für unseren Schlag. 

Nun wenden wir mal unseren Ballmarker und betrachten die andere Seite. Vor der eigenen Gruppe hängt offensichtlich noch eine weitere und davor noch eine Spielgruppe im allgemein langsamen Geschehen. Die Gruppe hinter uns übt sichtlich genervt Druck aus und beobachtet uns peinlich genau. Die obligatorische Hand in der Hüfte als Meinungsverstärker darf dann natürlich nicht fehlen. Wir würden ja durchspielen lassen, aber das würde überhaupt nichts bringen. Vermutlich wünscht sich die Gruppe vor uns eine Rettungsgasse, aber Sie können sich vorstellen, wo das hinführen würde. Und wer hätte wirklich etwas davon?

Wer ist denn jetzt schuld und warum? Golfer, die sich das Szenario ersparen wollen, nutzen gerne die Helligkeit am frühen Morgen oder späten Nachmittag. Wer es kennt, muss die dort vorhandene Stimmung und Ruhe lieben. Manchmal spielt unser Zeitmanagement aber nicht mit oder wir bekommen eine Turnierstartzeit zugelost. Dann sind wir als Golfer ein typischer Sandwich-Belag und werden gerne von unseren Nerven gefressen. Die Frage ist, was man alles tun kann und lassen sollte? Wir alle sind gleichberechtigte Golfer und haben unsere Daseinsberechtigung auf dem Platz. Ich vergleiche es wieder mit einer Fahrt auf der Autobahn. Stress verursachen in der Regel die Raser und Langsamfahrer. Man selbst kann Tempo in den meisten Fällen durch Gas und Bremse regulieren. Auf dem Platz kann jeder sein Tempo regulieren - und somit dem allgemeinen Spielflow anpassen. Ich kann mich selbst um zügige Abläufe bemühen, die das Spiel ja als solches in den Regeln vorgibt. Vom zügigen Spiel muss jeder mal gehört haben. Die Wartezeit kann auch für sinnvolle Dinge genutzt werden, die unser Spiel nicht belasten. 

Das Thema Ready Golf scheint mir persönlich noch etwas Entwicklungshilfe zu benötigen. Schilder sind gut, werden aber oft nicht gesehen. Bewusst oder Unbewusst. Leider ist es in Dreier- oder Vierergruppen gerne so, dass man lieber die Vorbereitung und den Schlag des Mitspielers von Anfang bis Ende verfolgt, als sich selber mit seinem Spiel zu beschäftigen. Natürlich kann man kurz schauen, wo der Ball des Mitspielers landet, um gegebenenfalls beim Suchen helfen zu können. 

Die Wahrheit liegt auf dem Platz und dort fehlt es zu oft am Miteinander! Sie lachen? Miteinander bedeutet nicht nur der Smalltalk sondern auch Aufmerksamkeit, Konzentration auf das Spielgeschehen in der eigenen Gruppe. Beobachtung und Positionierung der eigenen Gruppe sowie der Gruppen/Spieler vor oder hinter uns. Mitdenken und kommunizieren; für mich und andere Golfer auf dem Platz! Achtsamkeit ist geboten, wie andere Spieler eine unangenehme Situation erleben. Gelassenheit sowieso.

Wir können unsere Spielkameraden nicht regulieren, wenn wir uns selbst nicht regulieren können. Marshalls können unterstützen, aber nicht überall sein. Wie die Verkehrspolizei. Wir alle haben es einmal gelernt, welche Bausteine zu einem ordentlichen Spielablauf gehören. Wenn wir uns fokussieren, bekommen wir das auch hin. Die Einstellung, dass man aufgrund des Mitgliedsbeitrags auf dem Platz tun und lassen kann, was man möchte, sollte vielleicht noch einmal überdacht werden. Golf ist ein soziales Spiel. Sie sind selten allein. Zügig spielen bedeutet nicht hetzen zu müssen. Und wenn wir besonders schnell oder langsam sein wollen, könnte man vielleicht den Rush Hours aus dem Weg gehen. 

Wie vermutlich andere Personen auch, frage ich mich, wie man dieses Problem im Ansatz lösen kann? Mir fällt nur Kommunikation und Unterstützung ein. In den Spielgruppen untereinander und seitens der Anlage. Was Hänschen bei Mentoren lernen könnte kann Hans über Wissensvermittlung, Begleitung und Unterstützung durch Anlagenverantwortliche auffrischen. Oder? Platzreifekurse und Trainingseinheiten können den Bedarf vermutlich nicht abdecken. Die guten Ansätze des DGV-Handbuchs müssen aber irgendwie nachhaltig an den Golfer gebracht werden. Kommunikation über Kurse, Schilder, online oder sonstige Wege. Kreativität und Multiplikatoren können bei vielen Problemen helfen.

Achten wir gemeinsam auf uns und auf andere. Auf dem Platz und allgemein. Sorgen wir für ein zweckmäßiges Zeitmanagement auf dem Platz, bleiben selbst gelassen und üben keinen Druck aus. Das würden Sie selbst doch auch nicht wollen, oder? 
 
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