Regelfest

Regeln sind Regeln: Major-Sieger erstmals disqualifiziert


17. Februar 2024 , Daniel Dillenburg


Verpasst das Wochenende beim Genesis Invitationals aufgrund eines Flüchtigkeitsfehlers.
Verpasst das Wochenende beim Genesis Invitationals aufgrund eines Flüchtigkeitsfehlers. | © golfsupport.nl/Aric Becker/ism

Jordan Spieth wird bei seinem 263. Start auf der PGA Tour erstmals disqualifiziert. In Runde zwei des Genesis Invitationals unterschreibt er eine falsche Scorekarte.

Der Texaner Jordan Spieth hat mit seinen jungen 30 Jahren schon etliches auf der PGA Tour erlebt: 13 Titel, darunter drei Majors, Rookie des Jahres 2013, PGA Player of the Year 2015, mehrere Ryder-Cup-Teilnahmen und ehemals die Nummer eins der Welt. Doch der zweimalige Familienvater hatte noch nicht alles erlebt: 262 Turniere auf der PGA Tour kam er ohne Disqualifikation aus. Spieth, ein wahrer Profi seines Fachs. Bis zum Genesis Invitational. Bei dem Signature Event im Riviera Country Club in Kalifornien war nach zwei Runden Schluss. Und zwar nicht aus sportlichen Gründen, sondern aus regeltechnischen.

Denn Spieth unterlief ein absoluter Anfängerfehler: Der Absolvent der University of Texas unterschrieb eine falsche Scorekarte. Auf Loch vier (Par 3) hatte Spieth nach einem verpassten Up-and-Down ein Bogey gespielt. Auf seiner Scorekarte hatte er jedoch eine ‚3‘, also ein Par, notiert. Spieth fiel sein Fehler nicht auf. Auch beim Überprüfen der Ergebnisse nach seiner Runde erfolgte keine Korrektur und so unterschrieb er die falsche Scorekarte. Ob das Doppel-Bogey an der 18 kurz zuvor Spieths Konzentration beeinträchtigte? Wer weiß.


Feststand jedenfalls: In dem Moment, als Spieth die Scoring Area verließ und die unterschriebene Scorekarte weiterhin ein niedrigeres Ergebnis aufwies als das Ergebnis tatsächlich war, stand die Disqualifikation nach Regel 3.3b (3) fest. Anders hätte es ausgesehen, wenn das eingetragene Ergebnis höher als das tatsächliche Ergebnis gewesen wäre. In diesem Fall gilt nämlich das eingetragene höhere Ergebnis für das Loch und man ist selbst schuld.

Spieth äußerte sich kurz nach der bitteren Entscheidung zu Wort. Auf X schrieb er: „Heute habe ich eine falsche Scorekarte unterschrieben und die Scoring Area verlassen, nachdem ich dachte, ich hätte alle Verfahren durchlaufen, um sicherzustellen, dass die Karte korrekt ist. Regeln sind Regeln, und ich übernehme die volle Verantwortung.“

Als wäre ein solcher Fauxpas nicht ohnehin schon bitter genug, tut die Disqualifikation bei diesem Turnier doppelt weh. „Ich liebe dieses Turnier und diesen Golfplatz so sehr wie keinen anderen auf der PGA Tour, deshalb tut es weh, am Wochenende nicht antreten zu können. Ich schätze die Unterstützung in L.A. sehr“, schrieb Spieth, der trotz der 73 (+2) am Freitag innerhalb der Top 20 ins Wochenende gegangen wäre, weiter.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Das ist nun leider eine klare Sache, die äußerst dumm gelaufen ist.

  • Aber zunächst zählt der Spieler mit und der Zähler auch.
  • Dann kontrolliert der Spieler seine Scorekarte und unterschreibt sie.
  • In diesem Fall (wie auch inzwischen in vielen Clubturnieren) wird das Ergebnis in Anwesenheit des Spielers in der Scoring Area / im Sekretariat ausgerechnet und ihm die Summe zur Bestätigung genannt.

Bis dahin wäre immer eine straflose Korrektur möglich gewesen. Erst wenn die Karte unterschrieben wurde und der Spieler die Scoring Area verlassen hat, ist das Ergebnis unveränderlich.

Im Fall von Jordan Spieth hat dieser noch zusätzlich an verschiedenen Grüns die Leaderboards sehen können und am 18. Grün das komplette Scoreboard, wo ihm der Unterschied zu seiner Addition hätte auffallen können.

Einziger Trost bei der Sache ist, dass Jordan Spieth sich damit in guter Gesellschaft befindet, denn es gibt reichlich Fälle, in denen Spieler wegen dummer Fehler ein falsches Ergebnis unterschrieben haben und nicht mehr korrigierbare Fehler begangen haben.

Schlimm an der Sache ist nur das Echo in den sozialen Medien, mit der Forderung, diese Regelung nun abzuschaffen und eine nachträgliche Korrektur zuzulassen. Die Betreffenden sollten Bedenken, dass es in keiner anderen Sportart eine Scoring Area gibt, in der ein gespieltes Ergebnis mit den Spielern abgeglichen wird. Was soll man mehr machen als einen Spieler fragen, ob er dieses Ergebnis wirklich gespielt hat? „Ganz wirklich“ oder „vielleicht wirklich“ gibt es nicht. Irgendwann ist das Wort des Spielers für diesen verbindlich.

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