Regelfest
Der Disqualifikation zuvorgekommen
12. Februar 2024 , Daniel Dillenburg
Zu spät am ersten Abschlag: Lucas Glover aus South Carolina verpasst seine Tee Time für Runde eins der WM Phoenix Open auf der PGA Tour und zieht seinen Start kurz vor seiner Disqualifikation zurück. Ein Nachrücker freut sich.
Manchmal ist das Turnier schon nach einer Runde beendet, weil die Leistung nicht ausgereicht hat, der Abstand auf den Cut einfach zu groß ist. Im Fall von Lucas Glover bei der WM Phoenix Open in Arizona war das Turnier aber bereits beendet, bevor es für den US-Open-Champion von 2009 überhaupt begann. Der 44-Jährige hatte Donnerstag um 8:26 Uhr seine Startzeit für Runde eins im TPC Scottsdale. Glover erschien jedoch nicht am ersten Abschlag und als Officials ihn eine Minute vor der Tee Time anriefen, befand sich der sechsmalige Tour-Sieger noch auf seinem Hotelzimmer.
„Ich habe meine Textnachrichten [mit der Angabe der Abschlagszeit, Anm. d. Red.] einfach falsch gelesen“, sagte Glover später dem Golf Channel und nahm seinen Schnitzer mit Humor. „Ich ärgere mich über mich selbst, aber gleichzeitig lache ich auch über mich selbst.“ Die offiziellen Golfregeln schreiben in Abschnitt 5.3 vor, dass die Spieler zum genau festgelegten Zeitpunkt abschlagen müssen, nicht früher und nicht später. Ein Abschlag innerhalb von fünf Minuten nach dieser Zeit führt zu einer Strafe von zwei Schlägen, ein späterer Abschlag zur Disqualifikation.
Nachrücker stand parat
Glover wusste, dass es unmöglich war, in weniger als fünf Minuten von seinem Hotelzimmer zum Abschlag zu gelangen und kam seiner Disqualifikation zuvor, indem er umgehend seinen Start zurückzog. Durch seinen Rückzug wurde ein Platz im Feld für den Japaner Ryo Hisatsune, den ersten Nachrücker, frei. Glover wiederum, dem dieses Missgeschick zum ersten Mal in seiner langen Karriere unterlief, hatte ungewollt ein paar freie Tage vor sich.
So unüblich das Verpassen einer Startzeit auf Profiniveau erscheinen mag, so selten kommt dies gar nicht vor. Erst im August vergangenen Jahres wurde Curtis Luck bei einem Turnier der Korn Ferry Tour disqualifiziert, weil auch er seine Startzeit falsch las – Regelfest berichtete >>>. Noch bitterer war beispielsweise das Zu-Spät-Erscheinen von Marcus Meloan, der in Runde drei der US Senior Open 2021 nach einer dreistündigen Spielunterbrechung nicht rechtzeitig auf den Platz zurückgekehrt war.
Unvergessen ist der Vorfall rund um Rory McIlroy beim Ryder Cup 2012, der beinahe seine Startzeit für sein Einzel am Sonntag verpasste hätte und nur dank einer Polizeieskorte rechtzeitig am Abschlag erschienen war. Der Nordire gewann sein Match gegen Keegan Bradley und wenige Stunden später war das Wunder von Medinah perfekt. Es lohnt sich also die Startzeit lieber ein zweites Mal zu checken.
Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:
Es ist manchmal verblüffend, wie locker Professionals, die immerhin ihr Geld damit verdienen wollen, mit dem Thema Startzeiten umgehen, und es kommt häufiger vor, als man denkt:
Ich habe es erlebt, dass ich auf der European Tour auf Loch drei zu einer Spielergruppe gerufen wurde. Der Spieler hatte keine Regelfrage, sondern wollte wissen, ob ich ihm seine Golfschuhe bringen lassen könnte, denn er habe im Hotel, das am Golfplatz lag, beim Frühstück plötzlich von seiner Startzeit erfahren und keine Zeit mehr gehabt, auf seinem Zimmer die Golfschuhe zu holen. Das war natürlich möglich.
Auf einer Qualifying School hatte ich einmal mit einem Spieler zu tun, der sich die circa 1.200 Euro Startgeld und die Hotelkosten für eine Woche zusammengespart oder geliehen hatte und dann die Startzeit für die erste Runde verschlief. Er hat lange versucht zu verhandeln, doch noch starten zu dürfen, aber es durfte ihm nicht gestattet werden, denn er war vor seiner Startzeit nicht erreichbar und fünf Minuten nach der Startzeit war er automatisch disqualifiziert.
Aber die Regeln sind hier eindeutig, denn sonst würde es ein großes Durcheinander geben, wenn er erst kommt, wenn er wach ist.