Regelfest

Anfängerfehler führt zu Disqualifikation


19. Januar 2024 , Daniel Dillenburg


Erwischte ein verkorkstes Debüt auf der Korn Ferry Tour: John Lyras.
Erwischte ein verkorkstes Debüt auf der Korn Ferry Tour: John Lyras. | © Bradley Kanaris/Getty Images

Für den Australier John Lyras ist das Korn-Ferry-Tour-Debüt nach nicht einmal 18 Löchern beendet. Ein „dummer“ Regelverstoß am ersten Loch führt zur Disqualifikation, die dem Rookie besonders wehtut.

Bahamas. Erstes Korn-Ferry-Tour-Event der Karriere. Eigentlich war alles angerichtet für den Australier John Lyras bei der Bahamas Great Exuma Classic, dem Saisonauftakt der Korn Ferry Tour. Doch das neue Kapitel seiner Profilaufbahn kam zu einem schnelleren Ende als ihm lieb war. Bereits auf seinem ersten Loch unterlief ihm ein Anfängerfehler, für den er im Verlauf seiner Runde disqualifiziert wurde. Lyras spielte einen falschen Ball weiter – vielleicht auch aus Aufregung. Doch der Reihe nach:

Die Gruppe um den 27-jährigen Rookie Lyras, Josh Creel und Andrew Kozan schlug am Morgen von Tee 10 des Sandals Emerald Bay Golf Club ab. Es war der Auftakt in die neue Spielzeit. Lyras‘ Debüt in Liga zwei. Das zehnte Loch ist ein 460 Meter langes Par 4 mit Wasser auf der rechten Seite. Bei seinem zweiten Schlag schlug Lyras seinen Ball in eine Penalty Area rechts vom Grün und nahm an, er sei im Wasser gelandet. Da er als Letzter seinen Annäherungsschlag machte, waren seine beiden Mitspieler bereits in der Nähe des Grüns, als Lyras seinen Schlag ausführte.

Der Drops ist gelutscht

Als sich Creel und Kozan umdrehten, hatte Lyras einen Ball vor der Penalty Area gedroppt. Sofort gab ihm Kozan zu verstehen, dass sein ursprünglicher Ball nicht im Wasser lag und spielbar war. Lyras hob daraufhin den Ball auf, den er gerade gedroppt hatte, und spielte das Loch mit seinem ursprünglichen Ball fertig. Und damit sind wir schon beim Regelverstoß: Denn sobald man einen Ball droppt, ist er im Spiel, daher kann man ihn nicht mehr aufheben und den ursprünglichen Ball weiterspielen.

Kurz darauf merkte Lyras, dass er einen Fehler gemacht hatte, und die Gruppe diskutierte die Situation. Ein paar Löcher später traf die Gruppe auf einen Referee und erklärte ihm, was passiert war. Dieser war sich aber nicht sicher, wie die Strafe lautete, und sagte der Gruppe, er werde sich bei ihnen melden. Nach neun Löchern befragte der Referee die gesamte Gruppe, und kurz darauf wurde Lyras mitgeteilt, dass er disqualifiziert wurde.

Reiner Anfängerfehler

„Ich bin unglaublich enttäuscht, peinlich berührt und schäme mich für meine heutige Disqualifikation“, so Lyras wenig später auf Instagram. „Ein reiner Anfängerfehler. Erstaunlich, was passiert, wenn man super aufgeregt und ängstlich zugleich ist. Man trifft dumme und schnelle Entscheidungen, die einen so viel kosten können, alles, wofür man gearbeitet hat.“

Besonders bitter für Lyras: Bei der Q-School für die Korn Ferry Tour hatte ihm damals ein Schlag zur vollen Tourkarte gefehlt und daher verfügt er nur über einen eingeschränkten Status. Umso wertvoller ist jede Gelegenheit, die er erhält, um Punkte zu sammeln. Seine erste auf den Bahamas warf er schon am ersten Loch weg.

Zudem entschuldigte sich Lyras bei allen Spielern und Regeloffiziellen dafür, dass er „die Integrität des Spiels beschädigt“ habe. Dass der Rookie diesen Regelbruch aber gewiss nicht willentlich durchführte, sollte im Anbetracht dieses Vorfalls allen klar sein.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Wir sehen hier eine klassische „Verschlimmbesserung“. Oft ist es so, dass Spieler einen Regelfall selbst „lösen“ wollen, da sie die irrige Ansicht haben, sich zu blamieren, wenn sie die Mitspieler oder einen Referee zur Sicherheit um Hilfe bitten. Es wird kaum Spieler geben, die noch nie einen falschen Ball gespielt haben. Deshalb wissen wir alle, dass danach der richtige Ball zu spielen ist.

Leider ist der Sachverhalt hier anders: Der falsch gedroppte Ball wurde zum Ball im Spiel und war kein falscher Ball. Damit war der bis dahin „richtige“ Ball aus dem Spiel und ein falscher Ball, als er gespielt wurde. Selbst in diesem Moment hätte John Lyras die Sache noch retten können und wäre mit zwei Strafschlägen davongekommen, aber wenn man das Gefühl hat, der Fall sei nun gelöst, ist man so erleichtert, dass eine Nachfrage überflüssig erscheint.

Nicht umsonst rufen sehr gute Spieler bei vielen Regelfragen einen Referee, um auf der sicheren Seite zu sein. Wer es allerdings übertreibt und für jede Kleinigkeit Hilfe holt (und damit das Spiel verzögert), dem wird vom Chief Referee irgendwann ein Regelkurs verordnet.

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