Womens Am. Ch.

Back und Sattelkau in der Top Ten


23. Juni 2022 , Stefan Bluemer


Celina Sattelkau, Charlotte Back und Chiara Horder (© DGV)
Celina Sattelkau, Charlotte Back und Chiara Horder (© DGV)

In einem epischen Match unterliegt Helen Briem der Weltranglisten-Zweiten Ingrid Lindblad auf dem ersten Extraloch. Zwei Deutsche schaffen es in die Top Ten.

Im englischen Hunstanton hat sich Helen Briem bei der 119. Women´s Amateur Championship ein grandioses Match mit Ingrid Lindblad geliefert. Die 16-Jährige aus Nürtingen, die für den Stuttgarter GC Solitude in der 1. Bundesliga der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf spielt, zwang die erfahrene Schwedin bis auf das erste Extraloch.
In diesem Match wurde kein einziges Bogey notiert. Auf einer Bahn musste die Deutsche ein Doppelbogey hinnehmen, aber ansonsten waren stets Birdies nötig, um ein Loch zu gewinnen und selbst Birdies reichten nicht immer für Lochgewinne. Auf Bahn elf musste die Zweite im World Golf Amateur Ranking sogar einen Lochverlust hinnehmen, obwohl sie ein Birdie gespielt hatte. Helen Briem war mit einem Eagle noch besser gewesen.
Der Bundesadler war mit dem ersten Birdie des Tages auf Loch drei in Führung gegangen. Lindblad konterte postwendend und ging auf Bahn sechs mit ihrem zweiten Birdie erstmals in Führung. Nach dem „Double“ zum Auftakt der Frontnine gab die Schwäbin mit dem einzigen Eagle des Matches eine gute Antwort und verkürzte wieder. Nach zwei Birdies in Serie auf den Löchern 13 und 14 ging Helen Briem selbst wieder in Führung. Lindblad zog ihren Streifen weiter durch und glich mit einem Birdie auf der 17 wieder aus.
Auf dem ersten Extraloch hatte die deutschen Nationalspielerin Pech. Ihr Schlag zum Grün landete an der hinteren Kante eines Bunkers. Dieser Steckschuss ließ keine Option, zumal die Schwedin mit einem Putt zum Birdie perfekt lag. Der Sieg für die hohe Favoritin stand somit auf dem 19. Loch fest.
Bei Helen Briem überwog nach dieser famosen Performance der Stolz auf das Geleistete: „Das war heute ein richtig gutes Match. Ich habe manchmal etwas unglücklicher gelegen und oft sind die Bälle nicht so gut gebounced. Ingrid hatte sehr viele krasse Recovery-Schläge aus schlechten Lagen. Es hat sehr viel Spaß gemacht, gegen Ingrid zu spielen, auch wenn es am Ende sehr knapp war. Ich fand es sehr cool, dass ich Ingrid so fordern konnte und wir auf die 19 gegangen sind.“

Drei weitere T17

Ebenfalls in der Runde der besten 32 ausgeschieden sind Chiara Horder, Tara Bettle und Viktoria Hund. Auch sie haben im Endklassement den geteilten 17. Platz in den Büchern.
Für die Norddeutsche vom Hamburger GC war Hannah Darling an diesem Tag nicht zu knacken. Die Schottin machte die Tür kein Stück auf, kam ohne Bogey über die Runde und setzte Hund immer wieder mit Birdies unter Druck. Am Ende stand ein 4&3-Sieg für Darling, die allerdings auch wirklich historisches im Blick hat. Wenn sie dieses Turnier gewinnt, wird sie die erste Athletin sein, die die British Girls U16, die British Girls, beide in Fullford, und nun eben die British Ladies Amateurs gewinnen kann. Der starke Auftritt, den später auch noch Celina Sattelkau erleben durfte, ist also kein Zufall.
Chiara Horder hatte gegen Maylis Lamoure aus Frankreich das Nachsehen. Während die Spieler des GC München Valley mit drei frühen Bogeys nicht optimal mit den Bedingungen zurecht kam, hielt Lamoure ihre Scorekarte lange sauber. Auf dem 14. Grün endete dieses Duell mit einem 5&4-Sieg für die Französin.
Tara Bettle vom GLC Berlin-Wannsee gewann zwar das erste Loch, geriet aber schon auf der Frontnine vorentscheidend in Rückstand. Die Mexikanerin Isabella Fierro setzte immer dann Akzente, wenn es nötig wurde und beendete mit zwei Birdies in Serie dieses Match auf dem 16. Grün mit 4&2.

Aufstieg ins Achtelfinale

Den Aufstieg ins Achtelfinale schafften Charlotte Back und Celina Sattelkau, beiden vom GC St. Leon-Rot.
Back hatte auf Bahn zwei das Glück der Tüchtigen, als sie selbst einen Bogey kassierte, Gegnerin Cecilie Finne-Ipsen aus Dänemark aber noch einen Schlag mehr brauchte. Die Spielerin des Wolfpacks nutzte die Gunst des Moments und erhöhte auf Loch drei mit einem sauberen Birdie auf 2auf. Schon nach sechs Bahnen stand es sogar 3auf, aber dann kam die Dänin richtig in Fahrt und knallte auf den Löchern acht, neun und zehn erst drei Birdies auf den Platz, um auf Bahn elf mit einem Eagle noch einen draufzusetzen. Aber genau hier hielt die Deutsche meinem Eagle dagegen, so dass Finne-Ipsen nicht in Führung gehen konnte.
Mit ihrem dritten Birdie ging Charlotte Back auf Loch 15 wieder in Front. Danach musste ihre Kontrahentin zwei Bogeys notieren, was zum 3&1-Sieg für den Bundesadler führte.
Celina Sattelkau ging im letzten Match des Vormittags gegen Chantal Düringer aus Österreich in den Kampf um den Aufstieg ins Achtelfinale. Der Start war mit einem Bogey nicht optimal, aber die Kurpfälzerin drehte mit Par-Birdie auf den Löchern fünf und sechs das Bild zu ihrem Gunsten. Mit Birdie-Eagle auf den Löchern acht und neun baute die Deutsche ihre Führung weiter aus, ließ Düringer nochmal auf 1auf herankommen, als die Bregenzerin mit Birdies auf den Löchern 13 und 15 auftrumpfte. Cool hielt die Spielerin aus St. Leon-Rot den Score so souverän beisammen, dass am Ende ein 2&1-Sieg stand.

Achtelfinale mit harten Nüssen

Im Achtelfinale waren die Bedingungen an der englischen Nordseeküste eine ganz Nummer härter, weil der Wind kräftig aufgekommen war. Charlotte Back brauchte bis Loch elf, um mit einem ersten Birdie einen Akzent zu setzen. Da stand es aber schon 3auf für Jessica Baker. Man sah bei vielen Schlägen, dass die Engländerin es gewohnt ist, bei kräftigem Wind zu spielen. Loch 15 teilten beide wieder mit Birdie gegen Birdie, so dass es beim 3&2-Sieg für Baker blieb.

Celina Sattelkau hatte gegen Hannah Darling einen sehr schweren Stand. Die Schottin machte praktisch keinen Fehler und zelebrierte ihre Überlegenheit im immer stärker werdenden Wind. Nach zwölf Löchern lag Darling 5auf und hatte bis dahin der Deutschen keinen Lochgewinn gestattet.
Erst die Löcher 14, 15 und 16 gingen an Celina Sattelkau, so dass noch einmal Hoffnung aufkeimte, die Kampfkraft und der Siegeswillen der 20-Jährigen würden das Match noch in die Verlängerung tragen. Doch mit einem Birdie auf Loch 17 beendete Hannah Darling die deutschen Hoffnungen und hielt ihren eigenen Traum lebendig, Golfgeschichte zu schreiben.

Stimmen vom Tag

Charlotte Back zog trotz des Ausscheidens im Achtelfinale ein rundum positives Fazit: „Ich hatte eine super Woche hier in England. Ich konnte viel lernen und hatte viel Spaß. Dafür, dass ich noch nicht so oft Links-Golf gespielt habe, habe ich den Wind gut eingeschätzt und meine Schläge gut geplant. Diese dem weiteren Top Ten bin ich zufrieden und freue mich schon auf das nächste Jahr.“

Auch Celina Sattelkau war schon kurz nach dem letzte Putt wieder guter Dinge: „Insgesamt bin ich sehr zufrieden, auch wenn es heute am Nachmittag nicht mehr so gut lief. Das Zählspiel war gut und auch die beiden ersten Matches habe ich sehr gut gespielt. Beim Matchplay weiß man nie, was passiert. Wenn dann mal die Putts nicht fallen, ist man ganz schnell im Rückstand. Es war am Nachmittag aber doch irgendwie auch cool. Ich lag 5down bei noch fünf Löchern zu gehen. Plötzlich lief es und es hat richtig Bock gemacht, auch das Gesicht der Gegnerin zu sehen, die schon dachte, den Sieg sicher zu haben und dann noch mal dagegen zu kämpfen. Das hat mega viel Spaß gemacht, auch wenn ich am Ende doch noch verloren habe. Mit einem Spiel bin ich zufrieden, das ist alles sehr solide. Dieses Turnier hier war auch eine sehr gute Vorbereitung auf die Team-EM, die in Wales gespielt wird. Ich hoffe, dass wir dort als Team Deutschland ähnlich gut vertreten können, wie wird das hier in England gemacht haben.“

Michael Terwort, der Co-Trainer von Bundestrainer Stephan Morales, fasste sich gewohnt kurz: „Heute Nachmittag wurden unsere Ergebnisse etwas vom Winde verweht. Es war trotzdem eine richtig gut Woche. Alle haben sehr viel gelernt und sich weiterentwickelt. Und das ist es, was hier letztlich zählt.“

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>>>>Livescoring Matchplay>>>>