Interview
'Golf bekommt durch dieses Turnier einfach mehr Präsenz'
11. März 2025 , Redaktion Golf.de

Die Saison 2025 hat für Alexandra Försterling gerade begonnen: Ein verpasster Cut beim Turnier in Marokko, danach aber sofort Rang 39 beim PIF Saudi Ladies International gegen starke Konkurrenz. Wir haben mit der Hoffnungsträgerin gesprochen.
Die Berlinerin Alexandra Försterling hat nach den Wintermonaten schnell wieder zu ihrer Form gefunden. Als neues Mitglied des DGV-Elite-Teams, das die Spitzengruppe im deutschen Profisport ausmacht, ist sie neben Esther Henseleit eine der großen Hoffnungsträgerinnen im deutschen Golf. Im Interview spricht sie über ihre Pläne, ihr Training im G&LC Berlin Wannsee bei Philipp Mejow, wie sie reist, was ihr wichtig ist und wie sie sich auf die Titelverteidigung beim Amundi German Masters in ihrer Heimat freut.
Alexandra Försterling, die Saison 2024 war eine Abfolge von Erfolgen. Wie stellt sich das in der Rückschau dar?
AF: Der Start war unglaublich. Es lief von Beginn an richtig gut und ich habe innerhalb von elf Starts auf der LET von 2023 bis 2024 viermal gewonnen. Mit jedem Sieg steigt natürlich das Selbstbewusstsein. Mir hat das natürlich vor jedem weiteren Turnier einen Schub gegeben. Mit dem Sieg beim Amundi German Masters in Berlin wurde dann noch die Teilnahme bei den Olympischen Spielen möglich, an die ich zu Beginn meiner Profikarriere eigentlich nicht wirklich geglaubt hatte. Es war unglaublich, dass auch das dann geklappt hat. Das Tüpfelchen auf dem i war dann noch der Solheim Cup, zu dem ich als Reservespielerin gefahren bin.
Zu Beginn dieser Saison sind Sie in Saudi-Arabien bereits auf einige Spielerinnen aus der Weltspitze getroffen. Was fehlt Ihnen noch, um ganz vorne mitspielen zu können?
AF: Ich habe das mit meinem Trainer analysiert und im Großen und Ganzen ist der Abstand nicht groß. Ich glaube, im vergangenen Jahr bei den Turnieren der LPGA Tour lag es eher an mir selbst. Ich habe mir teilweise zu viel Druck gemacht und das wirkt sich dann direkt auf das Spiel aus. Eigentlich ist gerade die Konstanz meine Stärke. In meiner Leistungsbilanz findet man keine Achterbahn-Kurve. Das ist natürlich gut, weil ich keine extremen Ausrutscher nach unten im Spiel habe. Aber für die oberen Platzierungen hat es dann 2024 teilweise eben auch nicht gereicht. Allerdings ist das erste Jahr auf einer so großen Tour auch immer das schwerste.
Was sind die Bereiche Ihres Spiels, an denen Sie jetzt am stärksten arbeiten und wo Sie sich am schnellsten verbessern können?
AF: Ich habe tatsächlich sehr viel an meinem kurzen Spiel gearbeitet, weil man als Profi das ganze Jahr sehr unterschiedliche Plätze mit sehr unterschiedlichen Grassorten spielt. Gerade chippen und pitchen ist dann nicht einfach. Der Ball verhält sich je nach Gras immer anders. Das kennt man von Deutschland nicht so, weil hier die Grassorten weniger variieren. Für diese Anpassung an die unterschiedlichen Platzbedingungen habe ich im vergangenen Jahr eine gewisse Anpassungszeit gebraucht. Ansonsten gehört es eigentlich zu meinem Standardprogramm, dass ich an allen Teilen des Spiels arbeite. Gerade der mentale Bereich spielt dabei auch eine große Rolle.
In Deutschland spielt man die meiste Zeit auf vergleichsweise flachen und unkomplizierten Grüns. Viele Profis und Coaches sagen, es sei extrem schwer, dann den Anschluss an internationale Spitzenplätze zu bekommen. Wie sehen Sie das?
AF: Ich stimme dem auf jeden Fall komplett zu. Gerade in Amerika ist Golf schon sehr anders, weil auch die Plätze oftmals deutlich anspruchsvoller sind. Ich musste mich sehr umstellen, als ich nach Arizona aufs College gegangen bin.
2025 spielen Sie vorrangig auf der Ladies European Tour. Wo ist Ihr zentraler Wohnort?
AF: Ich wohne nachwievor in Deutschland und bestreite von dort aus die LET. Das ist die Tour, auf der ich 2025 am häufigsten spielen werde. Außerdem werde ich ab und an Turniere der LPGA bestreiten – aber das hängt natürlich davon ab, wo ich mit meiner Kategorie einen Startplatz bekomme. Vielleicht klappt es ja ein paarmal. Die Turniere, die gemeinsam von der LPGA Tour und der LET veranstaltet werden, spiele ich alle. Ich werde also in dieser Saison wieder einen Schritt nach dem anderen machen und abwarten, was sich dann je nach Leistung ergibt. Die ganze Saison an einem Stück kann man sowieso nicht planen. Das hängt alles von den Ergebnissen ab und davon, wie man sich fühlt.
Hat sich für die Saison 2025 etwas an Ihrem Team geändert?
AF: Ich reise tatsächlich alleine, und ich trainiere im Golf- und Landclub Berlin Wannsee bei Philipp Mejow. Unsere Zusammenarbeit hat mit meinem Wechsel ins Profilager begonnen
Gehören zu Ihrem Team auch ein Mentalcoach, ein Fitnesstrainer und ein Ernährungsberater?
AF: Ich mache sehr viel Fitness, aber ich habe keinen Ernährungsberater. Mentaltraining ist inzwischen im Profibereich fast schon selbstverständlich.
2025 werden Sie wieder beim Amundi German Masters spielen, diesmal als Titelverteidigerin – stört es Sie, wenn Sie dann so im Fokus stehen, weil es ein Turnier in Deutschland ist?
AF: Für mich ist es immer schön in Deutschland zu spielen. Mehr Druck bedeutet es im negativen Sinn überhaupt nicht. 2024 habe ich die vielen Zuschauer eher als etwas Positives wahrgenommen.
Wie wichtig ist es für die deutschen Profigolferinnen, dass es auch ein LET-Turnier in Deutschland gibt?
AF: Sehr wichtig. Vor allem finde ich es wichtig, dass damit ein Anlass geschaffen wird, bei dem jeder Golfer und Nicht-Golfer, der noch nicht so vertraut mit dem Sport ist, die Möglichkeit hat, dessen Faszination kennenzuernen. Golf bekommt durch dieses Turnier einfach mehr Präsenz.
Kennen Sie den Turnierplatz von Green Eagle schon?
AF: Nein, ich habe ihn noch nie gespielt, ich war tatsächlich nur einmal bei den Porsche European Open, um zuzuschauen.
Der Platz definiert sich sehr stark über den Faktor Länge. Spielt Ihnen das in die Hände?
AF: Ja, doch, ich würde schon sagen, dass ich damit eher besser zurechtkomme.
Das Unternehmen Amundi ist Ihr neuer Sponsor. Was spricht sie an der Firma an?
AF: Mit Amundi kann ich mich gut identifizieren. Das Finanzthema gefällt mir. Ich beschäftige mich damit auf jeden Fall und kümmere mich auch selbst um meine Finanzen. Für mich ist die Frage, wie man während seiner Zeit als aktiver Sportler mit dem Thema Finanzen umgeht, um im Alter weniger Geldsorgen zu haben, durchaus wichtig.
Sie haben im ersten Profijahr über 300.000 Euro Preisgeld verdient. Auf der LET gibt es viele Kolleginnen von Ihnen, die von der Hand in den Mund leben müssen. Wie sehr erleichtert finanzielle Unabhängigkeit die Konzentration aufs Spiel?
AF: Es nimmt den Druck und man kann ein bisschen befreiter spielen. Durch meine Erfolge im vergangenen Jahr habe ich mir aktuell eine gewisse finanzielle Sicherheit erspielt. Ich bin allerdings ohnehin kein Typ, der Preisgelder schnell wieder ausgibt. Bei den Turnierreisen versuche ich immer Kosten zu sparen, zum Beispiel bei der Hotelwahl. Im Profigolf kann man als Sportler die Zukunft leider nicht genau planen
So eine Preisgeldsumme klingt zuerst einmal viel, tatsächlich müssen Sie ja aber auch Reisekosten und Trainer finanzieren und natürlich auch Steuern zahlen. Ist deshalb für Sie auch das klassische monatliche Sparen ein Thema?
AF: Ja, da es mittlerweile smarte Lösungen wie ETF-Sparpläne gibt. Hier kann man mit kleineren, monatlichen Beträgen starten, diese flexibel anpassen und bei einem langfristigen Anlagezeitraum gute Rendite erzielen. Das ist für mich also durchaus ein Thema.
Wenn Sie einen großen Erfolg feiern und sich richtig etwas gönnen – welche Art von Präsent ist es: Eine teure Handtasche oder ein Auto?
AF: Ich glaube, ich gehöre eher in das Segment der Frauen, die dann in eine teure Handtasche investieren. Manche Luxus-Modelle gelten inzwischen ja bereits als Geldanlage. Hier und da erfülle ich mir schon mal einen Wunsch und nehme das auch als Ansporn. Ich kaufe mir eigentlich nur etwas, wenn ich mir das auch durch mein Spiel verdient habe.

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