E. Chacarra
LIV-Abtrünniger spricht Klartext: „Habe ihnen vertraut“
12. Januar 2025 ,
Nach drei Jahren und einem Sieg kehrt der Spanier Eugenio Chacarra der LIV Golf League den Rücken. In einem Interview spricht er über falsche Versprechen und Geld als einzigen Motivationsfaktor.
Als 2022 die ersten Spieler für die LIV Golf League verkündet wurden, war der Name Eugenio Chacarra gewiss keiner der Headliner. Diese lauteten Bryson DeChambeau, Brooks Keopka oder Phil Mickelson. Doch Chacarra stand für die goldene Zukunft. Dafür, dass auch junge Spieler eine Chance auf der neuen LIV Tour bekommen und sich hier Weltstars entwickeln können. So lautete jedenfalls der Plan – für beide Seiten. Chacarra, ehemals die Nummer zwei der Amateurrangliste, hatte einen furiosen Start, gewann bei seinem fünften Start als Profi und schien nach Sergio Garcia und Jon Rahm der nächste große Star aus Spanien zu werden. In der Zwischenzeit war es ruhig geworden um den inzwischen 24-Jährigen, der bis zuletzt im Team von Kapitän und Landsmann Garcia gespielt hatte.
Chacarras Schattendasein soll nun ein Ende haben. Seine LIV-Zeit ist vorbei. Nachdem er seinen Platz in Garcias Team verloren hatte, hätte er die Möglichkeit gehabt, sich beim Promotions Event zurückzuspielen. Er entschied sich bewusst dagegen. Chacarra wollte einen neuen Karriereweg einschlagen – und zwar auf der PGA Tour. In einem Interview mit dem X-Account Flushing It sprach das einstige Top-Talent über seinen Sinneswandel und dabei tauchten einige interessante Ausführungen über die LIV Golf League auf: „Ich bin dankbar für alles, was LIV mir gegeben hat. Ich bin 24 Jahre alt und mein Leben ist geregelt.“ Zumindest finanziell muss sich Chacarra voraussichtlich nie wieder Gedanken machen. Allein sein LIV-Sieg war vier Millionen wert. Hinzukommen etliche weitere Millionen Preis- sowie Antrittsgeld, plus Werbeeinahmen.
„Da gibt es nur Geld“
„Ich weiß nicht, ob es das Beste ist oder nicht, aber ich weiß, dass es das ist, was mein Herz mir sagt, dass es richtig ist, und es ist gut für meine Motivation, aufzuwachen und zu arbeiten und besser zu werden, und zu sagen, dass ich eines Tages ein PGA-Tour-Spieler sein kann“, führt Chacarra fort. Abgesehen vom finanziellen Faktor, sehe er die PGA Tour aus sportlicher Sicht als deutlich attraktivere Liga an. „Ich sehe, wie es ist, auf der PGA Tour zu gewinnen und wie sich das Leben verändert. Wie man Zugang zu wichtigen Turnieren und Ranglistenpunkten erhält. Bei LIV ändert sich nichts, da gibt es nur Geld. Es spielt keine Rolle, ob man Dreißigster oder Erster wird, es geht nur ums Geld.“
Chacarra wolle von nun an nicht mehr dem Geld hinterherhecheln, sondern seinen Fußabdruck in der Golfgeschichte hinterlassen. Es gehe darum, die großen Turniere zu spielen. „Was mein Leben verändern wird, ist das Spielen auf Hawaii und die Qualifikation für die Majors, die Qualifikation für das Masters und den Ryder Cup.“ Kritiker der LIV Golf League dürften sich beim Lesen dieser Aussagen bestätigt fühlen. Die 2022 gegründete Einladungstour musste vom Start weg um ihre sportliche Relevanz kämpfen. Vor allem das Fehlen von Weltranglistenpunkten bei LIV-Events wiegt für viele ihrer Mitglieder schwer - bis heute. Auch zu diesem Thema äußerte sich Chacarra und fand deutliche Worte.
„Es ist frustrierend“
„Als ich zu LIV kam, versprach man mir OWGR [Official World Golf Ranking, Anm. d. Red.] und Majors. Aber das ist nicht eingetreten. Ich habe ihnen vertraut. Ich war der erste junge Spieler, dann kamen die anderen, nachdem ich die Entscheidung getroffen hatte. Aber OWGR und Majors gibt es immer noch nicht. […] Es ist frustrierend, aber ich freue mich auf die neue Chance und darauf, zu sehen, wohin mich mein Spiel führt.“ Das Kapitel LIV ist für den gebürtigen Madrilenen, der wie Korn-Ferry-Tour-Rookie Jonas Baumgartner an die Oklahoma State University ging, geschlossen. Im Vergleich zu anderen College-Weggefährten wie Schweden-Star Ludvig Aberg, sieht sich Chacarra trotz seiner frühen Erfolge auf einem deutlich niedrigeren Niveau im Spitzengolf:
„Ich bin ein Gewinner, und ich wurde nie wie ein Gewinner behandelt. Auf der PGA Tour hat Ludvig Aberg einen Sieg und ich habe einen Sieg auf der LIV. Er hat einen Sieg auf der European Tour und ich einen Sieg bei der International Series auf der Asian Tour. Wir haben also ähnliche Karrieren, aber er hat viel mehr Erfahrung und spielt viel mehr große Turniere, aber wir haben die gleichen Siege.“ Generell sieht Chacarra nicht, dass bei LIV junge Talente ausreichend gefördert werden. So würde immer über die gleichen Leute geredet werden und niemand kümmere sich um die jungen Leute. „Ich bin sehr dankbar für das, was sie getan haben, aber mein Geist ist jetzt ein anderer, und ich möchte das erreichen, wovon ich geträumt habe, als ich klein war. Denn offensichtlich gab es LIV nicht, als ich aufwuchs. Ich sah zu, wie Tiger Woods auf der PGA Tour gewann, und das will ich auch.“
Für PGA Tour gesperrt
Bis Chacarra überhaupt die Gelegenheit bekommen wird, auf der PGA Tour Titel zu jagen, wird aber voraussichtlich noch eine Weile vergehen. Wegen seines LIV-Engagements ist er nämlich ein Jahr lang gesperrt. Dies sehen die Regularien so vor, doch Chacarra stünde bereits mit der PGA Tour im Austausch und hofft darauf, die Sperre früher aufzuheben. An der Q School für die PGA Tour Ende vergangenen Jahres durfte er jedenfalls nicht teilnehmen und so hat er aktuell keinen Status. Sein Plan ist es, die International Series auf der Asian Tour mitzuspielen und vielleicht darf er auf die ein oder andere Einladung zu einem DP-World-Tour-Event hoffen. Ansonsten steht ein trainingsintensives Übergangsjahr bevor. Sportlich nicht zufriedenstellend, aber zumindest finanziell muss sich Chacarra nach seinen drei Jahren LIV keine Sorgen machen.
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