Regelfest

Profi fordert Divot-Regel


23. September 2024 , Daniel Dillenburg


Der Albtraum für viele Golfer: Der Ball liegt im Divot.
Der Albtraum für viele Golfer: Der Ball liegt im Divot. | © Ross Kinnaird/Getty Images

Es ist mal wieder soweit - die Golfwelt diskutiert über eines ihrer Lieblingsthemen: Das Divot und eine mögliche Regeländerung. Pablo Larrazabal fordert den R&A zum Handeln auf. Ist die Aufregung berechtigt?

Fragt man Golfer nach einer Regel, die sie gerne ändern oder hinzufügen würden, fällt vermutlich am häufigsten das Wort „Divot“. Ein perfekter Abschlag landet auf dem Fairway, doch dann das: Der Ball liegt in einem alten Divot, also auf einer beschädigten Stelle im Rasen, welche meist bei Eisenschlägen entsteht. Eine solche Lage erschwert den nächsten Schlag enorm. Dabei hat man den Abschlag doch eigentlich ideal aufs Fairway geschlagen. Sollten die offiziellen Golfregeln hier eingreifen? Wäre eine straflose Erleichterung aus dem Divot nicht fair? In der Golf-Community wird nur allzu gerne über eine solche Regel diskutiert. Bei der BMW PGA Championship flammte diese Debatte neu auf.

Grund dafür war ein Tweet des Spaniers Pablo Larrazabal. Der 41-Jährige gehört zu den meinungsfreudigeren Spielern auf der Tour und konnte sich auch nach einer Situation in Runde eins der BMW PGA Championship in Wentworth nicht zurückhalten. Auf X schrieb er: „Lieber RandA. Glaubst du, dass es fair ist, die Mitte des Fairways auf dem härtesten Loch des Platzes zu treffen und im Divot eines anderen Spielers zu landen und KEINE Erleichterung zu bekommen? Ich weiß, dass das Pech ist, aber komm schon... überprüfe die Regeln unseres Spiels, um es bitte fair zu machen. Danke und bis bald, Leute....“

Muss eine neue Regel her?

Larrazabal adressierte mit seinem Anliegen also direkt das Regelgremium in St. Andrews. Offensichtlich wünscht sich der mehrmalige DP-World-Tour-Sieger eine Änderung des Regelwerks hinsichtlich einer Erleichterung aus einem Divot. Auslöser für seine öffentliche Anfrage war seine Balllage auf Loch 15 des Wentworth Golf Clubs. Auf dem anspruchsvollen Par 4 traf Larrazabal das Fairway, lag jedoch in einem Divot. Es folgte eine zu kurz gelassene Annäherung, die letztlich in einem Bogey resultierte. Der Frust über diese unglückliche Lage hielt bis nach seiner Runde an und so haute er kurz darauf in die Tasten.

Die Reaktionen auf diesen Post waren gemischt. Viele User pflichteten Larrazabal bei: „Ich denke, es muss eine neue Regel hinzugefügt werden: Wenn dein Ball in einem Divot oder einer Pitchmarkierung landet, kannst du den Ball ohne Strafe rausrollen.“ Ein anderer User schreibt: „Er sollte als Boden in Ausbesserung betrachtet werden, denn das ist er auch. Der Platz will, dass wir Divots entweder ersetzen oder mit Sand/Saatgut auffüllen. Das bedeutet, dass das Divot repariert wird.“

Mal Glück, mal Pech

Doch es gibt auch etliche Gegenargumente: „Das kommt eigentlich nicht so oft vor. In Sammelgebieten, in denen es eine Häufung von Divots gibt, wäre es meiner Meinung nach gut, diese als Boden in Ausbesserung zu kennzeichnen. Ansonsten muss man einfach damit umgehen.“ Viele User sind der Meinung, Divots gehören zum Golf. Nach dem Motto: Den Ball spielen, wie er liegt. „Was ist mit dem Glück, Pablo? Wir haben kein Problem damit, einen Glückstreffer zu landen, aber wir wollen uns vom Pech befreien? Es ist Teil des Spiels, nehmen Sie es an.“ Die Diskussion rund um Larrazabals Forderung zeigt aber, wie sehr dieses Thema polarisiert. Umso spannender ist es zu hören, was ein wahrer Regelexperte zu einer Divot-Regel sagt.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Wenn das alles so einfach wäre, gäbe es sicher schon seit Jahren eine entsprechende Regel.

Aber die Sache ist durchaus komplex:

Es gibt die Spieler, die widerwillig ihre Divots zurücklegen „...weil man das so macht und weil es keinen Freedrop daraus gibt...". Im Umkehrschluss droht hier also ein Spieler damit, er würde keine Divots mehr zurücklegen, wenn eine Lage im Divot-Loch von den Regeln erfasst wäre. Mancher Platz würde im Drive-Bereich dann ziemlich schlimm aussehen, also wird dies der erste Grund dafür sein, eine solche gewünschte Regeländerung mit Vorsicht zu betrachten.

Und dann stellt sich die Frage, wann oder wie lange ein Divot-Loch ein Divot-Loch ist, denn es hängt kein Schild mit Beschriftung und Gültigkeitszeitraum daran. Nur am Tag, an dem es herausgeschlagen wurde? Oder eine Woche, oder bis es zugewachsen ist? Wann ist es zugewachsen? Wenn alles grün ist oder wenn keinerlei Beschädigung mehr sichtbar ist?

Und woher kommt die Beschädigung? Ursache für die Beschädigung (wenn sie nicht mehr frisch ist) kann ein Schlag sein, ein vor Ärger in den Boden geschlagener Schläger, eine Mähmaschine, ein vom Regen ausgewaschener Wühlmausgang usw. Gilt so ein Schaden dann auch für einen Freedrop? Warum spielen wir nicht ständig mit Besserlegen?

Und ist es nicht gerade dieses Abgrenzungsproblem, das verhindert, dass wir nicht schon lange eine Regel für solche Fälle haben?

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