Regelfest
Warum dieser unbeabsichtigte Schlag durch die Beine zählt
31. August 2024 , Daniel Dillenburg
Ein misslungener Schlagabbruch sorgt für eine kuriose Situation auf der DP World Tour: Matthew Baldwin muss nach einem Sieben-Meter-Drive durch die Beine seinen zweiten Schlag aus dem Rough der Tee-Box ausführen.
Runde eins des British Masters. Bei diesem Turnier schlagen einige der besten Golfer der Welt ab. Doch auch hier entstehen Situationen, die man sonst nur auf der Amateurrunde erwartet. Am Eröffnungstag des traditionsreichen Turniers im The Belfry sorgte der Engländer Matthew Baldwin für einen kuriosen Moment. Auf dem Shot Tracker tauchte bei ihm auf Loch vier ein Abschlag auf, der nur acht Yards (7,3 Meter) weit „flog“. Baldwin verließ erst mit dem zweiten Schlag die Tee-Box. Was war hier passiert? Die DP World Tour ging der Sache auf den Grund und befragte den 38-Jährigen zu seinem Acht-Yard-Drive ins Rough seitlich der Abschlagbox.
„Als ich am oberen Ende meines Rückschwungs ankam, spürte ich einen kleinen Knacks im Schlägerkopf, also versuchte ich zu stoppen, aber der Schwung trug mich weiter und ich traf genau diese Stelle [zeigt auf die Stelle am Schläger], und der Ball ging durch meine Beine und fast in das Wasserhindernis direkt hinter mir“, brachte Baldwin Licht in Dunkle. „Ich glaube, er ging insgesamt etwa acht Yards weit, also ja, es war interessant.“ Er nahm den Fehlschlag mit Humor, obwohl er zunächst nicht damit gerechnet hatte, dass der Treffer als Schlag gewertet werden würde.
„Ich habe sofort gelacht, weil ich annahm, dass ich, weil ich versucht hatte zu stoppen, in der Lage gewesen wäre, den Ball wieder aufzuteen und das Loch zu spielen, aber es stellte sich heraus, dass ich den Ball berührte, es war tatsächlich ein Schlag und ich musste meinen nächsten Schlag ein Yard vor der Abschlagmarkierung vom Rough aus spielen.“
Definition: Schlag
Warum Baldwin seinen Ball nicht zurück auf das Tee legen durfte, steht in den Definitionen des Regelbuchs. Demnach wird der Schlag als „die Vorwärtsbewegung des Schlägers, um den Ball zu schlagen“ definiert. Baldwin hätte also, als er beim Abschwung entschied, den Ball nicht schlagen zu wollen, den Schlägerkopf rechtzeitig anhalten oder den Ball absichtlich verfehlen müssen. Dann hätte er (ggf. mit einem anderen Schläger) seinen ersten Schlag auf diesem Loch machen dürfen.
Mit der Berührung des Balls war Baldwins Schicksal aber besiegelt. Es folgte Schlag zwei aus dem Rough und wenig später landete das Bogey auf der Karte – eine ordentliche Schadensbegrenzung. Ergänzend zu der Definition des „Schlags“ sei gesagt: Nicht jede Ballberührung muss als Schlag zählen. So gilt ein „versehentlich während eines Übungsschwungs oder in der Vorbereitung zum Schlag“ getroffener Ball nicht als Schlag. Lediglich das obligatorische „Eins“ der Spielpartner muss hier hingenommen werden.
Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:
„Knapp vorbei ist dennoch getroffen“ könnte man ein bekanntes Sprichwort abwandeln. Um zu dokumentieren, dass der Schlag abgebrochen wurde, muss der Spieler den Ball verfehlen. (Das soll jetzt nicht bei allen Anfängern, denen einmal ein Luftschlag passiert, bedeuten, dass dieser nicht zählt!) Anders kann man aber die Absicht, dass man keinen Schlag ausführen wollte, nicht beweisen. Wie leicht wäre es sonst, einen in die Penalty Area geschlagenen Ball als missglückten Versuch zu erklären, den Schlag abzubrechen. Missglückt mag stimmen, aber der Abbruch des Schlags ist nicht erwiesen.
Ganz anders wäre es auf dem Abschlag (wo der Ball noch nicht im Spiel ist) gewesen, wenn der Ball bei einem Probeschwung bewegt worden wäre. Der Beweis für einen Probeschwung ergibt sich aus der Position des Schlägerkopfes vor dem „Unfall“, denn dabei wird er nicht unmittelbar hinter den Ball gehalten werden. Ist es der Probeschwung, der den Ball auf dem Abschlag bewegt, darf der Ball straflos auf das Tee zurückgelegt werden.
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