Regelfest

Eine teure Selbstanzeige


15. September 2024 , Daniel Dillenburg


Spielten die dritte Runde der Tour Championship gemeinsam: Xander Schauffele und Sahith Theegala.
Spielten die dritte Runde der Tour Championship gemeinsam: Xander Schauffele und Sahith Theegala. | © Tracy Wilcox/PGA TOUR via Getty Images

Ein Regelverstoß, der niemandem auffällt, außer dem Spieler selbst und selbst dieser ist sich nicht hundertprozentig sicher, führt zu einer letztlich teuren Strafe. Es siegt der Sportsgeist.

„Ich habe so viel Golf gespielt. Man vertraut einfach seiner Intuition und seinem Bauchgefühl, und ich dachte sofort, ich hätte dort etwas Sand bewegt.“ Dieses Bauchgefühl reichte dem US-Amerikaner Sahith Theegala aus, um sich in Runde drei der Tour Championship selbst anzuzeigen. Der 26-jährige PGA-Tour-Champion stand im Fairway-Bunker des dritten Lochs im East Lake Golf Club. „Es war eine ungewöhnliche Lage“, sagte Theegala über die Situation. „Und normalerweise nehme ich den Schläger auf und bringe ihn zurück, aber wegen der Lage hatte ich das Gefühl, dass ich beim Rückschwung ein paar Sandkörner bewegt habe, ganz sicher.“

Es folgte ein Akt des Sportsgeistes: Theegala war sich nicht sicher, ob es sich um eine Strafe handelte, da keine Absicht vorlag. Auch die Kamerabilder ließen keinen Regelverstoß erkennen. Doch nach Rücksprache mit seinem Spielpartner Xander Schauffele rief Theegala einen Referee, der bestätigte, dass es unabhängig von der Absicht eine Strafe war. „Es war einfach unglücklich. Aber ich habe - ziemlich sicher - gegen die Regeln verstoßen, also zahle ich den Preis dafür, und ich fühle mich gut dabei“, so Theegala nach seiner Runde. „Am Ende des Tages bin ich mit der Entscheidung zufrieden und denke, dass es sehr fair ist, dass ich zwei Strafschläge bekommen habe.“


Nach Regel 8.1a übte Theegala folgende unerlaubte Handlung aus: „Entfernen oder Niederdrücken von Sand oder losem Erdreich.“ Theegala war sich zwar nicht zu 100 Prozent sicher, „aber ich würde sagen, ich bin zu 98, 99 Prozent sicher, dass etwas Sand bewegt wurde“. Hätte er sich nicht beim Referee gemeldet, so hätte er, sagte er selbst, nicht schlafen können. „Ich beschloss, auf dem Grün sofort den Referee zu rufen. Aber so oder so hätte ich nach der Runde auch den Referee gefragt oder irgendwie herausgefunden, wie die Regel lautete, und wenn ich keinen Referee gefragt hätte und nach Hause gegangen wäre und die Regel nachgeschlagen hätte - sie war in meinem Kopf.“

Auch wenn die Nachricht, dass er aufgrund der Strafe ein Doppel-Bogey statt eines Pars notieren musste, schmerzte, konnte sich Theegala mit der Klarheit über den Regelfall wieder auf seine Runde konzentrieren. Trotz der beiden Strafschläge brachte er eine 66 (-5) ins Clubhaus und spielte vorne mit. In der Endabrechnung der Tour Championship kam ihm der Vorfall aber noch teuer zu stehen. Theegala wurde Dritter bei -24. Mit -26 wäre er geteilter Zweiter geworden und hätte zehn Millionen US-Dollar kassiert. Der dritte Rang brachte ihm 7,5 Millionen ein. Eine teure Selbstanzeige, die aber zeigt, worum es im Golfsport vordergründig geht: Um Ehrlichkeit und Integrität.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Das sind die Fälle, die man als Referee nicht haben möchte. Der Spieler macht (bis auf den Regelverstoß) alles richtig und man darf ihm „zur Belohnung“ mitteilen, dass er sich eine Strafe aufschreiben muss.

Aber Golf ist nun einmal, den Ball in Übereinstimmung mit den Regeln vom Abschlag ins Loch zu spielen. Daraus ergibt sich, dass man kein Golf spielt, wenn man nicht nach den Regeln spielt. Es geht auch nicht darum, ob es jemand merkt: Der Spieler selbst weiß, dass sein Ergebnis, das ohne vollständige Regelanwendung zu Stande gekommen ist, mit anderen Ergebnissen von Spielern verglichen wird, die Golf inklusive aller Regeln gespielt haben, und das passt nicht zusammen.

Nicht nur auf der Tour wird diese Einstellung von den Spielern erwartet, sondern auch im Amateurgolf, wo es oft genug um Regelfälle geht, die niemand bemerkt hat. Ob es der falsche Ball ist, der einem Spieler erst auffällt, wenn er diesen nach dem Putten aus dem Loch nimmt oder ein 15. Schläger, der erst bemerkt wird, wenn die Schläger nach der Runde ins Auto gepackt werden, es funktioniert nach dem gleichen Prinzip: Der Spieler hat etwas falsch gemacht, keiner hat es gesehen, aber trotzdem ist es ein Regelverstoß, den der Spieler benennen muss, (falls er ehrlich ist und Golf spielen will).

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