Regelfest

„Absolute Schande“: Driver-Ärger um Ryder-Cup-Star


26. August 2024 , Daniel Dillenburg


Matt Fitzpatrick im Gespräch mit einem Referee.
Matt Fitzpatrick im Gespräch mit einem Referee. | © Jared C. Tilton/Getty Images

Wann darf ein Spieler seinen beschädigten Driver auf der Runde austauschen? Diese Frage beschäftigt auch Matt Fitzpatrick bei der BMW Championship. Die Entscheidung sorgt für ordentlich Diskussion und Unverständnis.

Bereits in der vergangenen Woche beschäftigte sich Regelfest mit einem Fall, in dem ein kaputter Driver nicht ersetzt werden durfte. Sam Burns hatte seinen Schläger mutwillig zerstört und musste in der Folge ohne Driver auskommen – ein klarer Fall. Etwas komplizierter wurde es am Wochenende bei der BMW Championship in Colorado. Beim zweiten FedExCup-Playoff-Event der PGA Tour wurde Ryder-Cup-Star Matt Fitzpatrick bei den Referees vorstellig und wollte seinen Driver-Kopf auf der Runde wechseln. Ein Ersatz wurde ihm jedoch verweigert. Der Engländer war gelinde gesagt „not amused“ über diese Entscheidung.

Der Vorfall ereignete sich am Finaltag der BMW Championship. Fitzpatrick rief am achten Loch einen Referee heran, nachdem er einen Riss auf der Schlagfläche seines Drivers bemerkt hatte. Der Chief Referee der PGA Tour, Stephen Cox, sagte, dass ein „kleiner Riss“ auf der Schlagfläche von Fitzpatricks Driver zu sehen war. Ein Riss kann zwar die Leistung des Schlägers beeinträchtigen, erfüllt aber nicht den Schwellenwert einer „erheblichen Beschädigung“, die einen Austausch nach der USGA Model Local Rule G-9 erlauben würde. Die Regel enthält Beispiele dafür, wann ein Schläger ersetzt werden kann, und besagt auch, dass „eine Schlagfläche oder ein Schlägerkopf nicht allein deshalb ‚gebrochen oder erheblich beschädigt‘ ist, weil er einen Riss hat.“


Fitzpatrick konnte diese Entscheidung nicht nachvollziehen. „Das ist eine absolute Schande“, sagte er wütend, als er das achte Fairway hinunterstapfte. Nach dem Bogey auf dem Loch gab er dem Referee zu verstehen, dass nach der Runde etwas unternommen werde, „denn das ist ein Witz“. Der US-Open-Champion von 2022 schraubte am neunten Abschlag seinen Driver vom Schaft ab und spielte mit 13 Schlägern weiter. Statt zum Driver musste er ab sofort zum Holz 3 greifen. Wie der Schaden an seinem Driver entstand, ist unklar. „Er ist eingebrochen. Es gibt dort einen offensichtlichen Riss, der einen Defekt im Ballflug verursacht“, erklärte Fitzpatrick dem Referee. „Ich habe gerade buchstäblich beobachtet, wie ein Ball etwas völlig anderes macht als den ganzen Vormittag. Es könnte nicht offensichtlicher sein.“

Fitzpatricks Argumente stießen auf Granit. Der Referee bewertete den Riss nicht als „erheblichen Schaden“ und lehnte den Antrag auf einen Driver-Wechsel ab. Sogar Fitzpatricks Spielpartner, Scottie Scheffler, mischte sich in die Diskussion ein und ergriff Partei: „Sie können den Riss spüren. Der Schaden am Schläger führt dazu, dass der Schläger nicht mehr funktioniert. Er ist im Laufe des Spiels beschädigt worden.“ Kurz zuvor flog Fitzpatricks Drive mit dem beschädigten Schläger gut 70 Meter kürzer als seine vorherigen Abschläge. Aus Sicht des Referees reichten diese Argumente jedoch nicht aus: „Wir wenden die geschriebene Regel an.“

„Schreckliche Entscheidung“

Die Entscheidung löste nicht nur auf dem Platz eine hitzige Diskussion an. Auch in den sozialen Medien äußersten sich etliche Golferinnen und Golfer zu der Situation. Long-Drive-Champion Kyle Berkshire schrieb beispielsweise: „Wenn die Leistung eines Schlägers während eines normalen Spiels beeinträchtigt wird, sollte der Spieler das Recht haben, einen Ersatz zu bekommen, so wie man beim Baseball einen neuen Schläger bekommt, wenn er während eines Schlags bricht.“ Auch PGA-Tour-Profi Kelly Kraft kommentierte: „Das ist mir dieses Jahr bei der Canadian Open passiert. Dasselbe Problem. Schreckliche Entscheidung. Das muss sich ändern.“

Aus Sicht des Chief Referees war der Schaden nicht ausreichend: „Die Regel beschreibt eine Reihe von Situationen, in denen der Schläger ersetzt werden kann, aber die Regel besagt, dass ein Riss an sich nicht die Schwelle einer erheblichen Beschädigung erreicht. Nach unserer Einschätzung - nicht nur des ersten Offiziellen, sondern auch einiger anderer, darunter ich selbst - war diese Schwelle der erheblichen Beschädigung nicht erreicht. Es gab zwar einen kleinen Riss in der Oberfläche, aber keine Trennung der Metalle, und auf dieser Grundlage war die Schwelle nicht erreicht.“ Fitzpatrick jedenfalls hat nun etwas Zeit, diese Entscheidung zu verdauen. Er qualifizierte sich nicht für das FedExCup-Finale und hat nun etwas frei.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Das ist heute ein sehr schwieriges Thema. Es betrifft nicht nur die Regeln (wobei es sich hier um die Musterplatzregel G-9, siehe Offizielles Handbuch oder Regel-App) handelt, die hier in Kraft gesetzt wurde.

Es betrifft auch die Kommunikation zwischen Spieler und Referee und der Spielleitung. Manche Regelfälle erschließen sich einem Referee erst, wenn dieser alle notwendigen Informationen zu dem Problem eines Spielers hatte. Steht z. B. ein Spieler im Rough neben seinem Ball, zeigt darauf und sagt „Da!“, kann der Referee nicht wissen, was der Spieler möchte und wird weiter fragen, worum es geht.

Hier wurde dem Referee der Riss auf der Schlagfläche gezeigt, mit dem Wunsch, den Schläger austauschen zu dürfen. Es ist nicht bekannt, ob der Spieler darauf hingewiesen hat, dass der Schläger sich im Schlag auch anders anfühlt und anhört wie im „Normalzustand“, und auch deutlich weniger weit schlägt. Dies alles deutet dann in der Kombination auf eine erhebliche Beschädigung hin. Es wird sich hier auch nicht um langsam auftretende Abnutzung handeln, denn wenn die Schlagweite von einem Loch zum nächsten plötzlich erheblich nachlässt, deutet dies auf einen gerade eben entstandenen Schaden hin.

Ob es sich hier also nicht um eine „schreckliche Entscheidung“ gehandelt hat, sondern um eine „schrecklich unvollständige Information“, aufgrund der der Referee gar nicht anders entscheiden konnte? Der Referee hätte allein entscheiden dürfen, unter Berücksichtigung aller Fakten, wenn der Spieler diese genannt hätte. Er hat sich jedoch dazu entschlossen, eine zweite Meinung über Funk einzuholen und beschreibt darin nur den Riss. Der Spieler lässt es geschehen und weist nicht auf die veränderten Spieleigenschaften hin. Die Antwort ist völlig richtig, dass nach der Beschreibung der Schaden nicht für einen Austausch ausreicht.

Ich würde nicht aufgrund dieser Entscheidung die einschlägige Regel ändern, denn die Regel kann nichts dafür, wie der Fall hier eine unglückliche Wendung genommen hat.

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