Regelfest

Zu hoch gedroppt: Major-Sieger bestraft


1. Juli 2024 , Daniel Dillenburg


Padraig Harrington mit einem Drop beim Portugal Masters 2017.
Padraig Harrington mit einem Drop beim Portugal Masters 2017. | © Warren Little/Getty Images

Padraig Harrington unterläuft bei der US Senior Open auf Rhode Island ein ungewöhnlicher Fehler. Bei seinem Drop lässt er seinen Ball von zu weit oben fallen. Eine nachträgliche Strafe ist die Folge.

Vergangene Woche war Major-Woche auf der PGA Tour Champions: Im Newport CC auf Rhode Island fand beziehungsweise findet immer noch die US Senior Open statt. Wetterbedingt kann die Finalrunde erst am Montag beendet werden. Am zweiten Turniertag, am Freitag, kam der Ire Padraig Harrington mit einer 71 (+1) ins Clubhaus. „Das komplette Gegenteil von gestern, ich habe den Ball gut getroffen, aber sehr schlecht gescort“, so die Analyse der mehrmaligen Major-Siegers. Seinem kurzen Statement auf X (ehemals Twitter) fügte er eine interessante Information hinzu: „Der Tag wurde mit einer nachträglichen Strafe gekrönt, weil ich meinen Ball auf dem neunten Fairway zu hoch über dem Knie droppte.“

Dass eine solche Strafe auf dem Niveau ausgesprochen wird, kommt nur äußerst selten vor. Demnach hat Harrington gegen die Regel 14.3b (2) verstoßen, in der es heißt: „Der Spieler muss den Ball aus Kniehöhe loslassen, sodass der Ball

• gerade nach unten fällt, ohne dass der Spieler ihn wirft, dreht oder rollt oder eine andere Verfahrensweise anwendet, die beeinflussen könnte, wo der Ball zur Ruhe kommen wird, und

• weder den Spieler noch seine Ausrüstung berührt, bevor er den Boden trifft. „Kniehöhe“ bedeutet die Höhe des Knies des Spielers, wenn er aufrecht steht.

Seit 2019 auf Kniehöhe

Wie weit über Kniehöhe Harrington seinen Ball gedroppt hat, ist nicht bekannt. Vielleicht hat er auch aus alter Gewohnheit aus Schulterhöhe gedroppt und damit die Regeländerung aus 2019 missachtet. Seit der Modernisierung der Golfregeln im Jahr 2019 muss der Ball beim Drop aus „Kniehöhe“ im Stehen fallen gelassen werden. Man kann sich auch bücken oder hinknien und den Ball legal fallen lassen, vorausgesetzt, die Höhe, aus der der Ball fallen gelassen wird, ist die gleiche, wie wenn der Spieler steht und ihn neben seinem Knie fallen lässt. Dabei darf der Ball keinen Teil des Körpers berühren und auch die Bewegung des Balls darf beim Loslassen nicht beeinflusst werden.

Hätte Harrington seinen Fehler selbst früh genug bemerkt, hätte er diesen umgehend straflos korrigieren dürfen: „Wird ein Ball auf falsche Weise unter Verstoß gegen eine oder mehrere der Anforderungen in (1), (2) und (3) gedroppt

• muss der Spieler einen Ball erneut auf die richtige Weise droppen und es gibt keine Einschränkung, wie oft der Spieler dies tun muss.

• Ein auf falsche Weise gedroppter Ball zählt nicht als einer der beiden Drops, bevor ein Ball nach Regel 14.3c(2) hingelegt werden muss.

Falsch gedroppt, ohne den nächsten Schlag ausgeführt zu haben, ist also kein Problem – solange man den Fehler früh genug bemerkt. Harrington tat dies nicht und zog sich somit einen Strafschlag zu. Einen Vorteil dürfte ihn der höhere Drop aber nicht verschafft haben. Umso bitterer die Strafe. Vermutlich ein Flüchtigkeitsfehler, der einem 52-Jährigen, der erst kürzlich in die Golf Hall of Fame aufgenommen wurde, nicht passieren darf – erst recht nicht bei einem Major.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Ein alter Spruch heißt „Gut gedroppt ist halb gewonnen“, aber das ist anders gemeint und bezieht sich auf die Wahl der richtigen Stelle, an der man den größtmöglichen regelkonformen Vorteil durch den Drop hat.

Dass ein Spieler auf diesem Level falsch droppt und den Ball dabei zu hoch hält, lässt sich bestenfalls damit erklären, dass er mit den Gedanken schon beim nächsten Schlag war und nicht auf seinen Drop geachtet hat. Offensichtlich war es ein schweres Loch, denn auch sein Caddie und seine Mitspieler waren anderweitig beschäftigt und haben den falschen Drop nicht bemerkt Dabei ist der eigene Caddie die erste Rückversicherung beim Vermeiden von Fehlern, nur leider nicht in diesem Fall.

Auch wenn ein Referee zugeschaut hätte, könnte ein Spieler sich darauf berufen, dass dieser den Drop gesehen habe und nicht eingeschritten sei, deshalb sei er von Strafe befreit. Hier ist jedoch leider niemand vor dem Schlag darauf aufmerksam geworden, dass der Ball nicht mindestens mit seiner Oberkante in Höhe Unterkante der Kniescheibe und höchsten mit der Unterkante des Balls in Höhe der Oberkante der Kniescheibe zu droppen war.

Manchmal hat es bei uns im Clubgolf doch auch Vorteile, wenn man einen „Besserwisser“ in der Gruppe hat, der einem ständig ungefragt sagt, wann man was richtig machen soll.

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