Regelfest

Amateur bewahrt bei US Open Integrität und erhält Strafe


17. Juni 2024 , Daniel Dillenburg


Verlor einen Schlag, aber nicht seine Glaubwürdigkeit: Neal Shipley bei der US Open.
Verlor einen Schlag, aber nicht seine Glaubwürdigkeit: Neal Shipley bei der US Open. | © Ross Kinnaird/Getty Images

Hat er die Bewegung seines Balls verursacht oder nicht? Neal Shipley, Top-Amateur aus Ohio, kassiert bei der US Open einen bitteren Strafschlag und ist dabei nicht der Meinung des Referees.

Neal Shipley ist einer der vielversprechendsten Amateure im Herrengolf und hatte bereits beim Masters als Low Amateur für Aufsehen gesorgt. Bei der US Open war der US-Amerikaner erneut bester Amateur. Auf dem Weg dorthin ließ sich der Walker-Cup-Sieger aus 2023 auch nicht von einem bitteren Regelfall in Runde drei aus der Ruhe bringen. Shipley erhielt einen Strafschlag, weil er bei seiner Schlagvorbereitung die Bewegung seines Balls verursacht haben soll. Wir klären auf:

Der Vorfall ereignete sich auf der 13 des Pinehurst No.2. Shipley schlug einen weiten Drive auf die linke Seite des Fairways und hatte auf dem Par 4 nur noch 54 Meter zum Loch. Seinen zweiten Schlag mit dem Wedge ließ Shipley kurz und sein Ball rollte 30 Meter zurück an einen Hang. Bei der Vorbereitung auf seinen dritten Schlag bewegte sich sein Ball, als er ihn ansprach. Er brach seine Schlagvorbereitung umgehend ab und rief einen Referee herbei. Gemeinsam mit seinem Spielpartner Aaron Rai besprachen die drei den Vorfall, und Shipley wurde nach Regel 9.4 mit einem Strafschlag belegt. In einer Erklärung sagte die USGA:

„Bei der Vorbereitung des Schlags setzte Neal den Schläger hinter dem Ball ab und richtete ihn dann aus, als sich der Ball bewegte. Da der Ball einige Zeit ruhte und sich unmittelbar nach dem Ausrichten des Schlägers bewegte, ist es so gut wie sicher, dass er die Bewegung des Balls verursachte.“ Obwohl Shipley umgehend den Referee heranrief, um den möglichen Regelverstoß zu melden und damit seine Integrität zu bewahren, war er der Meinung, dass sich der Ball ohne sein Dazutun bewegt habe. Die Strafe akzeptierte er dennoch ohne Widerworte.

„Ist egal, was ich denke“

„Die Annahme, dass mein Schläger die Ursache für die Bewegung war, ist eine faire Einschätzung“, so Shipley nach seiner Runde. „Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass ich die Bewegung verursacht habe, aber es ist egal, was ich denke. Es ist schwer zu akzeptieren, aber so ist Golf. Man muss weitermachen.“ Auch Spielpartner Rai war nicht der Meinung, dass die Strafe zurecht ausgesprochen wurde. Der Referee jedoch war anderer Meinung und Shipley kassierte auf dem kurzen Par 4 ein Doppel-Bogey. Die Low-Amateur-Auszeichnung für seinen geteilten 26. Rang am Sonntag dürfte den 23-Jährigen von der Ohio State University aber endgültig über die Strafe hinweggetröstet haben.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Es gibt so viele Regelfälle, die man unter der Überschrift „Dumm gelaufen“ sammeln könnte, und dies ist wieder einer davon. Die Regeln sind eindeutig und schreiben dem Spieler einen Strafschlag zu, wenn der Ball sich bewegt. Ob der Spieler die Schuld daran trägt, muss im Einzelfall ermittelt werden. Vorher war der Ball an dieser Stelle zur Ruhe gekommen. Dann hatte der Spieler seinen Schläger hinter den Ball gesetzt und danach fing der Ball an, sich zu bewegen. Warum ein erfahrener Spieler seinen Schläger hinter seinen Ball setzt, der vermutlich nur von ein paar Grashalmen an dieser Stelle gehalten wurde, ist ein Rätsel. Selbst Durchschnittsspieler vermeiden so etwas, weil die Gefahr zu groß ist, dass der Ball sich dadurch bewegt.

Der Strafschlag war nicht zu vermeiden und der Referee wird diesen auch nicht gerne bekannt gegeben haben, doch die Umstände des Falls haben zwingend auf den Spieler als Verursacher der Bewegung des Balls hingedeutet. 

Testen Sie Ihre Regelkenntnisse. Nutzen Sie das Regelquiz zur Vorbereitung auf eine Prüfung oder die nächste Turnierrunde >>>