Presidents Cup
Team International verkürzt und hält die Hoffnung am Leben
25. September 2022 , Thomas Kirmaier
Am dritten Tag des Presidents Cup in Charlotte kämpft sich Team International ins Turnier zurück, gewinnt sogar erstmals eine Session und stellt auf 7:11. Vor den entscheidenden Einzeln am Sonntag werden bei den USA Erinnerungen wach.
Fast auf den Tag genau vor zehn Jahren war das. Damals, in Medinah, vor den Toren Chicagos, war Team USA mit vier Punkten Vorsprung auf die europäische Konkurrenz ins Finale des Ryder Cup 2012 gestartet. Alles war bereitet für die große Party in Rot, Weiß und Blau - mit Stars and Stripes. In den Einzeln passierte dann allerdings etwas, was keiner so recht auf dem Radar hatte. Team Europa riss das Ruder noch herum. Unvergessen Martin Kaymers alles entscheidender Putt zum Sieg, mit dem der Deutsche Geschichte schrieb und das „Miracle von Medinah“ perfekt machte.
Nun, zehn Jahre später, stehen die USA vor einer ziemlich ähnlichen Situation: Sie führen beim Presidents Cup gegen den Rest der Welt (außer Europa) erneut mit vier Punkten vor dem Gegner. Über das Malheur von damals sprechen sie nicht gern, und doch dürfte da in den Köpfen die eine oder andere Erinnerung wach werden, zumal: Die heutigen US-Vice-Captains Zach Johnson, Webb Simpson und Steve Stricker hatten 2012 als Spieler auf dem Platz gestanden. Kapitän war Davis Love III gewesen. Die Parallelen sind fast beängstigend.
Jetzt ist Team International nicht Team Europa, aber die Gäste, die aus allen Ecken der Welt kommen (Kolumbien, Südafrika, Australien, Südkorea, Kanada, Japan), taten am Samstag beim 14. Presidents Cup im Quail Hollow Club bei Charlotte (North Carolina) genau das, was alle von ihnen erwartet hatten: Comeback. Ein Zeichen war auch bitter nötig, um nach dem sensationellen Start der USA nicht mit Pauken und Trompeten komplett unter zu gehen. Die vier klassischen Vierer am Samstagvormittag teilten beide Parteien noch brüderlich mit 2:2, in den vier Vierball-Matches am Nachmittag zeigte Team International jedoch endlich Biss, gewann die Session mit 3:1, verkürzte und ließ Hoffnung aufkommen.
Wie emotional der Wettbewerb trotz amerikanischer Dominanz doch noch werden würde, bewies Tom Kim. Der erst 20-jährige Südkoreaner riss das Team International und die Zuschauer von den Stühlen, als er einen anspruchsvollen Drei-Meter-Putt auf der 18 mit starkem Break von links nach rechts über die Lochkante zum Birdie in die Tasse schob. Der Jubel kannte keine Grenzen, ein enorm wichiger Sieg (1up) über das US-Duo Cantlay/Schauffele. Die Internationals waren plötzlich wieder im Geschäft. „Das ganze Team war da und schaute zu mir rüber. Ich wollte diesen Putt mehr als alles andere auf der Welt“, so Kim.
Den einzigen Punkt für die USA schauffelten in den Fourballs am Nachmittag Justin Thomas und Jordan Spieth aufs Konto. Die beiden Freunde besiegten die Paarung Matsuyama/Pendrith 4&3 und schrieben Geschichte: Damit sind Thomas/Spieth das erste Team, das bei einem Presidents Cup eine erfolgreiche 4-0-0-Serie ablieferte und dabei kein einziges Mal auf die 18 gehen musste. „Stellt euch vor, wie gut wir erst wären, wenn wir auch mal ein Fairway treffen würden“, so Spieth hinterher schmunzelnd.
So kommt nun doch noch etwas Spannung in den Presidents Cup 2022. Es riecht stark nach dem neunten Sieg in Folge für die USA, aber Team International hat sich noch lange nicht aufgegeben. Das haben sie am Samstag bewiesen. Ob der Truppe von Captain Trevor Immelman ein ähnliches Kunststück gelingt wie Europa vor zehn Jahren? Die Amerikaner werden in den zwölf Einzeln am Sonntag alles daran setzen, so eine erneute Schmach zu verhindern und früh den Sack zuzumachen. Davis Love III schickt seine Punktegaranten Thomas und Spieth gleich zu Beginn ins Rennen. Los geht’s mit der ersten Partie um 12.02 Uhr Ortszeit (18.02 Uhr/MEZ), sodass die Entscheidung nach Mitternacht deutscher Zeit erwartet wird.