Regelfest

Dank Regel-Kniff ins Players-Playoff


17. März 2025 , Daniel Dillenburg


Lag nach seinem ersten Drop noch im Rough: J.J. Spaun auf Loch neun des TPC Sawgrass.
Lag nach seinem ersten Drop noch im Rough: J.J. Spaun auf Loch neun des TPC Sawgrass. | © Brian Spurlock/Icon Sportswire via Getty Images

J.J. Spaun profitiert in der Finalrunde der Players Championship in einer Situation gleich zweimal von einer Regelanwendung und erreicht neun Löcher später das Playoff bei dem mit 25 Millionen US-Dollar dotierten Event.

Die Players Championship 2025 hatte einige spannende Wendungen parat. Unter anderem dürften zu einem Zeitpunkt der Finalrunde die wenigsten davon ausgegangen sein, dass der Kalifornier J.J. Spaun noch eine entscheidende Rolle im Titelkampf einnehmen würde. Der Führende vor dem Finale hatte einige Probleme zu Beginn seiner vierten Runde. Nach acht Löchern lag er zwei Schläge über Par und fand sich in der Verfolgerrolle wieder. Doch Loch neun sollte für Spaun eine Art Wendepunkt markieren. Der 34-Jährige wendete an dem Par 5 eine Regel gleich zweimal an, um sich eine deutlich bessere Lage zu verschaffen.

Spauns Lay-Up misslang ihm. Sein zweiter Schlag landete im tiefen, dichten Rough. Eigentlich ist die Neun auf dem Stadium Course im TPC Sawgrass ein Birdie-Loch. Doch aus dieser Lage wäre das Up-and-Down zum Birdie nur schwer möglich gewesen. Spaun aber hatte Glück – und zwar gleich doppelt. Als er sich zu seinem dritten Schlag an den Ball stellte, bemerkte er einen Sprinklerdeckel, der seinen Stand beeinträchtigte. Sofort rief Spaun einen Referee zu sich, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Die Angelegenheit war eindeutig: Spaun erhielt nach Regel 16.1 straflose Erleichterung von ungewöhnlichen Platzverhältnissen.

Doppelt gedroppt liegt besser

In dem Fall galt der Sprinklerdeckel als unbewegliches Hemmnis. Spaun suchte sich den nächstgelegenen Punkt vollständiger Erleichterung und durfte von dort aus innerhalb einer Schlägerlänge droppen. Die Lage im Rough blieb unverändert. Aber der PGA-Tour-Sieger bemerkte beim Vorgang einen weiteren Sprinklerdeckel in der Nähe, den er zu seinem Vorteil nutzen könnte. Sofort fragte er den Referee, ob er eine weitere Erleichterung in Anspruch nehmen darf, sollte er seinen Ball auf dem zweiten Sprinklerdeckel droppen. Die Antwort lautete „Ja“.

Für Spaun ein wahrer Glücksfall. Nach seinem Drop auf dem zweiten Sprinklerdeckel durfte er erneut von Regel 16.1 Gebrauch machen, den nächstgelegenen Punkt vollständiger Erleichterung suchen und von dort aus eine Schlägerlänge wegdroppen. Plötzlich stand Spaun auf dem Fairway, durfte seinen Ball dort sogar legen, da dieser beim Drop-Vorgang zweimal aus dem Drop-Bereich herausrollte. Statt einer kniffligen Lage im Rough fand Spaun nun eine ideale Lage auf dem Fairway vor. Der Regel-Chef der PGA Tour, Mark Dusbabek, lobte Spaun anschließend für sein kluges Vorgehen in dieser Situation. Besser konnte er die Regeln in diesem Fall nicht nutzen.

Spaun gelang das Up-and-Down aus der erdroppten Position, notierte das erste Birdie des Tages und ging mit einem guten Gefühl auf die Back Nine, die er in eins unter Par spielte. Auch dank dieses doppelten Drops auf der Neun teilte er nach 72 Löchern die Führung und durfte am Montag in die Playoff-Verlängerung mit Rory McIlroy. Die Regel 16.1 – eine gute Freundin des Golfers.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Hier kennt jemand die Regeln und wendet sie gemeinsam mit einem Referee an.

Richtiger geht es nicht.

Und dennoch gibt es Ärger und Proteste über dieses Vorgehen, bei dem Spaun zweimal hintereinander gedroppt hatte und dann damit das Fairway erreichte. Warum? Offensichtlich waren dies nicht seine Fans, die sich hier beschweren, sondern die Fans von McIlroy und dazu noch etliche Spieler, denen dieses Verfahren nicht eingefallen wäre. An Stelle zu sagen „Das ist toll, das mache ich das nächste Mal auch so“ oder „Der Spieler, dem ich folge, hätte dies auch so gemacht“, wird gemeckert.

Ich hatte schon geschrieben, dass die Regeln keine Liste von Verboten sind, sondern u. a. Verfahren enthalten, wie vorzugehen ist, wenn der Ball z. B. nicht gespielt werden soll, wie er liegt. Was die Regeln dazu erlauben, kann nicht „unfair“ sein, denn es ist als Bestandteil des Spiels definiert worden.

Vor etlicher Zeit habe ich in einer Regelkonferenz einmal angeregt, eine Musterplatzregel zu veröffentlichen, die außerhalb des Fairways keine Freedrops zulässt. Gäbe es so etwas, hätte Spaun hier deutlich mehr Arbeit gehabt, das Grün zu erreichen. Aber diese Platzregel gibt es nicht, da es im Moment eher darum geht, Musterplatzregeln zu verfassen, die das Spiel weniger restriktiv machen als umgekehrt. Also werden Spieler mit guter Regelkenntnis und einem Blick für wichtige Dinge weiterhin einen rechtmäßigen Vorteil aus den Regeln ziehen können, und das mit Recht.

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