Solheim Cup

Mit diesem Team soll Historisches gelingen


28. August 2024 , Daniel Dillenburg


Feierten im vergangenen Jahr den dritten Erfolg in Folge für das europäische Solheim-Cup-Team: Leona Maguire und Céline Boutier.
Feierten im vergangenen Jahr den dritten Erfolg in Folge für das europäische Solheim-Cup-Team: Leona Maguire und Céline Boutier. | © Mark Runnacles / LET

Vier Solheim Cups in Folge gewinnen. Dies gelang noch keinem Team – weder den USA noch Europa. In Virginia könnten die Damen von Kapitänin Suzann Pettersen Geschichte schreiben. Wir blicken auf das Team.

Vom 13. bis 15. September ist es wieder so weit: Die besten Spielerinnen Europas und der USA duellieren sich im Kontinentalvergleich um den prestigeträchtigen Solheim Cup. Um dem männlichen Pendant zukünftig wieder aus dem Weg zu gehen, wird das eigentlich alle zwei Jahre stattfindende Event ausnahmsweise das zweite Jahr in Folge ausgetragen. Im Vergleich zum europäischen Team, das 2023 im spanischen Finca Cortesin den Titel mit 14 zu 14 verteidigte, sind nur zwei neue Spielerinnen im Aufgebot. Eine davon ist Elite-Team-Germany-Spielerin Esther Henseleit, die ihr Solheim-Cup-Debüt feiert. Wir blicken auf die Silbermedaillengewinnerin von Paris sowie ihre elf Teamkolleginnen, die im Robert Trent Jones Golf Club in Virginia den vierten Solheim Cup in Folge gewinnen und damit Geschichte schreiben wollen.

Céline Boutier

  • Solheim-Cup-Teilnahmen: 3 (2019, 2021, 2023)
  • Persönliche Bilanz: 5-4-1 (Sieg, Niederlage, Geteilt)
  • Weltrangliste: 9.

Die Französin ist die bestplatzierte Europäerin in der Weltrangliste und inzwischen eine Konstante beim Solheim Cup. Spielte sie mit, hielt Europa den Pokal am Ende in den Händen. Im Vergleich zum vergangenen Auftritt in Finca Cortesin muss die 30-jährige Major-Siegerin aber etwas zulegen. Boutier verlor alle ihre drei Matches. Die Form ist durchwachsen. Auf der LPGA Tour erreichte sie in dieser Saison nur einmal die Top Ten.

Emotionen pur beim Solheim Cup 2023: Carlota Ciganda.
Emotionen pur beim Solheim Cup 2023: Carlota Ciganda. | © Oisin Keniry / LET


Carlota Ciganda

  • Solheim-Cup-Teilnahmen: 6 (2013, 2015, 2017, 2019, 2021, 2023)
  • Persönliche Bilanz: 11-8-4
  • Weltrangliste: 34.

Ihr Solheim-Cup-Auftritt im vergangenen Jahr ist schwer zu toppen. Vier Matches, vier Siege. Dazu den entscheidenden 14. Punkt für das Team geholt, um den Titel zu verteidigen. Und das alles vor heimischem Publikum. Die Spanierin ist mit ihrer Emotionalität wie gemacht für diesen Wettbewerb und reist mit ordentlich Erfahrung nach Virginia. Nur eine Spielerin im Team Europe hat noch mehr Solheim Cups im Kreuz. Sowohl emotional als auch sportlich ist Ciganda eine tragende Säule.

Linn Grant

  • Solheim-Cup-Teilnahmen: 1 (2023)
  • Persönliche Bilanz: 3-2-0
  • Weltrangliste: 27.

Schon bei ihrem Debüt setzte Kapitänin Pettersen in allen fünf Sessions auf die sechsmalige LET-Siegerin. Drei Punkte waren dabei eine gute Ausbeute. Die 25-Jährige ist eine von vier Schwedinnen im Team und könnte mit ihrer guten Freundin Maja Stark erneut in den Team-Sessions für eine gute Dynamik sorgen. Die Saison verlief erfreulich für Grant. Beim Scandinavian Mixed in ihrer Heimat zeigte sie auch den Herren, zu welchen Leistungen sie imstande ist, und gewann das co-sanktionierte Event bereits zum zweiten Mal.

Georgia Hall

  • Solheim-Cup-Teilnahmen: 4 (2017, 2019, 2021, 2023)
  • Persönliche Bilanz: 8-7-2
  • Weltrangliste: 41.

War auf eine der vier Captain’s Picks angewiesen, auch weil sie nur zweimal die Top Ten erreichte in diesem Jahr. Beim Solheim Cup war auf die Engländerin aber meist Verlass. Eine kleine Ausnahme bot die vergangene Ausgabe, als Hall bei vier Einsätzen nur einen Punkt holte. Lange Zeit galt sie an der Seite von Céline Boutier als unschlagbar. Dieses Duo harmonierte 2023 aber nicht mehr. Stattdessen blühte sie mit der Irin Leona Maguire auf. Hat die 28-Jährige ihre Nerven auf den Grüns im Griff, ist sie eine absolute Punktegarantin.

Erstmals beim Solheim Cup dabei: Esther Henseleit.
Erstmals beim Solheim Cup dabei: Esther Henseleit. | © Monica Marchesani / LET


Esther Henseleit

  • Solheim-Cup-Teilnahmen: Rookie
  • Weltrangliste: 30.

Welch ein Jahr für die 25-jährige Hamburgerin. Zu Beginn des Jahres lag Henseleit noch auf Rang 112 in der Weltrangliste. Unter anderem dank vier Top-Ten-Finishes auf der LPGA Tour sowie dem Silbermedaillengewinn bei den Olympischen Spielen in Paris ging es unter die Top 30. Ihren Platz im Team sicherte sich die Elite-Team-Germany-Spielerin über die LET-Solheim-Cup-Wertung und so steht sie nun vor ihrem Debüt bei dem prestigeträchtigen Wettbewerb. Nach Elisabeth Esterl, Bettina Hauert, Caroline Masson, Sandra Gal und Sophia Popov ist sie die sechste Deutsche beim Solheim Cup. Entsprechende Erfahrung sammelte Henseleit beim Junior Solheim Cup 2017.

Charley Hull

  • Solheim-Cup-Teilnahmen: 6 (2013, 2015, 2017, 2019, 2021, 2023)
  • Persönliche Bilanz: 12-7-3
  • Weltrangliste: 11.

Spielte beim Solheim Cup 2023 trotz Nackenproblemen mit und konnte immerhin einen Punkt beisteuern. In Virginia tritt Hull aber wieder bei 100 Prozent, vielleicht sogar 110 Prozent an. Die Engländerin ist gut in Form, kommt auf vier Top Tens auf der LPGA Tour in dieser Saison und präsentiert sich beim Duell mit den US-Amerikanerinnen meist von ihrer besten Seite. Sie liebt die direkten Duelle und zählt zu den besten Solheim-Cup-Spielerinnen aller Zeiten. Nicht umsonst wurde sie 2013 im Alter von 17 Jahren ins Team berufen und ist damit bis heute die jüngste Spielerin bei dem Event jemals.

Leona Maguire

  • Solheim-Cup-Teilnahmen: 2 (2021, 2023)
  • Persönliche Bilanz: 7-2-1
  • Weltrangliste: 33.

Wenn Hull eine Solheim-Cup-Expertin ist, dann ist die Irin vielleicht schon eine Meisterin. Vermutlich ist es noch etwas zu früh für solche Superlative, doch Maguire spielte bislang zwei Solheim Cups und setzte noch keine Session aus. Sieben ihrer zehn Matches gewann sie. Die 29-Jährige vereint eine Mischung aus Ruhe, Emotionalität und Coolness, die wie gemacht ist für diesen Wettbewerb. Jede Europäerin möchte mir ihr spielen, keine US-Amerikanerin gegen sie. Ein Saisonerfolg auf der Ladies European Tour spricht zudem für ihre aktuelle Verfassung.

Die Erfahrenste im Team Europe: Anna Nordqvist.
Die Erfahrenste im Team Europe: Anna Nordqvist. | © Malcolm Mackenzie / LET


Anna Nordqvist

  • Solheim-Cup-Teilnahmen: 8 (2009, 2011, 2013, 2015, 2017, 2019, 2021, 2023)
  • Persönliche Bilanz: 15-13-3
  • Weltrangliste: 71.

Sie ist quasi der Thomas Müller des Solheim Cups. Als der golfbegeisterte Bayernstar 2009 seinen ersten Profivertrag bei seinem Herzensverein unterschrieb, feierte Nordqvist ihr Solheim-Cup-Debüt. Seitdem ist sie aus dem Team nicht mehr wegzudenken. Erneut in der Rolle des Playing Vice-Captains ist sie das Bindeglied zwischen Captains Team und den Spielerinnen. Ob sie wie 2023 erneut viermal zum Einsatz kommt (1-3-0), bleibt abzuwarten. Vier Top-15-Resultate auf der LPGA Tour in diesem Jahr waren zumindest keine schlechte Ausbeute für die 37-Jährige.

Emily Kristine Pedersen

  • Solheim-Cup-Teilnahmen: 3 (2017, 2021, 2023)
  • Persönliche Bilanz: 5-6-1
  • Weltrangliste: 103.

Gut möglich, dass Pettersen bei ihrer Wahl der Captain’s Picks zwischen zwei Spielerinnen schwankte: Alexandra Försterling oder Emily Kristine Pedersen. Die Norwegerin entschied sich für die erfahrene Dänin, die ihren vierten Solheim Cup spielen wird. Schon im vergangenen Jahr wurde der 27-Jährigen etwas überraschend eine Wild Card gegeben. Das Vertrauen zahlte sie jedoch in Form von 2,5 Punkten zurück. Außerdem gelang ihr ein Hole-in-One und damit der Schlag der Woche. Erneut ist sie als 103. die schlechtplatzierteste Spielerin im Rolex Ranking. Viel Aussagekraft hat diese Statistik aber beim Solheim Cup nicht.

Madelene Sagström

  • Solheim-Cup-Teilnahmen: 3 (2017, 2021, 2023)
  • Persönliche Bilanz: 3-5-1
  • Weltrangliste: 39.

Modisch stilsicher trug die Schwedin im vergangenen Jahr eineinhalb Punkte zur Titelverteidigung bei. Mit ihren 31 Jahren zählt sie auch schon zu den erfahreneren Spielerinnen im Team, spielt ihren insgesamt vierten Solheim Cup. Neben Pedersen ist Sagström die einzige im Team Europe mit einer negativen persönlichen Bilanz. Drei Top-Ten-Ergebnisse in dieser LPGA-Saison machen Hoffnung, dass diese Statistik in diesem Jahr etwas aufgehübscht werden könnte.

Konnte bei ihrem Debüt überzeugen: Maja Stark.
Konnte bei ihrem Debüt überzeugen: Maja Stark. | © Oisin Keniry / LET


Maja Stark

  • Solheim-Cup-Teilnahmen: 1 (2023)
  • Persönliche Bilanz: 2-1-1
  • Weltrangliste: 26.

Debütierte im vergangenen Jahr im ersten Match der Woche an der Seite von Freundin Grant und verlor dieses. Es sollte ihre einzige Niederlage bleiben, was für die Mentalität der sechsmaligen LET-Siegerin spricht. Die 24-Jährige zählt ohnehin zu den leidenschaftlicheren Spielerinnen auf der Tour und kann diese Energie gut in das direkte Duell einbringen. Bei der Chevron Championship in diesem Jahr hätte es beinahe für den ersten Major-Titel gereicht. Stark wurde Zweite.

Albane Valenzuela

  • Solheim-Cup-Teilnahmen: Rookie
  • Weltrangliste: 62.

Die 26-Jährige schreibt Golfgeschichte. Als erste Schweizerin jemals nimmt sie am Solheim Cup teil. Den Platz erhielt sie dank einer Wild Card und diese verdiente sie sich allen voran dank zwei Top-Ten-Ergebnissen auf der LPGA Tour. Die Wahltexanerin ist seit Jahren die Schweizer Golfhoffnung, war bei allen drei Olympischen Spielen seit 2016 dabei und klopft immer lauter an der Weltspitze an. Nur ein großer Titel fehlt ihr noch. Der Gewinn des Solheim Cups wäre ihr mit Abstand größter Erfolg.

Suzann Pettersen nach dem Erfolg beim Solheim Cup 2023.
Suzann Pettersen nach dem Erfolg beim Solheim Cup 2023. | © Mark Runnacles / LET


Captain’s Team

Am Grundgerüst des Captain’s Teams ändert sich im Vergleich zu 2023 nichts. Warum auch? Es klappte hervorragend. Suzann Pettersens Bauchgefühl ließ sie nur selten im Stich und am Ende verteidigte Europa den Titel gegen eine nominell deutlich stärkere Truppe aus den USA. An Pettersens Seite sind das zweite Jahr in Folge Grand Dame Laura Davies aus England, ihre Landsfrau Caroline Martens sowie Playing Captain Anna Nordqvist. Als zusätzliche Unterstützung holte sich Pettersen die englische LPGA-Siegerin Mel Reid ins Team. Mit vier Solheim-Cup-Teilnahmen bringt sie jede Menge Erfahrung, aber auch Emotionen in den Team-Raum.