PGA Tour
50 Prozent Major-Siege: Die deutschen Gewinner auf der PGA Tour
1. April 2024 , Daniel Dillenburg
Vier deutsche Spieler haben mindestens einen PGA-Tour-Titel in ihrer Vita stehen. Dabei sticht insbesondere die Major-Quote heraus.
Auch wenn die PGA Tour offiziell erst 1968 gegründet wurde, gehen die Ursprünge der größten Tour weltweit bis in die Zwanzigerjahre zurück. Damals noch unter dem Dachverband PGA of America bekannt, spaltete man sich irgendwann von der US-amerikanischen Professional Golfers‘ Association ab und ging seinen eigenen Weg. Bis heute gehören der PGA of America die Club Professionals an, während die PGA Tour das Zuhause der Tour-Pros ist. Und zwar nicht nur das der US-amerikanischen. Neben der PGA Tour, der Korn Ferry Tour und der PGA Tour Champions laufen mit der PGA Tour Canada, der PGA Tour Latinoamérica und der PGA Tour China weitere internationale Touren unter dem PGA-Tour-Label.
Bei der unten aufgeführten Liste von deutschen Siegern soll es aber nur um die Erfolge auf der PGA Tour gehen, also der ersten Liga. Hier teilen sich mit Sam Snead und Tiger Woods (jeweils 82 Titel) zwei Spieler den Rekord für die meisten Siege auf der Tour. Der dritterfolgreichste PGA-Tour-Spieler aller Zeiten ist Jack Nicklaus, der mit 18 Major-Siegen wiederum die meisten Major-Titel sammelte. An diese fast schon astronomischen Zahlen kommt kein Deutscher dran. Und doch hinterließen drei Spieler aus Deutschland ihre Duftmarke in der stärksten Liga der Welt. Von den acht deutschen Titeln gehen vier auf Major-Turniere zurück – und einer auf die Players Championship, auch bekannt als „fünftes Major“. Keine schlechte Quote.
Bernhard Langer
Titel: 3
Debüt-Erfolg: 1985 Masters Tournament
Letzter Sieg: 1993 Masters Tournament
Der beste deutsche Golfer aller Zeiten weist nicht nur die zweitmeisten Titel auf der European sowie der PGA Tour Champions auf, sondern hinterließ auch auf der PGA Tour seine Spuren. Bernhard Langer blickt auf zwölf Spielzeiten zurück, in denen er zehn oder mehr PGA-Tour-Turniere spielte. Seine erfolgreichste hatte er 1985, als er im Alter von 27 Jahren seinen ersten Major-Titel feierte. Bei seiner dritten Teilnahme am Masters Tournament in Augusta durfte sich Langer mit einem Gesamtergebnis von sechs unter Par als erster Deutscher das grüne Sakko überstreifen. Dank eines hervorragenden Wochenendes mit zwei 68er Runden verwies er ein Trio um Seve Ballersteros auf den zweiten Rang (-4).
Den Schwung vom Masters-Triumph nahm Langer in die anschließende Woche mit und dies mündete beim Sea Pines Heritage in seinem zweiten PGA-Tour-Titel. Damit ist der gebürtige Anhausener bis heute der letzte Spieler, dem es gelang, sowohl das Masters als auch das darauffolgende PGA-Tour-Event zu gewinnen. Zum Masters pflegte Langer seit jeher eine besondere Verbindung. Kaum ein Spieler perfektionierte sein Spiel in Augusta so sehr, wie der Deutsche, der zwischen 1984 und 2002 bei dem Major 19 Cuts in Folge schaffte. 1993 sprang in Georgia der zweite Major-Sieg heraus, nachdem er sich in einem spannenden Titelrennen auf den Back Nine gegen Dan Forsman und Chip Beck durchsetzte.
Bei drei PGA-Tour-Siegen sollte es dann auch bleiben, obwohl Langer 2007 nochmals die große Chance hatte, beim Crowne Plaza Invitational at Colonial zu triumphieren, jedoch im Stechen gegen Jim Furyk sowie Rory Sabbatini das Nachsehen hatte. Bis heute ist Langer aber regelmäßiger Gast auf der PGA Tour und als ehemaliger Champion beim Masters am Start. 2020 schaffte er dort als ältester Spieler in der Geschichte den Cut. Das letzte Top-Ten-Ergebnis feierte er 2014, als er beim Masters geteilter Achter wurde – im Alter von 57 Jahren.
Martin Kaymer
Titel: 3
Debüt-Erfolg: 2010 PGA Championship
Letzter Sieg: 2014 US Open
Ähnlich wie Landsmann Langer war auch Martin Kaymer hauptberuflich European-Tour-Spieler, schaffte es aber doch mit großen Erfolgen, sich in die PGA-Tour-Geschichtsbücher einzutragen. Der Mettmanner spielte 2008 erstmals auf der PGA Tour, als er in dem Jahr alle vier Majors bestritt. Das erste Ausrufezeichen setzte er eine Saison später mit einem geteilten neunten Rang bei der PGA Championship. Das von der PGA of America ausgetragene Event war es auch, das Kaymer seinen ersten Major-Titel bescherte. 2010 holte er einen Vier-Schläge-Rückstand vor dem Finaltag auf und setzte sich letztlich im Stechen gegen Bubba Watson durch, um der zweite deutsche Major-Sieger nach Langer zu werden. Für Kaymer war dies der erste Erfolg auf US-amerikanischem Boden.
Ein Mitglied der PGA Tour wurde Kaymer erst 2013. Auf Anhieb qualifizierte er sich für die FedExCup-Playoffs. Dank drei Top-Ten-Ergebnissen bei 17 Starts beendete die ehemalige Nummer eins die Saisonwertung auf dem 84. Rang. Deutlich nach vorne ging es im Jahr drauf, Kaymers erfolgreichster Spielzeit auf der PGA Tour. Zunächst trumpfte der Ryder-Cup-Star bei der Players Championship auf, als er am ersten Tag den Platzrekord des Stadium Course im TPC Sawgrass teilte und drei Tage später als geteilter Führender in die Finalrunde ging. Früh baute Kaymer seinen Vorsprung, jedoch unterbrach eine Gewitterunterbrechung den Rhythmus des Deutschen und so wurde es am Ende eine Zitterpartie mit zwei abschließenden Up-and-Downs, um seinen zweiten Titel auf der PGA Tour zu holen. Dank des Erfolgs beim sogenannten fünften Major des Jahres kletterte Kaymer wieder in die Top 30 der Weltrangliste. Von dort ging es auch in die US Open, wo sich eine weitere denkwürdige Woche für den damals 29-Jährigen abzeichnete. Kaymer dominierte das Major-Turnier nach Belieben und ließ der Konkurrenz in Pinehurst nicht den Hauch einer Chance.
Als erster Spieler in der Geschichte, eröffnete Kaymer ein Major mit zwei 65er-Runden, nach denen er bereits sechs Zähler Vorsprung hatte. Eine abschließende 69 (-1) hatte einen Ausbau des Vorsprungs auf acht Schläge zur Folge und damit gewann zum ersten Mal ein Spieler aus Kontinentaleuropa die US Open. Die beiden Siege waren Voraussetzung für Kaymers erste Teilnahme am FedExCup-Playoff-Finale in East Lake. Die Spielzeit beendete der zweimalige Major-Sieger als geteilter 16. der Gesamtwertung. Auf die nächste Top-Fünf-Platzierung auf der PGA Tour musste Kaymer nach dem Traumjahr etwas warten. Erst bei der Honda Classic 2017 spielte er mal wieder vorne mit und wurde geteilter Vierter. 2019 ging Kaymer dann sogar als Führender in den Finaltag des Memorial Tournaments. Eine abschließende 72 (Par) reichte jedoch nicht zu Titel Nummer vier und so wurde es „nur“ das beste Ergebnis seit dem US-Open-Triumph (Dritter).
Alex Cejka
Titel: 1
Debüt-Erfolg: 2015 Puerto Rico Open
Nach vier Siegen auf der European Tour wagte Alex Cejka 2003 den Sprung über den großen Teich. Zu diesem Zeitpunkt war er in der Weltrangliste so gut platziert wie noch nie in seiner Karriere. Sein Allzeithoch erreichte der gebürtige Tschechoslowake im September seiner PGA-Tour-Rookie-Saison, als er auf dem 33. Platz des OWGR rangierte. 2003 war er der zweitbeste Tour-Neuling nach Ben Curtis. Der große Durchbruch auf der US-amerikanischen Tour wäre Cejka beinahe bei der Players Championship 2009 gelungen. Damals ging er mit einem Vorsprung von fünf Schlägen in die Finalrunde, gab diesen jedoch nach einer 79 am Sonntag aus der Hand. Ohne den großen Coup zu landen, reihte Cejka eine konstante Saison an die andere. 2010 erreichte er zum vierten Mal in Folge die Playoffs, bevor er den FedExCup 2011 aufgrund einer Grasallergie außerhalb der Top 125 abschloss.
Von dort an begann die Zeit ständiger Comeback-Versuche. 2014 kehrte Cejka dank einer starken Saison auf der Korn Ferry Tour in die erste Liga zurück, wo ihm dann endlich der lang ersehnte Titelgewinn gelang. Im Alter von 44 Jahren, drei Monaten und sechs Tagen gewann der Kämpfer aus München mit der Puerto Rico Open sein erstes PGA-Tour-Event. Nach 286 Starts ohne Sieg hatte damit das Warten endlich ein Ende. Den Erfolg besiegelte ein Sechs-Meter-Birdie-Putt am ersten Extra-Loch. Die Saison beendete Cejka als 71. des FedExCups. Im Jahr drauf war er erneut für die Playoffs qualifiziert, verpasste sie jedoch aufgrund von Nackenbeschwerden. 2018 schnupperte Cejka an seinem zweiten PGA-Tour-Titel. Dieses Mal musste er sich aber bei der Shriners Hospitals for Children Open im Playoff geschlagen geben. Seit 2019 konnte Cejka keine weiteren Top-Ten-Ergebnisse auf der PGA Tour erzielen und so wagte er 2021 den Schritt auf die PGA Tour Champions, wo er auf Anhieb zwei Major-Turniere gewann.
Stephan Jäger
Titel: 1
Debüt-Erfolg: 2024 Houston Open
Am Ende behielt Stephan Jäger auch nach der entscheidenden Szene sein Pokerface auf. Der in Führung liegende Deutsche hatte soeben aus nächster Nähe beobachtet, wie Scottie Scheffler im Memorial Park in Houston einen Putt aus einem Meter daneben schob. Ein Birdie hätte eine Verlängerung bei der Houston Open 2024 bedeutet. Doch Schefflers Patzer und der verpasste Titel-Hattrick für den Weltranglistenersten war gleichbedeutend mit dem größten Triumph in der Karriere seines Kontrahenten, der zuvor den Putt zum Sieg nur haarscharf verpasst hatte. Am Ende war das Wie egal. Fest stand: Im 135. Anlauf auf der PGA Tour durfte Jäger erstmals einen Pokal in Empfang nehmen.
Jäger blickte ungläubig. Fair und besonnen schüttelte er in der Folge die Hände seiner Spielpartner und verzichtete, wie bereits auf den 18 Löchern der Finalrunde, auf Gefühlsausbrüche. Auch als seine Frau Shelby und Sohn Harrison auf das Grün stürmten, blieb der 34-Jährige aus dem Elite Team Germany ruhig. Gemessen an der Bedeutung der Szenen auf dem Schlussloch war es eine fast schon kuriose Zurückhaltung. Durch den Durchbruch in Texas verbesserte sich der beste deutsche Golfer auf den zehnten Rang im FedExCup und sicherte sich die Tour-Karte bis ins Jahr 2026. Darüber hinaus durfte er zwei Wochen später erstmals beim Masters in Augusta abschlagen.