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Transgender-Golferin Davidson kämpft um LPGA-Karte


29. August 2024 , Felix Grewe


Wurde als Mann geboren und will als Transgender-Golferin auf die LPGA Tour: Hailey Davidson.
Wurde als Mann geboren und will als Transgender-Golferin auf die LPGA Tour: Hailey Davidson. | © Instagram @haileydgolf

Hailey Davidson will sich für die kommende Saison der LPGA Tour qualifizieren – als Transgender-Golferin. In der Szene sorgt sie für Diskussionen.

Wenn alles gut läuft für Hailey Davidson, dann könnte die Schottin im kommenden Jahr auf der LPGA Tour abschlagen. Sie ist eine von 100 Spielerinnen, die die erste Phase der Q-School, der Qualifikation zur neuen Saison, überstanden haben und im Oktober in Venice, Florida, darum kämpfen werden, die Final-Qualifikation im Dezember zu erreichen. Das klingt zunächst unspektakulär – ist jedoch ein Aufreger hinter den Kulissen der Tour. Denn Davidson ist eine Transgender-Golferin, die erste Golferin ursprünglich männlichen Geschlechts, die vor drei Jahren ein professionelles Frauenturnier in den unteren Ligen gewann. 

Harsche Kritik von Amy Olson

Die 31-Jährige, die ursprünglich aus Ayrshire im Südwesten Schottlands stammt, inzwischen aber in Florida lebt, war Anfang der Saison nur einen Schlag davon entfernt, sich für die US Womens Open zu qualifizieren. Zweimal ist sie bereits daran gescheitert, eine Karte für die LPGA Tour zu erhalten – diesmal, beim dritten Versuch, soll es endlich klappen. 

Das sehen nicht alle so in der Szene. „Unfair“, schrieb die ehemalige US-Profispielerin Amy Olson kürzlich in den sozialen Medien. „Die Frauen haben zu hart und zu lange gearbeitet, um dabei zusehen zu müssen, wie ein Mann um ihren Platz konkurriert und ihn einnimmt. Der einzige faire Weg nach vorne ist eine Politik, die auf dem Geschlecht basiert, nicht auf der Herkunft.“ Davidsons Konter: „Ich werde Athleten nie verstehen, die eine Transgender-Konkurrentin für ihr eigenes sportliches Versagen verantwortlich machen“, schreibt sie auf Instagram. „Wenn du nicht die Verantwortung für deine Misserfolge übernimmst, wirst du nie gut genug sein, um es zu schaffen.“

Davidson will Dänin Bagger folgen

Die LPGA kündigte einige Tage vor Beginn des sogenannten „Pre-Qualifying-Events“ an, bis zum Jahresende eine ausführliche Überprüfung ihrer aktuellen Politik hinsichtlich des Umgangs mit Transfrauen abzuschließen und alle Aktualisierungen vor der Saison 2025 umzusetzen. Hintergrund: Im Jahr 2010 stimmte die LPGA für die Abschaffung der Anforderung, dass Spielerinnen bei der Geburt weiblich sein müssen, kurz zuvor hatte eine Transgender-Frau Klage gegen die Tour eingereicht.

Sollte Davidson die Qualifikation für die LPGA Tour gelingen, wäre sie nicht die erste Transfrau auf einer großen Tour. Im Jahr 2004 qualifizierte sich die Dänin Mianne Bagger für die Ladies European Tour (LET). Bagger, die in Kopenhagen als Mann geboren wurde, galt in ihrer Jugend als vielversprechendes Talent bei den Jungen. Später unterzog sie sich einer geschlechtsangleichenden Operation und konnte die europäische Damentour im Alter von 37 Jahren davon überzeugen, von ihrem Grundsatz Abstand zu nehmen, dass das weibliche Geschlecht bei der Geburt Voraussetzung ist, um später eine Startberechtigung zu erhalten.

27 Meter kürzer mit dem Driver 

Davidson, die im Jahr 2015 noch als Mann Turniere bestritt und dann mit einer Hormontherapie begann, weist jegliche Vorteile ihrer Konkurrentinnen zurück. Angeblich schlage sie den Ball mit ihrem Driver seit ihrer Geschlechtsanpassung rund 27 Meter kürzer als vorher. Davidson war bisher hauptsächlich auf der NXXT Womens Pro Golf Tour aktiv und gewann dort bereits drei Titel. Im März kündigte die in Florida ansässige Minitour an, dass ihre Teilnehmerinnen künftig bei der Geburt biologisch weiblich sein müssen. Ob Davidson den Sprung auf die LPGA Tour schafft, ist noch ungewiss. Sicher ist: Die Diskussion um Transgender-Frauen im Sport bleibt brisant.