Ungeheuer und Drachen?

In der Regelfrage der Woche widmet sich DGV-Regelexperte Dietrich von Garn einer „Regelproblematik“. Diesmal geht es um eine gefährliche Situation und die Frage nach einem Freedrop nach Regel 16.2.

Die Situation:

Vera Vorsichtig hat ihren Ball ins Rough geschlagen. Eigentlich hat sie ihn auf das Fairway geschlagen, aber dort ist er unglücklich versprungen und dann im Rough gelandet, wäre die Version, die sie lieber hören würde. Vorsichtig tastet sie sich in das hohe Gras, in dem vereinzelt auch stachelige Büsche stehen. 

Ihr Mitspieler Ferdinand Fiesling schaut sich das an und mein: „Brauchst Du Hilfe beim Einsammeln der Giftschlangen?“

Woraufhin ihn der dritte Mitspieler Nico Nichtsnutzius korrigiert: „So was gibt es hier nicht, aber Zecken könnten da vielleicht schon sein.“

Vera schaut die beiden an: „Ist das hier wirklich gefährlich?“ Und denkt einen Moment nach.

„Wenn das hier eine gefährliche Situation ist, bekomme ich einen Freedrop nach Regel 16.2. Das war ein toller Tipp von Euch!“

Was werden Ferdinand und Nico dazu sagen?

Die Lösung:

(Lebens-) Gefährliche Schlangen dürften in Deutschland kaum vorkommen. Und gäbe es bekannte Vorkommen davon auf einem Golfplatz, wären diese Gebiete bestimmt aus Naturschutzgründen als Spielverbotszone markiert. 

Ein Zeckenbiß kann gefährlich werden, aber Zecken (wie auch Mücken, Schnaken und Bremsen) sind nicht räumlich einzugrenzen wie eine einzelne Schlange oder ein Krokodil und können fast überall auf dem Golfplatz vorkommen. Droppt man von der einen weg, ist die nächste da. Deshalb ist eine Erleichterung von ihnen nicht zugelassen (auch nicht, weil über beide Tierarten nur spekuliert wurde und sie nicht im Umkreis des Balls nachgewiesen sind).

Vera hat also einerseits Pech gehabt, dass es hier keine Schlangen gibt, und andererseits, dass die Zecken sich nicht alle an einem bestimmten Ort aufhalten. Das eigentliche Problem ist hier vermutlich aber auch das Rough. Und das ist nicht gefährlich, sondern nur ärgerlich.