Regelfest

Wutausbruch mit Folgen


19. August 2024 , Daniel Dillenburg


War am dritten Tag der FedEx St. Jude Championship sichtlich frustriert: Sam Burns.
War am dritten Tag der FedEx St. Jude Championship sichtlich frustriert: Sam Burns. | © Mike Mulholland/Getty Images

Sam Burns hat seine Nerven nicht im Griff und sein Driver muss darunter leiden. In der Folge muss der US-Amerikaner ohne seinen beschädigten Schläger auskommen. Denn ein Ersatz steht ihm in diesem Fall nicht zu.

So besonnen die Profis auch meist wirken. Auch bei ihnen brodelt es immer wieder mal auf dem Platz. Selbst in schwierigen, frustrierenden Phasen besonnen zu bleiben, ist eine Fähigkeit, die es zu beherrschen gilt. Dies wirkt oft stoisch, aus Zuschauersicht vielleicht sogar „langweilig“, ist aber ein Schlüssel zum Erfolg. Denn Wut und Ärger bringen einen im Golf nur selten weiter. Dies musste auch Sam Burns bei der FedEx St. Jude Championship, dem ersten Playoff-Event der PGA Tour, erfahren. In Runde drei hatte der US-Amerikaner seine Nerven nicht im Griff, ließ sich zu einem Wutausbruch hinreißen und bekam umgehend die Quittung.

Der 28-jährige Burns stand am neunten Abschlag des TPC Southwind in Memphis, Tennessee, als ihm zum wiederholten Mal ein Drive verrutschte. Schon auf den ersten Löchern hatte er zwei Bogeys wegen verzogener Abschläge kassiert. Dabei sah es im Großen und Ganzen gar nicht schlecht aus für Burns. Der Ryder-Cup-Spieler lag auf Rang drei und hatte nur zwei Schläge Rückstand auf die Spitze. Doch wenn der Driver nicht läuft, kann das schon mal frustrieren. Nachdem Burns Abschlag auf der Neun erneut aus der Richtung flog, kochte das sonst eher besonnene Gemüt über.

Wann darf Ersatz her?

Die Frustration war unübersehbar. Burns schlug seinen Driver in den Rasen. Ein Wutausbruch mit Folgen: Der Kopf verabschiedete sich vom Schaft und damit war der Driver unbrauchbar. Burns hatte ein Problem. Die verbleibenden neun Löcher musste er ohne Driver zurechtkommen. Denn nach den offiziellen Regeln kann ein Schläger nicht ersetzt werden, solange er nicht durch äußere Einflüsse, Naturgewalten oder eine andere Person als den Spieler beschädigt wurde. Burns Aktion wurde als „Missbrauch“ eingestuft und somit war ein Ersatz des beschädigten Schlägers nicht möglich.


Seit den Regeländerungen 2023 ist es grundsätzlich schon erlaubt, beschädigte Schläger während der Runde zu benutzen oder zu reparieren, außer wenn der Schläger missbräuchlich beschädigt wurde (Regel 4.1). Vor der Änderung durfte der Spieler einen im Zorn beschädigten Schläger, und sei er nur leicht verbogen gewesen, nicht mehr verwenden – eine Disqualifikation war die Folge, weil mit der Beschädigung die Spieleigenschaften verändert wurden. Nur eben ersetzt werden darf er nur unter gewissen Voraussetzungen. Burns spielte die Back Nine ohne Driver in even Par – genauso wie seine Front Nine. Einen großen Unterschied machte es in diesem Fall also keinen.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Es kommt immer wieder vor, dass sich bei Spielern das „Überdruckventil“ zu plötzlich öffnet und dann solche Aktionen geschehen. Wundert man sich bei Kindern und Jugendlichen weniger darüber, ist es bei erwachsenen Spielern oder sogar Professionals eher selten und ungewöhnlich, und natürlich unprofessionell.

Das Verbot, einen mutwillig beschädigten Schläger auszutauschen hat jedoch nichts mit einer „Strafe“ für schlechtes Benehmen zu tun. Man könnte sich im Extremfall in einem wichtigen Turnier vorstellen, dass ein Spieler nach wenigen Löchern merkt, dass er heute lieber einen anderen Driver spielen würde. Einfaches Tauschen geht nicht. Wenn aber zerbrochene Schläger ohne Beschränkungen ausgetauscht werden dürften, könnte man schnell „zufällig“ zerbrechen und passenden Ersatz aus dem Auto oder der Caddie-Box holen lassen.

Es lohnt sich also nicht, die Flinte ins Korn zu werfen und auch nicht, den Driver in die Penalty Area zu werfen.

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