Tour-Report

Henseleits Triumph, Kuchars kurioser Abbruch und Sperre für McDowell


12. August 2024 , Thomas Fischbacher


Im Fokus: Esther Henseleit, Matt Kuchar und Graeme McDowell
Im Fokus: Esther Henseleit, Matt Kuchar und Graeme McDowell | © golfsupport.nl

Es war einiges los in der Welt des Golfsports. Esther Henseleit verzückt das ganze Land, Matt Kuchar muss als einziger nachsitzen und Graeme McDowell wird ein Nasenspray zum Verhängnis.

Es war ein historisches Wochenende. Esther Henseleit drehte in der Finalrunde des olympischen Golfturniers der Damen auf, während vielen anderen die Nerven versagten. Ihr unwirklicher Ritt im Finale am Samstag endete auf dem Podium. Silber für Deutschland. Die erste olympische Medaille für eine europäische Spielerin überhaupt. Sie schrieb deutsche Golfgeschichte und feierte den bislang größten Erfolg ihrer Karriere. Ein Wahnsinn. 

„Ich habe es noch nicht begriffen“, so Henseleit bei der anschließenden Pressekonferenz. „Ich glaube, ich brauche noch ein paar Tage. Aber es ist unglaublich, hier oben mit zwei der besten Golferinnen der Welt zu sitzen, und ich glaube, ich bin die erste Europäerin, die eine olympische Medaille gewinnt. Das ist also etwas ganz Besonderes.“  


Natürlich überstrahlt die Silbermedaille alles. Die Spielerin aus dem Elite Team Germany holte Edelmetall auf Le Golf National in Paris. Zwölf Jahre nach Beginn der Vision Gold des Deutschen Golf Verbandes zeigt sich: Die Bemühungen und Anstrengungen haben sich mehr als gelohnt. So reagieren der Bundestrainer, der DGV-Sportvorstand und Co. auf Henseleits großen Coup. l

Ko und das Karriereende

Lydia Ko sicherte sich zwei Schläge vor ihrer deutschen Kontrahentin die Goldmedaille. Es war nach Silber (Rio) und Bronze (Tokio) bereits die dritte Medaille für die Neuseeländerin. Damit macht die Major-Gewinnerin den Einzug in die Hall of Fame perfekt – und das mit 27 Jahren. Ko hatte in der Vergangenheit des Öfteren klargestellt, dass sie ihre Karriere eher früh als spät beenden würde. Beschleunigt der olympische Triumph nun ihren Abschied? Dazu Ko: „Wissen Sie, ich habe tolle Tage, an denen ich so lange wie möglich spielen will, und dann gibt es Tage, an denen ich mit einem schmerzenden Rücken aufwache und denke: 'Ich glaube, ich kann nicht mehr'. Ich glaube nicht, dass es ein bestimmtes Datum gibt, und jetzt, wo ich in die Hall of Fame aufgenommen wurde, weiß ich nicht, ob das irgendeinen Einfluss hat. Aber im Moment möchte ich einfach nur diesen Moment genießen.“

Das Gastspiel in Liga zwei hat sich gelohnt. Parallel zum olympischen Golfturnier feierte Patricia-Isabel Schmidt ihren zweiten Sieg auf der LET Access Series. Dank einer abschließenden 70er Runde bei der Ahlsell Trophy im Gränna Golfklubb erreichte die 28-Jährige das Gesamtergebnis von -10 und hatte damit zwei Schläge Vorsprung auf die zweitplatzierte Amateurin Alessia Nobilio aus Italien.

Sieger steht fest, Turnier läuft weiter

Bei der Wyndham Championship steht der Sieger fest: Aaron Rai feierte seinen Durchbruch und gewann zwei Schläge vor Max Greyserman. Beendet ist das von mehreren Unterbrechungen beeinflusste Turnier aber noch nicht. Matt Kuchar entschied sich bei einbrechender Dunkelheit dafür, auf dem 18. Loch nicht mehr fertig zu spielen. Als einziger Spieler wird der Routinier, der den geteilten zwölften Rang belegt, am Montag noch einmal für ein paar Schläge auf den Platz zurückkehren. Matti Schmid landete auf dem geteilten 64. Rang. Im FedExCup rangiert der Bayer nach dem letzten regulären Turnier der Spielzeit auf Position 124. In der Herbstsaison der PGA Tour, dem FedExCup Fall, geht es für den Olympiateilnehmer nun darum, sich seinen Status für 2025 zu sichern. 


Bernhard Langer ist weiter in Form. Der deutsche Routinier beendete die Boeing Classic der PGA Tour beim Sieg von Stephen Ames auf dem geteilten achten Rang. Es ist bereits das vierte Top-Zehn-Ergebnis, nachdem der Rekordsieger der PGA Tour Champions nach seinem Achillessehnenriss auf die Tour zurückgekehrt war. 

Doping-Sperre für McDowell

Auch Michael Hirmers Spiel kann sich aktuell mehr als sehen lassen. Vier Challenge-Tour-Turniere spielte der Mann vom GC Reichswald in diesem Jahr. Nur bei einem verpasste er den Cut. Die anderen schloss er auf T12, T8 und nun wieder T8 ab. Das jüngste Top-Ten-Ergebnis feiert er bei der Scottish Challenge im Newmachar Golf Club in Aberdeen. Der deutsche Meister von 2015 spielte in diesem Jahr vorwiegend auf der Pro Golf Tour und gewann im Februar die Golf Mad Open in der Türkei. 

Doping-Sperre für Graeme McDowel!. Der Nordire war beim LIV-Turnier in Nashville positiv getestet worden und muss nun beim Stopp der Saudi-Liga im The Greenbrier zuschauen. Der US-Open-Sieger von 2010 erklärte, ein Nasenspray verwendet zu haben, da eine Erkältung seinen Schlaf beeinflusst hatte. "Ich bedauere dieses Versehen zutiefst", so McDowell. "Ich akzeptiere die von der LIV verhängten Sanktionen voll und ganz".


Die Golfwelt trauert um Chi-Chi Rodriguez. „Die Leute kommen hierher und zahlen gutes Geld, um Golf zu sehen. Ich denke, sie verdienen etwas Besonderes, und das möchte ich ihnen geben.“ Diese Worte stammen von Juan Antonio „Chi-Chi“ Rodríguez und kein Zitat beschreibt den World Golf Hall of Famer aus Puerto Rico besser. Ein Showman, Philanthrop und dazu noch unfassbar guter Golfer, der trotz seines großen Ehrgeizes niemals die Menschen um sich herum vergaß. Am 8. August 2024 verstarb Rodriguez in Clearwater, Florida im Alter von 88 Jahren. Eine der schillerndsten Golf-Persönlichkeiten der vergangenen Jahrzehnte ist damit von uns gegangen.