Gesagt...
Riesen Schritt für Rosenmüller
29. Juli 2024 , Stefan Bluemer
Thomas Rosenmüller bringt eine 54-Loch-Führung von zwei Schlägen ins Ziel und feiert beim NV5 Invitational seinen ersten Titel auf der Korn Ferry Tour. 25 Schläge unter Par ist der tiefste Siegerscore der Tour in diesem Jahr. Nach dem Sieg brechen sich große Emotionen ihren Weg.
Der Athlet des National Team Germany hatte zur Mitte der Finalrunde einen Konkurrenten, der gleichauf lag, zeigte aber nervenstark, dass er für diesen Sieg reif war. Im Glen Club holte der Bundesadler mit einem Birdie auf Loch 14 die Führung zurück und ließ einen spektakulären Eagle folgen. Das Bogey auf der 16 sorgte noch einmal für Hochspannung, aber wieder zeigte der Bayer, der vom GC München Eichenried kommt, wie cool er inzwischen auch in einer engen Situation sein Spiel auf den Platz bringen kann. Am Ende war große Erleichterung und Jubel.
Der 27-Jährige, der sich direkt nach dem Sieg auf den Weg zum nächsten Turnier in Salt Lake City machte, zog nach der Landung in der Olympiastadt ein sehr reflektiertes Fazit der sportlichen Ereignisse: „Das war eine unglaubliche Woche und es bedeutet mir sehr viel, meinen ersten Sieg zu holen. Vor allem wegen der Situation, dass es für nächste Saison 30 Karten auf der PGA Tour gibt. Da macht dieser Sieg natürlich schon einen Riesenunterschied. Diese 500 Punkte katapultieren mich in die Top 15. Diesen Sieg heimzubringen, war besonders schwierig, weil es nach der Führung nach 54 Loch nicht einfach war, auch weiterhin den Fuß auf dem Gaspedal zu haben. Zumal die Jungs um mich rum richtig tief gingen. Es waren mehrere, die eine 63 gespielt haben und einer hat sogar eine 62er Runde unterschrieben. Dabei war es nicht so leicht, zu spielen. Es war windig und zwischendrin kamen Böen aus verschiedenen Richtungen. Bei den Fahnenpositionen war es auch richtig schwierig, die Putts zu machen.“
Gutes Gefühl
Auf der Runde hatte Rosenmüller immer ein gutes Gefühl: „Ich habe einen guten Start erwischt, was es, was die Nerven anging, deutlich leichter gemacht hat. Der Putter wurde dann allerdings ein bisschen kalt. Ich hatte mehrere Doppelbreaker, so aus vier, fünf Metern, die locker reingehen hätte können und die sind knapp über die Lochkante gegangen. Auf der 13 wurde ich von meinem Caddie darauf aufmerksam gemacht, dass wir jetzt geteilt sind und nicht mehr mit zwei Schlägen führen. Das hieß aber auch ganz klar, dass wir wieder einen Ticken aggressiver spielen. Ich habe dann am schwersten Loch des Platzes auf der 14 nach dem Driver ein Eisen 6 aus 200 Metern in den Gegenwind hingehauen. Es war noch ein kleiner Putt bergab, der in beide Richtungen hätte brechen können. Der habe ich wirklich schön Mitte Loch versenkt. Auf der 15 hatte ich einen guten Drive. Der zweite Schlag kam gut von der Schlagfläche runter. Ich wusste, dass er richtig gut ist, wenn nicht sogar reingeht. Der Ball ist dann mit perfekter Geschwindigkeit in das Loch. In dem Moment war es mir grob klar, jetzt habe ich auch einen gewissen Puffer. Als ich von der 16 runtergegangen bin, wo ich leider mit einem schlechten Chip einen Bogey gemacht habe, wurde mir gesagt, dass ich mit zwei Schlägen führe. Da hatte ich auf der 17 noch einen guten T-Schuss auf einem relativ leichten Par 3. Aber mit Wind von rechts und Wasser links war auch das unter Druck nicht ganz so ein einfach.“
Das Gefühl, als der Sieg fest stand, war für den Münchener überwältigen: „Es war ein unfassbares Erlebnis, vor allem nachdem ich vor zwei Wochen verletzungsbedingt mein Turnier mit Nackenschmerzen, Migräne- und Schwindelanfällen frühzeitig beenden musste. Zwei Wochen später siegreich mit der Trophäe in der Hand zu stehen, das war natürlich dann schon ein unglaubliches Gefühl und ein unglaublicher Turnaround.“
Nach dem Sieg ist vor dem nächsten Turnier. Als Rosenmüller am Flughafen noch auf sein Gepäck wartete, plante er schon die nächste Woche: „Morgen geht es vielleicht ein bisschen Putten, aber dann ab Dienstag geht wieder die Arbeit los. Es ist nicht zu viel Zeit, um zu feiern. Das kann ich dann am Ende des Jahres machen, wenn ich mir die PGA-Tourkarte hole.“
Wechselvolle Geschichte
Nach seinen drei Siegen auf der Pro Golf Tour war Thomas Rosenmüller 2020 direkt auf die Challenge Tour aufgestiegen, verpasst da aber 10 von 15 Cuts und kehrte in die USA zurück, wo er zuvor schon Collegegolf gespielt hatte.
2021 sicherte er sich mit Rang elf auf der Final Stage der Q-School seine Mitgliedschaft auf der Korn Ferry Tour. 2022 musste Rosenmüller als 158. der Korn Ferry Tour mit 16 verpassten Cuts bei 22 Starts wieder auf die Q-School.
„Ich hatte Glück, dass ich im Jahr 2022 Sponsoren hatte. Ohne sie hätte ich wahrscheinlich mit dem Spielen aufhören müssen. Das ist der Grund, warum ich so emotional war, wegen des Kampfes. Sie hielten mir die Treue und unterstützten mich bei all dem.“
2023 kam die Wende. Mit Platz 67 in der Order of Merit der Korn Ferry Tour ging es ins Jahr 2024. Die Q-School PGA Tour ließ der Bayer aus, um ganz intensiv am Schwung zu arbeiten und sich auf die 2024er-Saison der Korn Ferry Tour zu konzentrieren. Die Erfolge der harten Arbeit ließen aber noch auf sich warten. Der Start ins Jahr mit einem T50-Platz und sechs verpassten Cuts in Folge war alles andere als positiv. „Man nimmt sich drei Monate Auszeit, obwohl man gut spielt, um sich vorzubereiten, und dann spielt man so. Da fragt man sich: Was habe ich getan?“, kamen Zweifel auf. Aber seither läuft es besser und besser. Es gab nur noch einen verpassten Cut, dazu aber zweimal Platzierungen in der Top Ten und drei weitere Turniere, die Rosenmüller in der Top 25 beendete.
Trotz einer Nackenverletzung nun dann der erste Sieg mit ganz vielen Emotionen. „2020 war großartig, 2021 war schrecklich, 2022 war noch schlimmer und jetzt stehe ich hier kurz vor einer PGA Tour-Karte“, strahlt Thomas Rosenmüller. „Es ist unglaublich. Mir fällt eine Menge Last von den Schultern, vor allem wenn man bedenkt, dass ich im letzten Herbst die falsche Entscheidung getroffen habe, nicht an der Q-School teilzunehmen, obwohl ich gut gespielt habe. Das zeigt aber, dass es sich gelohnt hat. Es ist schön zu sehen, dass sich die ganze Arbeit, die ich investiert habe, endlich auszahlt.
„Ich werde einfach weiter spielen, aber ich habe mich definitiv in eine gute Position gebracht“, sieht Thomas Rosenmüller nun eine großartige Chance, um den Traum von der PGA Tour am Ende des Jahres endlich Realität werden zu lassen.
Harter Weg
Bundestrainer Ulrich Eckhard hatte den Erfolg seines Schützlings aus dem National Team Germany in Paris verfolgt. „Thomas Rosenmüller hat sich Schritt für Schritt weiter entwickelt und da war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann dieser Sieg kommt. Wobei man sehen muss, dass auf der Korn Ferry Tour die Leistungsdichte enorm hoch ist und Woche für Woche mehr als 100 Kandidaten antreten, die maximal motiviert sind und alle richtig, richtig tief schießen können. Von daher ist es eine richtig große Sache, dass Thomas nun diesen Sieg in den Büchern hat. Es ist vor allem eine Bestätigung für die gute Arbeit, die er seit langer Zeit mit seinen Coaches macht. Es sind nur noch sieben Turniere und mit diesem Sieg hat Thomas jetzt so viele Punkte gesammelt, dass ich mir relativ sicher bin, dass er den Aufstieg auf die PGA Tour schafft. Vergessen wir nicht, was das bedeutet! Über die Korn Ferry Tour den Aufstieg zu machen, ist einfach der harte Weg. Um das zu schaffen, muss man muss so gut sein, wie die Jungs auf der großen Tour.“
Schritt für Schritt
Marcus Neumann, Vorstand Sport im Deutschen Golf Verband, der als Chef de Mission in Paris beim Olympia-Team ist, freute sich gemeinsam mit dem Bundestrainer über den Sieg von Thomas Rosenmüller: „Golfdeutschland freut sich, mit Thomas Rosenmüller einen weiteren Spieler zu haben, der jetzt ganz dicht vor dem Aufstieg auf eine Major Tour steht. Ich bin tief beeindruckt, wie er all die Jahre gekämpft und sich wirklich Schritt für Schritt näher an sein großes Ziel herangearbeitet hat. Ich kann nur den Hut ziehen und sowohl Thomas, wie auch seinen Trainern und Betreuern ganz herzlich zu diesem Sieg gratulieren. Bei den Damen haben wir in den letzten Jahren etliche Athletinnen gesehen, die auf der LPGA Tour Fuß gefasst haben. Nun bei den Herren aller Voraussicht nach auch einen weiteren Spieler in den USA auf der PGA Tour zu sehen, ist großartig.“