EM Herren
Zwei Deutsche mit Chancen auf den Titel
28. Juni 2024 , Stefan Bluemer
Der dritte Tag der Europameisterschaft der Herren, die vor den Toren der dänischen Hauptstadt Kopenhagen ausgetragen wird, bringt zwar den Verlust der Führung von Tim Wiedemeyer, aber dafür haben nun zwei Deutsche eine echte Chance, sich den Titel zu sichern, denn neben dem Bayern, der nur einen Schlag hinter der Spitze liegt, ist auch Wolfgang Glawe aufgerückt.
Farum/Dänemark – Eine gute Nachricht aus deutscher Sicht: den zweiten Cut, mit dem sich das Feld auf die besten 60 Athleten reduziert, haben alle Deutschen überstanden. Somit ist Schwarz-Rot-Gold am Finaltag fünffach vertreten.
Thomas Schmidt gab mit einer kuriosen Runde 34 Plätze ab und rangiert nur noch auf dem 49. Platz. Der Spieler, der in der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf für den GC Hösel spielt, brachte auf Loch 3 sein erstes und auf Locjh 16 sein letztes Birdie unter. Dazwischen sammelten sich aber sieben Bogeys, so dass unten rechts auf der Scorekarte eine 77 (+5) steht.
Finn Kölle vom GC St. Leon-Rot brachte zwei Birdies und ein Eagle unter, hatte aber ebenfalls sieben Bogeys gespielt. Mit der 75 fällt der Kurpfälzer exakt auf die Cutlinie zurück und startet von Platz 60 in den letzten Akt dieser Titelkämpfe.
Prozess zählt
Ganz anders lief es bei Carl Siemens. Für den SLR-Athleten stand fest, dass er tief gehen musste, um am Finaltag noch dabei zu sein. Und tatsächlich brachte Siemens nach einer 77 und einer 73 nun eine 69 (-3) ins Recording und kletterte damit auf den 49. Platz. An diesem Tag war dies auch der tiefste Score der verbliebenen Deutschen.
„Bei mir war es so, dass ich zum Start der Woche nicht wirklich mein A-Game dabei hatte. Ich hatte mit ein paar Problemen im Ballstriking, aber auch im Shortgame zu kämpfen. Da habe ich heute aber einen ganz guten Rhythmus gefunden, der mir geholfen hat, ein bisschen mehr Vertrauen in meine Schläge zu haben und konstanter im Ballstriking zu sein. Dadurch habe ich Fehler vermieden und konnte mutiger spielen. Dadurch war es heute einfach eine solide Runde und für morgen ist mein Ziel, dass ich eben weiter an den Dingen arbeite, um mir den letzten Turnierfeinschliff vor der vor der Team-EM zu holen. Ich habe also für den Finaltag keine Ziele beim Score oder der Platzierung. Beides folgt eher daraus, wenn ich die Dinge gut mache. Und dann mal schauen, zu was es reicht“, zählt für den Spieler des Junior Team Germany nun schon eindeutig der Prozess, um für den Saisonhöhepunkt mit dem Team auf den Punkt hin in Topform zu sein.
Alles sehr eng
Tim Wiedemeyer und Wolfgang Glawe haben am Finaltag ganz andere Ziele, denn beide stehen in der Spitzengruppe, die auf dem New Course des Scandinavian GC sehr breit ist. Der Amerikaner Preston Summerhays steht mit sechs unter Par alleine auf Platz eins. Dahinter folgen inklusive Tim Wiedemeyer fünf Spieler mit einem Schlag mehr in den Büchern. Dahinter wiederum folgen weitere fünf Spieler, die mit nur zwei Schlägen Rückstand auf den Leader auch alle noch eine reelle Chance auf den Titel haben. Hierzu gehört Wolfgang Glawe. Die Athlet, der vom GC Mannheim-Viernheim kommt, hat am dritten Tag bis auf einen kleinen Durchhänger auf den Löchern 3 und 4 seine Scorekarte sauber gehalten. Bogey und Doppelbogey glich Glawe mit fünf Birdies mehr als aus, so dass seine 70 reichte, um nach 73 und 69 Schlägen zuvor bis auf Rang sieben zu klettern.
Über den Tag, an dem es wegen eines Unwetters zu einer längeren Unterbrechung kam, sagte der ehemalige Jugendnationalspieler: „Die dritte Runde war wirklich ein Test. Besonders, weil der Wind echt imVerlauf der Runde stärke wurde. Der Platz ist an sich schon schwer. Aber der Wind hat es noch schwerer gemacht. Ich habe mich die letzten zwei Runden echt gut drin gehalten und am Ende wichtige Birdies gemacht. Ich muss einfach morgen weiter machen und die Chance genießen. Ich werde rausgehen und Spaß haben.“
Kampfansage
Für Tim Wiedemeyer lief der dritte Tag alles andere als gut. Als Leader musste der Bayer wegen des Unwetters erheblich länger auf seinen Start warten und kam dann gar nicht gut ins Spiel. Nach Bogey auf Loch 3 und Doppelbogey auf Loch 4 machte Wiedemeyer mit zwei Birdies zwar direkt klar, dass er vorne dran bleiben will. Aber auch der Rest der Runde war eher ein Kampf und die Ballberührungen waren insgesamt nicht so, wie der Athlet, der ab der kommenden Saison für St. Leon-Rot in der DGL spielberechtigt sein wird, es gewohnt ist. Immerhin hielt Wiedemeyer seinen Score mit zwei späten Birdies noch so gut beisammen, dass er am Ende eine 74 (+2) unterschrieb und nun aus der Position des Jägers in den Finaltag starten kann. Ein Schlag Rückstand ist beinahe eine ideale Ausgangslage, um die Jagd auf den Titel nochmal richtig anzugehen. So sieht es auch Wiedemeyer, der sich am Abend kämpferisch gab: „Ich habe eigentlich den Ball heute nicht gut getroffen, habe mich aber trotzdem irgendwie im Spiel gehalten und dann auch mit ein paar Birdies wieder zurückgekämpft. Ich habe es trotz schlechtem langen Spiels und vielen wilden Ballkontakten noch relativ gut zusammengehalten. Es ist natürlich super, dass ich vor dem Finaltag nur einen Schlag hinter dem Leader bin. Ich kann morgen nochmal richtig Gas geben und dann hoffentlich den Titel mit nach Hause zu nehmen.“
Zwischenbilanz des Bundestrainers
Bundestrainer Christoph Herrmann war nach einem langen Tag sichtlich zufrieden mit dem, was er auf dem anspruchsvollen Platz von seinen Schützlingen gesehen hatte: „Nach der Gewitterunterbrechung ist der Wind geblieben, die Bedingungen haben sich deutlich erschwert. Das Feld ist vor der Schlussrunde ziemlich eng zusammengerückt, weil die Spieler, die vor der Gewitterunterbrechung gestartet sind, das etwas besseres Wetter mit viel weniger Wind hatten. Nach der Unterbrechung war es echt sehr anspruchsvoll, sodass die Top-Leute, die ganz zum Schluss gespielt haben, am meisten von dem schlechten Wetter mitbekommen haben. Tim hat sich dann wieder gut reingekämpft und ist schnell mit zwei Birdies zurückgekommen. Auch wenn es vom Score her heute seine schlechteste Runde war, hat er es aus meiner Sicht wirklich bravourös gemacht. Tim hat nicht nur nicht aufgegeben, sondern hat sich wirklich mit allen Widrigkeiten gut auseinandergesetzt hat und seinen Score irgendwie zusammengehalten. Ganz zum Schluss auf der 18 haut er nochmal einen spektakulären zweiten Schlag auf dem Par 5, auf dem das Grün von Wasser umgeben ist. Voll in den Wind rein hat er ein Eisen durchgestingert auf drei Meter zum Stock. Leider hat er den Eagle ausgelassen, aber ganz easy noch ein Birdies gemacht, um geteilter Zweiter zu sein. Tim ist in absoluter Schlagdistanz und kann jetzt aus der Hinterhand ins Rennen gehen. Es ist wahnsinnig eng, so dass sich innerhalb weniger Löcher alles wandeln kann. Wir sind natürlich jetzt sehr gespannt, wie die Runde morgen dann ablaufen wird. Heute hat es viel Spaß gemacht, weil es ein sehr, sehr spannender Tag war.“
Auch von seinen anderen Schützlingen hatte der Bundestrainer gute Sachen gesehen: „Schön war heute auch, wie sich Carl Siemens mit einer tollen 69 noch in den zweiten Cut gespielt hat. Auch Fynn Kölle hat eine großartige Kampfleistung hingelegt, wegen der ich wirklich stolz auf ihn bin.
Finn hat eine wahnsinnig tolle Persönlichkeitsentwicklung gemacht. Großen Respekt! Er neigte dazu, mit sich selbst ein bisschen zu hart ins Gericht zu gehen. Damit stand er sich immer mal wieder im Laufe seiner Karriere auch an entscheidender Stelle selbst im Weg. Inzwischen muss man wirklich sagen, hat er seine Persönlichkeit wirklich so verändern können, dass ich ihm wirklich eine nochmal gewachsene Chancen auf eine Karriere im professionellen Golf einräume, denn er bringt so wahnsinnig viele Sachen mit. Indem er hier jetzt einen anderen Umgang mit sich und dem Spiel gefunden hat, hat er etwas aus dem Weg geräumt, was später mal schwer wiegen könnte. Darüber bin ich wirklich sehr froh. Finn bringt seinen unbändigen Ehrgeiz, seinen Fleiß und seine Leidenschaft für Spiel, Sport und den Wettkampf mit. In der Persönlichkeitsreifung hat er einen Riesenschritt nach vorne gemacht.
Deshalb freut es mich sehr, dass er heute nach wirklich durchwachsenem Beginn mit einigen Fehlschlägen zurückgekommen ist, gerade als die Bedingungen schlechter wurden. Auch nach der Gewitterunterbrechung hat er sich dann wirklich gefangen und sich mit einem fantastischen Schluss mit Eagle auf der 15 und Birdie auf der 16, beides aus schwersten Situationen heraus, ganz stark präsentiert.
Heute war für uns ein wirklich sehr erfreulicher Tag, komplettiert von einem auch unter schweren Bedingungen fantastisch aufspielenden Wolfgang Glawe, der wirklich einen ganz, ganz starken Eindruck macht.“
Startzeiten Finalrunde
Am Finaltag muss Finn Kölle früh aufstehen, denn schon um 7.30 Uhr wird er auf Tee 1 erwartet. Um 8.10 Uhr startet Thomas Schmidt, Carl Siemens geht um 8.50 Uhr raus. Wolfgang Glawe geht um 12.20 Uhr in seine Aufholjagd, während Tim Wiedemeyer ab 12.40 Uhr in den letzten Akt im Kampf um den Titel startet. Im Leaderflight, er um 13.00 Uhr rausgehen wird, stehen der U.S.-Amerikaner Preston Summerhays und der Schwede Daniel Svärd.
Livescoring
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Schmidt mit gutem Start
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