Menschen
Die schönste Vater-Sohn-Story des Jahres
6. Juni 2024 , Thomas Kirmaier
Robert MacIntyre (27) gewinnt in Kanada zum ersten Mal auf der PGA Tour – mit Papa Dougie (59) als Caddie. Es fließen Tränen. Vater und Sohn schreiben die schönste Familien-Golf-Story des Jahres. Und die geht so.
Golf kann vieles sein: Freizeit, Sport, Herausforderung. Vor allem, wenn du erfolgreich bist und Turniere gewinnst, schwebst du auf Wolke sieben. Was steht da noch drüber? Was zählt noch mehr als der Sieg? Die Antwort ist einfach: Familie. Es flossen jedenfalls viele Tränen im Hamilton Golf & Country Club nahe Toronto. Der Schotte Robert MacIntyre feierte seinen ersten Triumph auf der PGA Tour. Es war aber weniger die Tatsache, dass er gewann, sondern mehr der Fakt, mit wem. Das ließ nicht nur ihn sehr emotional werden.
„Ich kann nicht glauben, dass ich es mit ihm an der Tasche geschafft habe. Ich weine vor Freude, aber ich lache, weil ich es nicht für möglich hielt“, sagte Sohn Robert nach dem letzten Putt. Sein Vater Dougie war extra nach Kanada gereist, um seinen Filius zu unterstützen. Nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten, denn Papa MacIntyre, ein knorriger, typischer Schotte, der das „R“ rollt, als gäbe es keinen Morgen, trug das Bag und gab den Caddie beim Event, das für die MacIntyres aus dem Westen Schottlands Bilder fürs Familienalbum erzeugte.
Dabei hat Vater Dougie gar keine großen Kompetenzen an der Tasche. Der Mann arbeitet als Headgreenkeeper im Glencruitten Golf Club im kleinen, idyllischen Städtchen Oban. Er kennt sich also besser mit Mähmaschinen und Wassermanagement aus als mit Yardage-Books. Aber er ist und bleibt eben der Vater. Und ein solcher kennt seinen Sohn besser als jeder andere. „Es ist unglaublich. Ich bin Grasschneider, kein Caddie. Letzte Woche saß ich noch auf der Couch zu Hause, plötzlich war ich in Kanada.“ Inzwischen ist er aber wieder in der Heimat und im Arbeitsdienst des Golfclubs in Schottland.
Wie kam es überhaupt dazu, dass der Sohn Robert (27) seinen Vater Dougie (59) ans Bag brachte? Da er in der Vergangenheit immer wieder damit zu kämpfen hatte, den richtigen Partner an der Tasche zu finden, gab es einige Wechsel. Dann rief der Spieler zu Hause an und fragte seinen Papa, ob er einspringen könne. Der zögerte nicht lange und machte sich auf den Weg. Wenn ein Vater spürt, dass der Sohn Hilfe braucht, gibt es keine Hindernisse. Niemals. Er stellt sich in seinen Dienst, nimmt sich zurück, tut alles dafür, dass der eigene Sohn stark wird. So ist das auch in Hamilton geschehen. Magisch. Dougie MacIntyre hat seine Rolle als Vater perfekt ausgefüllt.
Auf die Frage, ob sein Vater jetzt fester Bestandteil der Tasche sei, sagte MacIntyre: „Nein, Papa ist am Montag auf dem Heimflug.“ Und er selbst? Der Champion macht Pause beim nun anstehenden Memorial Tournament, um sich in Ruhe auf die U.S. Open (13. bis 16. Juni/Pinehurst) vorzubereiten. Papa Dougie sollte vielleicht schon mal den Greenkeeping-Kalender im Glencruitten GC checken. Wer weiß, was Bobby so vorhat: „Er ist der Mann, der mir das Golfspielen beigebracht hat. Er kennt mein Spiel in- und auswendig. Ich kann ihm nicht genug für diese Woche danken.“ Es flossen Tränen. Und das ist gut so. Familie zählt mehr als jeder Turniersieg.
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