Olympia
„Mit den besten Sportlern der Welt unter einem Dach“
9. Februar 2024 , Thomas Kirmaier
Uli Eckhardt freut sich auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Golf.de hat mit dem Bundestrainer Professionals Herren über die Bedeutung des Events, den Platz und die deutschen Chancen auf eine Medaille gesprochen.
Herr Eckhardt, Paris 2024 werden nicht Ihre ersten Spiele sein. Was bedeutet es für den Golfsport, zur Olympischen Familie zu gehören?
Theoretisch ist es für mich das dritte Mal bei Olympia. Zwar war ich in Rio 2016 noch nicht dabei, weil da noch mein Vorgänger Uli Zilg in Amt und Würden war. Aber den Auftakt bildeten für mich die Youth Olympic Games in Nanjing 2014. Das war das erste Mal, dass Golf wieder olympisch war. Quasi ein Vorläufer von Rio. Die Chinesen haben das zu einem großartigen Event gemacht, damals ohne Corona. Daher ist mir 2014 noch sehr positiv in Erinnerung. In Tokio 2021 war es aufgrund der strengen Reglements wegen der Pandemie dann doch etwas anders. Dennoch: Dass Golf wieder Teil der olympischen Familie ist, das ist wirklich fantastisch. Ich muss zugeben, dass ich das so vorher nicht erwartet hatte und eher zu den Skeptikern gehörte. Aber ich kam aus Tokio zurück und war geläutert. Das war ein großartiges Erlebnis. Auch die Spieler waren wahnsinnig geflasht. Wir freuen uns nun sehr auf Paris.
Was konkret ist bei Olympia anders als bei einem normalen Golf-Turnier auf der Tour?
Bei Olympia ist das Teilnehmerfeld im Vergleich zu einem Turnier auf der Tour kleiner und internationaler. Damit erhöhen sich vielleicht die Chancen, zu gewinnen, da nur 62 Spieler am Start sind. Dazu ist das Drumherum bei diesem größten Sportspektakel der Welt viel imposanter. Das Leben im olympischen Dorf ist einzigartig. Da gehst du in die Mensa und plötzlich läuft dir die Basketballmannschaft der USA über den Weg. Du bist mit den besten Sportlern der Welt unter einem Dach. Diese ganz besondere Atmosphäre gibt es bei einem gewöhnlichen Turnier nicht. Ansonsten gibt es eigentlich keine großen Unterschiede. Die Regeln sind die gleichen – du musst dein bestes Golf spielen und mit möglichst wenigen Schlägen ins Loch.
Apropos Sportler – Sie sind permanent in Kontakt mit Deutschlands besten Golfern. Wie ordnen die Jungs aus dem Elite Team Germany Olympia ein?
Wie das jeder im Einzelnen für sich einordnet, kann ich natürlich nicht sagen. Aber grob kann man vielleicht behaupten, dass Olympia irgendwo zwischen einem Major und einem normalen Tour-Event angesiedelt ist. Gut möglich, dass für den einen oder anderen ein Major-Sieg noch etwas mehr bedeutet, aber gleich dahinter kommt die olympische Medaille. Das reduzierte und exklusive Feld weckt bei den Spielen allerdings auch Begehrlichkeiten. Jeder Athlet will zu Olympia. Das steht außer Frage. Und jeder, der mal dabei war, will wieder hin, weil es wirklich ein Wahnsinns-Erlebnis ist.
Golf-Medaillengewinner seit Rio 2016
2016 Rio und 2021 Tokio – diesmal wird ein olympisches Golfturnier erstmals in Europa gespielt, auf dem Ryder-Cup-Platz von Le Golf National. Ein Vorteil für die Europäer? Yannik Paul hat ja bereits erwähnt, dass der Kurs zu seinen Lieblingsplätzen gehört.
Der Platz von Le Golf National erfordert ganz bestimmte Fähigkeiten. Man muss gut und präzise vom Tee sein. Wer das mitbringt, hat gute Chancen. Ja, ich würde sagen, dass es für die meisten Europäer ein Vorteil ist. Sie kennen den Platz und wissen, was auf sie zukommt. Je öfter man diesen Platz spielt, desto besser. Die DP World Tour ist jedes Jahr mit der Open de France auf National zu Gast. Und ja, Yannik kommt dieser Platz sehr entgegen. Er ist gut vom Tee und schlägt mit die besten Eisen auf der Tour. Das ist ein großer Vorteil auf dem Platz. Er wird ganz sicher gut abschneiden, wenn er sich qualifiziert.
Das Olympic Golf Ranking läuft bis Mitte Juli. Da kann noch viel passieren. Welche deutschen Männer haben die besten Chancen, in Paris abzuschlagen?
Das Qualifying läuft noch bis nach den Scottish Open im Juli. Das ist das letzte Event, das zählt. Stephan Jäger ist so gut wie qualifiziert; ich denke, da wird nichts mehr anbrennen. Ich werde ihn in den kommenden Wochen noch intensiver begleiten. Es geht also noch um den zweiten Platz, aber über den wird wohl erst das letzte Turnier entscheiden. Bei der Scottish ein Top-Drei-Ergebnis und du bist drin, egal aus welcher Position du kommst. In Frage kommen neben Stephan Jäger und Yannik Paul noch Matti Schmid, Max Kieffer, Hurly Long, Nick Bachem und Marcel Schneider. Marcel Siem ist nach seiner Hüft-OP leider raus.
Ihre Prognose: Holt Team Germany eine Medaille bei den Golfwettkämpfen in Paris?
Ich bin kein Hellseher, aber mein Gefühl sagt mir, dass wir eine sehr gute Rolle spielen werden in diesem Jahr. Yannik Paul spielt konstant vorne mit in Europa. Gerade auf diesem Platz traue ich ihm alles zu. Auf Le Golf National hat er immer Top-Ergebnisse gespielt. Und Stephan Jäger spielt ebenfalls stark, bringt alles mit für den Platz in Paris, hat lange Zeit keinen Cut verpasst auf der PGA Tour und in Torrey Pines ein Top-Resultat abgeliefert. Er ist angekommen auf der großen Bühne.
Vielen Dank für das Gespräch!
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