Greg Norman

Der LIV-Boss als Golfer - So stark war der Shark


22. Dezember 2023 , Thomas Kirmaier


Greg Norman - damals (l./1986) einer der Besten der Welt, heute (r./2023) LIV-Boss. © Getty Images
Greg Norman - damals (l./1986) einer der Besten der Welt, heute (r./2023) LIV-Boss. © Getty Images

Greg Norman macht als LIV-Boss immer wieder Schlagzeilen, wenn es darum geht, welchen Star er sich als nächstes für seine Saudi-Serie krallt. Wie war der Shark eigentlich seinerzeit als Golfer?

Nach seinem LIV-Coup mit Jon Rahm verkündete Greg Norman gegenüber der Presse: „Das wird für einen Domino-Effekt sorgen. Es werden mehr Äpfel vom Baum fallen, keine Frage. Denn LIV wächst und entwickelt sich weiter.“ Was der Geschäftsmann aus Australien dabei aber vergisst: Wenn Äpfel vom Baum fallen, sind sie meist überreif. Rahm ist weniger gefallen als vielmehr vom Ast gepflückt worden.

Wer ist der Mann, der die Golfwelt seit zwei Jahren derart durcheinanderwirbelt, dass keiner mehr so recht weiß, was richtig oder falsch ist? Greg Norman wirft als LIV-Boss mit den Saudi-Millionen geradezu um sich, um die Besten der Welt dazu zu überreden, die Seiten zu wechseln. Wie war er eigentlich selbst als Golfer so, der Typ, den alle wegen seiner weißblonden Haarpracht und der Herkunft unter dem Spitznamen „The Great White Shark“ kennen?

In den 1980er und 1990er Jahren residierte Norman immerhin 331 Wochen lang auf Weltranglistenplatz eins. In dieser Kategorie ist nur einer besser als er: Tiger Woods (683 Wochen). Norman holte erstaunliche 88 Siege als Profi. Er gilt mancherorts aber auch als „ewiger Vize“, was wohl daran liegt, dass er bei „nur“ zwei Major-Siegen (The Open 1986 und 1993) achtmal Zweiter wurde bei den vier Top-Events in der Welt des Golfsports. Dazu kommen sage und schreibe 20 weitere Top-Ten-Plätze bei Majors, die ihn knapp am ganz großen Coup vorbeischrammen ließen.

Der Golfer Greg Norman


Norman war vor allem für seine Stärke vom Tee bekannt. Der Driver war sein Schläger, denn er war sowohl sehr kräftig als auch präzise und äußerst konsequent auf der Suche nach dem Sweet-Spot der dicksten Waffe im Bag. Zu seiner aktiven und besten Zeit war einer der Longhitter der Szene, wobei die Längen von damals mit den Distanzen der schweren Jungs von heute kaum mehr zu vergleichen sind. In den zehn Jahren, in denen Norman auf dem Höhepunkt seiner Karriere war (1987 bis 1996) gewann er 13-mal auf der PGA Tour und holte 21 weitere Titel auf der ganzen Welt. In dieser Dekade gehörte er immer zu den Top Ten der Weltrangliste. Normans durchschnittliche Driver-Distanz: 275,4 Yards (entspricht 251 Meter). Der Drive-Distanz-Schnitt liegt auf der PGA Tour aktuell bei knapp 300 Yards; die Nummer eins ist Rory Mclroy mit 326 Yards.

Natürlich haben sich Technik und Equipment in den vergangenen Jahrzehnten enorm weiterentwickelt und sorgen für längere Schläge vom Tee. Daher ist es schwer zu sagen, wie weit Greg Norman mit seinem damaligen Schwung heute schlagen würde. Experten gehen davon aus, dass er bei etwa 300 Metern liegen würde. Norman war seinerzeit nicht nur einer der Längsten vom Tee, sondern auch einer der Präzisesten. Der Vorteil, dass er den Ball sehr gerade halten konnte, war einer der Schlüssel seines Erfolgs. In seiner Jugend spielte Norman Rugby, Cricket und liebäugelte mit einer Karriere als Profi-Surfer. Erst im Alter von 15 konzentrierte er sich voll auf Golf. Am 28. Juni 2008 heiratete er die Ex-Tennisspielerin Chris Evert auf Paradise Island (Bahamas). Bereits Anfang Oktober 2009 gab das Paar jedoch seine Trennung bekannt.

Und was ist der White Shark heute? Unternehmer, Millionär, Golfplatz-Architekt, LIV-Chef. Zuletzt gelang es Norman, Masters-Champion Jon Rahm für seine Liga zu gewinnen – mit einer in der Sportwelt bis dato unerreichten Rekordprämie. Der Australier möchte LIV zur Nummer eins in der Golfwelt machen. Zweiter war er in seiner aktiven Karriere oft genug.