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Oberhof: Golf-Hotspot zur Kaiserzeit


20. Dezember 2023 , Thomas Fischbacher


In Oberhof wurde bis zur Gründung der DDR Golf gespielt
In Oberhof wurde bis zur Gründung der DDR Golf gespielt | © Herzoglicher GC Oberhof

Oberhof ist ein beliebter Ferienort im Thüringer Wald und war während der Kaiserzeit eine der Top-Adressen für Golfenthusiasten. Auch in Zukunft könnte der Golfsport dort wieder eine Rolle spielen.

Oberhof liegt am Kamm des Thüringer Waldes und gilt als beliebter Ferienort. Die guten Bedingungen und die saubere Bergluft nutzen auch die besten Bobsportler, Biathleten, Rodler und Langläufer der Republik, um an ihren Fähigkeiten zu arbeiten. Auf lokalen Not-Banknoten aus der Zeit der Wirtschaftskrise finden sich aber auch Motive von Golfspielern. Aus gutem Grund: Denn wenngleich heutzutage vor allem Wintersportbegeisterte die charmante Gemeinde aufsuchen, war Oberhof, in der Zeit um die Jahrhundertwende als deutsches St. Moritz gefeiert, eine der Top-Adressen für Golfliebhaber.

Als einer der ersten deutschen Clubs flogen dort seit 1909 Bälle über die Anlage. Damals herrschte der Kaiser noch über das deutsche Reich. Die Arbeiten am Golfplatz erfolgten nach den Plänen des renommierten englischen Architekten Peter Lees und J. Richardson, damals als Professional im Berliner Golf-Club tätig. Der Golfplatz war dabei nicht nur eine sportliche Attraktion, hier trafen sich Adlige und wohlhabende Unternehmer, um Kontakte zu knüpfen und das mondäne Leben zu genießen. Fast wäre Oberhof auch Bühne für die Erstaustragung der German Open geworden, doch finanzielle Probleme und der schleppend verlaufende Bau des Golfhotels verhinderten, dass die spielerische Elite der damaligen Zeit in die Thüringer Berge kam. 

Comeback in Sicht?

Das Golfvergnügen fand nach dem Krieg ein jähes Ende. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges folgte die Auflösung des Clubs und mit Gründung der DDR die Einstellung des Spielbetriebs. Heute erinnert die unter Denkmalschutz stehende Clubanlage mit dem einzigen noch klar erkennbaren Golfensemble der Kaiserzeit (Golfclub, Clubhaus im norwegischen Drachenstil und Golfhotel in englischem Stil) an die alten Tage. 

Die Schuderbachwiese, wo sich einst die hohe Gesellschaft spielerisch austobte, gilt heute als eine der bedeutendsten Bergwiesen des Bundeslandes. Dort wachsen mehr als 1.200 Orchideen und die geschützte Arnika. Seit 1990 ist sie ein ausgewiesenes Flächennaturschutzdenkmal.

Aktuell existieren Pläne, die alten Bahnen wieder zum Leben zu erwecken. Die Mitglieder des 2006 neu gegründeten Herzoglichen Golf-Club Oberhof planen eine Wiederaufnahme des Betriebs, auch ein neues Golfhotel soll entstehen. Entsprechende Pläne existieren. Der historische Golfclub mit seinen denkmalgeschützten Gebäuden sei einmalig auf der Welt, erklärte Vorstandsmitglied Ulrich Klösser bei MDR Thüringen im Februar. Eine Anlage dieser Art würde Golfspieler aus ganz Europa anziehen und wäre ein Segen für die Stadt. 

Allerdings richtet sich eine Resolution einiger Natuschutzverbände gegen die Umgestaltung. Eine Annäherung ist momentan nicht in Sicht.