Tour-Vorschau

Ryder-Cup-Casting in Prag


22. August 2023 , Daniel Dillenburg


Spielen die ersten beiden Runden zusammen: Yannik Paul und Ryder-Cup-Vize-Kapitän Edoardo Molinari.
Spielen die ersten beiden Runden zusammen: Yannik Paul und Ryder-Cup-Vize-Kapitän Edoardo Molinari. | © Andrew Redington/Getty Images

Auf der DP World Tour nimmt unter anderem Yannik Paul die vorletzte Chance wahr, sich für den Ryder Cup zu empfehlen. Außerdem geht es in Atlanta um den größten Jackpot im Profigolf. Die Tour-Vorschau:

DP World Tour: Czech Masters

Albatross Golf Resort, Tschechien, 24. bis 27. August

Das Saisonhighlight rückt näher. In gut einem Monat geht es im Marco Simone Golf & Country Club in Rom um den begehrten Ryder Cup. Es ist der Traum jedes Golfprofis, einmal im Leben an dem Mega-Event teilzunehmen. Doch pro Team stehen nur zwölf Startplätze zur Verfügung. Drei Europäer haben ihr Ticket bereits gebucht: Rory McIlroy, Jon Rahm und Viktor Hovland sind definitiv gesetzt. Drei weitere Plätze werden nach dem European Masters in der Schweiz Anfang September vergeben. Das anstehende Czech Masters ist also das vorletzte Event im Qualifikationszeitraum für Team Europa. Wer sich ernsthafte Hoffnungen auf eine Berufung machen möchte, muss in dieser Woche bestenfalls liefern.

Genügend Ryder-Cup-Anwärter sind jedenfalls am Start. Allen voran dürfte hier Shane Lowry zu nennen sein. Der Ire verpasste die FedExCup-Playoffs auf der PGA Tour und möchte sich nun nochmal in Europa präsentieren. 2021 war der ehemalige Open-Champion bereits Teil des Teams und gerne würde er auch in Rom dabei sein. Während eine Nicht-Berücksichtigung von Lowry überraschend käme, müssen andere Spieler noch etwas mehr um ihren Platz kämpfen. Der Schotte Robert MacIntyre, ebenfalls in Tschechien am Start, hält aktuell den letzten verbleibenden Qualifikationsplatz im European Ranking, hat aber mit Adrian Meronk, Rasmus Höjgaard und Victor Perez einige Tour-Sieger im Nacken.


MacIntyres ärgster Verfolger heißt aber Yannik Paul. Der 29-jährige Deutsche aus dem Elite Team Germany hat realistische Chancen, sich direkt für den Ryder Cup zu qualifizieren. Vor dem Czech Masters belegt Paul Rang vier im European Ranking. Mit zwei guten Wochen könnte er MacIntyre also durchaus noch vom dritten Platz verdrängen und wäre damit nicht auf eine Wild Card des englischen Kapitäns Luke Donald, der übrigens genauso wie drei seiner fünf Vize-Kapitäne in Tschechien abschlägt, angewiesen. Einer der drei Vize-Kapitäne, Edoardo Molinari, spielt die ersten beiden Runden an der Seite von Höjgaard und Paul. Das Ryder-Cup-Casting ist also eröffnet.

Generell geben die Gruppenkonstellationen für die ersten beiden Runde im Albatross Golf Resort in Prag einen guten Einblick in die Gedankenspiele der Kapitäne. Vize-Kapitän Nicolas Colsaerts spielt mit dem belgischen Newcomer Adrien Dumont de Chassart und Pablo Larrazábal. Francesco Molinari, der erst vergangene Woche in Donalds Team geholt wurde, soll sich Rasmus‘ Bruder Nicolai Höjgaard sowie den schwedischen Wild-Card-Kandidaten Ludvig Aberg genauer anschauen. Und der Captain persönlich nimmt den bereits erwähnten MacIntyre sowie die schwedische Konstante Alexander Björk genauer unter die Lupe. Für einige der 155 Spieler geht es in dieser Woche also um mehr als nur einen DP-World-Tour-Titel. Mit einer entsprechenden Leistung kann der große Traum vom Ryder Cup wahr werden.


Ein anderer großer Traum, nämlich der vom ersten Sieg auf der DP World Tour, wurde für Maximilian Kieffer bei der vergangenen Ausgabe des Czech Masters wahr. Vor ziemlich genau zwölf Monaten feierte der deutsche Dauerbrenner in seinem 249. Start endlich seinen ersten Titelgewinn in Liga eins. Starke Regenfälle verkürzten das Event auf 54 Löcher und Kieffer zauberte am Finaltag eine starke 66 auf den anspruchsvollen Par-72-Kurs, um sich am Führenden nach zwei Runden, Gavin Green, vorbeizuschieben. Nicht nur für ihn persönlich war dies ein emotionaler Erfolg. Ganz Golf-Deutschland freute sich nach mehr als sieben titellosen Jahren wieder über einen deutschen Sieger auf der DP World Tour.

Nach Kieffers Durchbrucherfolg kamen mehrere deutsche Siege hinzu: Paul auf Mallorca, Marcel Siem in Indien und Nick Bachem in Südafrika. Sie alle sind in dieser Woche dabei. Hinzukommen mit Matti Schmid, Maximilian Schmitt, Alexander Knappe, Yannick Schütz, Hurly Long, Marcel Schneider, Freddy Schott und Nicolai von Dellingshausen acht weitere deutsche Starter. Diese Anzahl ist ein weiterer Beweis dafür, wie stark das deutsche Herrengolf inzwischen in der Spitze aufgestellt ist. Ein weiterer Ryder-Cup-Teilnehmer nach Bernhard Langer und Martin Kaymer würde dieser erfreulichen Entwicklung der vergangenen Jahre die Krone aufsetzen.

PGA Tour: Tour Championship

East Lake Golf Club, Georgia, 24. bis 27. August

Kleiner Nachtrag zum Czech Masters: In Prag geht es um insgesamt zwei Millionen US-Dollar. Warum diese Info? Nun, bei der Tour Championship erhält allein der Sieger das neunfache. Im East Lake Golf Club in Atlanta geht es nämlich um den FedExCup - mit 18 Millionen US-Dollar der höchstdotierte Pokal im Profigolf. Titelverteidiger ist Rory McIlroy, der als Drittplatzierter in die Woche startet. Das FedExCup-Finale wartet seit 2019 mit einem individuellen Format auf, bei dem die 30 zugelassenen Spieler je nach Platzierung im FedExCup mit unterschiedlichen Ergebnissen in das Turnier gehen. Scottie Scheffler, Führender im Ranking, startet bei -10, Viktor Hovland bei -8, McIlroy bei -7, Jon Rahm bei -6 und so weiter.


Scheffler geht das zweite Jahr in Folge als Führender in die Tour Championship. Beim letzten Mal konnte er seinen Vorsprung nicht nach Hause bringen. McIlroy gewann zum dritten Mal den FedExCup und jagt nun Titel Nummer vier. Trotz der unterschiedlichen Ausgangspositionen ist ein Favorit bei dieser Leistungsdichte kaum vorherzusagen. Auf dem Heimatplatz des legendären Bobby Jones messen sich die besten Spieler der Welt und theoretisch hat jeder der 30 Teilnehmer eine Chance auf den Sieg. Wobei es schon schwerfallen dürfte, zehn Schläge auf die aktuelle Nummer eins der Welt sowie des FedExCups aufzuholen. Dass es nicht unmöglich ist, zeigte McIlroy 2022, als er am Donnerstag zwischenzeitlich eben jene zehn Schläge Rückstand auf Scheffler hatte und am Sonntag trotzdem noch den Jackpot knackte.

LPGA Tour: CPKC Women’s Open

Shaughnessy Golf and Country Club, Kanada, 24. bis 27. August

Endlich kommt die LPGA Tour in den Shaughnessy Golf and Country Club nach Vancouver. Hier hätte die CPKC Women’s Open eigentlich schon 2020 stattfinden sollen. Die Corona-Pandemie machte den Veranstaltern jedoch einen Strich durch die Rechnung. Im vergangenen Jahr fand das Event dann im Ottawa Hunt and Golf Club statt. In dieser Woche, mit dreijähriger Verzögerung, ist es so weit: Der traditionsreiche Club, der seit 1911 Bestand hat und wo bereits Legenden wie Bobby Jones, Ben Hogan und Babe Zaharias ihrer Berufung nachgingen, begrüßt die besten Golferinnen der Welt, die sich nach dem mehrwöchigen Europa Swing, inklusive zwei Majors, wieder auf der anderen Seite des Atlantiks befinden.

Das mit 2,5 Millionen US-Dollar dotierte Event lockt alle Topstars nach Kanada. Angefangen bei der Weltranglistersten, Lilia Vu, die in dieser Saison zwei der fünf Majors gewinnen konnte. Mit Ruoning Yin, Allisen Corpuz und Céline Boutier sind auch die drei verbleibenden amtierenden Major-Siegerinnen dabei. Weitere klangvolle Namen lauten Nelly Korda, Minjee Lee, Atthaya Thitikul oder Jin Young Ko. Doch niemand wird so viel Unterstützung erfahren wie Lokalmatadorin Brooke Henderson, die 2018 schon einmal ihre heimische Open gewinnen konnte. Für die US-Amerikanerinnen ist die Woche insofern interessant, als die Women’s Open die letzte Gelegenheit ist, sich direkt für den Solheim Cup zu qualifizieren. Hier sicher dabei sind bislang nur Vu, Korda, Corpuz und Megan Khang.


Mit Chiara Horder, Aline Krauter und Polly Mack sind auch drei Deutsche am Start. Die Gewinnerin der 120. Women’s Amateur Championship Mitte Juni, Horder, erhielt eine Einladung der Veranstalter und spielt nach Auftritten bei der Amundi Evian Championship und der AIG Women’s Open ihr erstes reguläres LPGA-Turnier.

Weitere Turniere mit deutscher Beteiligung:

PGA Tour Champions: The Ally Challenge
Warwick Hills G&CC, Michigan, 25. bis 27. August

Alex Cejka und Bernhard Langer

Korn Ferry Tour: Albertsons Boise Open
Hillcrest Country Club, Idaho, 24. bis 27. August

Jeremy Paul und Thomas Rosenmüller

Epson Tour: Circling Raven Championship
Circling Raven Golf Club, Idaho, 25. bis 27. August

Sophie Hausmann

LET Access Series: Ahlsell Final At Elisefarm
Elisefarm Golf Club, Schweden, 23. bis 25. August

Anna-Maria Diederichs, Carolin Kauffmann, Sarina Schmidt, Lara Ok, Luisa Gudert und Verena Gimmy

Challenge Tour: Dormy Open
Askersunds Golfklubb, Schweden, 24. bis 27. August

Maximilian Rottluff, Felix Katzy, Anton Albers, Marc Hammer, Velten Meyer, Michael Hirmer, Jannik de Bruyn, Allen John und Alexander Herrmann

Legends Tour: Staysure PGA Seniors Championship
Trump International Golf Links, Schottland, 23. bis 27. August

Thomas Gögele

Asian Tour: St. Andrews Bay Championship
Fairmont St. Andrews, Schottland, 24. bis 27. August

Dominic Foos