British B&G

Bock in Top Ten


18. August 2023 , Stefan Bluemer


Nils-Levi Bock vom GC St. Leon-Rot (@ Luke Walker/R&A/R&A via Getty Images)
Nils-Levi Bock vom GC St. Leon-Rot (@ Luke Walker/R&A/R&A via Getty Images)

Helen Briem vom Stuttgarter GC Solitude ist am fünften Wettkampftag der Girls Amateur Championship in Ganton weiter im Rennen und steht im Viertelfinale. Im Achtelfinale gewinnt die Schwäbin gegen Marie-Agnes Fischer vom Münchener GC. Bei den Jungen ist Nils-Levi Bock der letzte Deutsche und belegt nach seiner Niederlage im Achtelfinale im Endklassement den neunten Platz.

Ganton/England – In den Viertelfinals der Boys & Girls Amateur Championship ist Deutschland durch Helen Briem weiter aussichtsreich vertreten. Die anderen Bundesadler haben am vierten Wettkampftag die Flügel aus dem Wind genommen und sind gelandet.

Nils-Levi Bock wäre beinahe ebenfalls ins Viertelfinale aufgestiegen,  zog am Ende aber ganz knapp gegen den Drittplatzierten der Zählspielqualifikation mit 1down den Kürzeren. Im ersten Match des Tages hatte der Youngster des GC St. Leon-Rot am Vormittag gegen Jonathan Ericsson aus Schweden eine sehr reife Leistung gezeigt und sich bei seiner zweiten Teilnahme an diesem großen und traditionsreichen Jugendturnier mit einem 2&1-Sieg für die Runde der besten 16 qualifiziert.
Am Nachmittag traf Bock auf Hugo Le Goff, der bei den European Young Masters in diesem Jahr den vierten Platz erreicht hatte. Der Franzose begann mit einem Weltklasseschlag auf Loch eins und legte seinen Ball zum Schenken an die Fahne. Bis Loch sieben lieferten sich die beiden Kontrahenten einen sehenswerten Kampf, bei dem ein Birdie nicht reichte, um das Loch zu gewinnen. Auf Loch 7 hatte der Deutsche etwas Pech und sein Ball lag in einem kleinen Divot. Das Loch ging an Le Goff. Auf Loch 11 erhöht der Spieler aus Frankreich mit einem weiteren Weltklasseschlag aus 120 Metern, den Nils-Levi Bock nur noch schenken konnte, auf 3auf.

Kämpferherz

Der 16-Jährige steckte aber nicht auf, sondern zeigte sein großes Kämpferherz. Auf Loch 13 gelang ihm ein blitzsauberes Birdie, das in dem Fall reichte, um auf 2down zu verkürzen. „Da habe ich nochmal einen Motivationsschub mitgenommen, weil mir die hinteren Löcher liegen. Wenn ich mit knappem Rückstand auf die letzten vier oder fünf Löcher gehe, kann ich noch gewinnen, habe ich mir gedacht“, beschrieb Bock seine Gefühlslage in der Schlussphase des Matches.
Auf Loch 14 lag der Franzose im Bunker, löste diese Aufgabe aber im Stile eine ganz Großen. Auf der 15 war es dann wieder an dem Youngster aus dem Wolfpack, gegen den Wind auf einer langen Bahn Schläge zu zeigen, die Respekt einflößten. Wieder stand es nur noch 2down. Nach dem Lochgewinn auf der 17 war der Rückstand nur noch bei 1down. „Auf dem Weg zum 18. Tee war ich stolz auf mich, gegen einen so starken Gegner auf die 18 zu gehen“, war sich der in Bayern geborene Wahl-Kurpfälzer im Klaren, auf jeden Fall ein großes Match geliefert zu haben.
Auf dem 18. Grün hatte Bock einen Birdieputte aus rund sieben Metern, der aber nicht fiel. Le Goff durfte sich glücklich schätzen, dieses famose Duell mit 1auf gewonnen zu haben.

T9 ist sehr gut

„Direkt nach der Runde ist es schwer. Im Moment bin ich noch ein bisschen traurig. Aber ich kann mir nichts vorwerfen. Ich blicke auf eine sehr, sehr, sehr gute Woche zurück, von der ich sehr viel mitnehme. Ich habe gutes Golf gespielt und mir viele Chancen gegeben. In dem Fall war mein Gegner einfach besser und hat keine Fehler gemacht. Wenn er mal die Tür aufgemacht hat, bin ich auch durchgegangen und habe die wenigen Chancen auch genutzt. Das war aber nicht häufig der Fall. Wenn mir jemand vor dem Turnier gesagt hätte, dass ich bei meiner zweiten British Boys Neunter werde, hätte ich das sofort unterschrieben. Top Ten bei einem so großen Turnier, ist sehr gut“, freute sich der Athlet auf eine Woche Pause vom Turniergolf.
In der Runde der besten 32 ausgeschieden ist dagegen Julius Lange. Der Hubbelrather hatte gegen den starken Iren Donnacha Cleary einen schweren Stand und musste am Ende anerkennen, dass der Gegner an diesem Tag stärker war. Der Ire aus Tipperary gewann mit 3&2, musste im Achtelfinale auf dem 21. Loch anschließend aber auch die Segel streichen.
Bei den Mädchen war für Sofia Maier-Borst in der Runde der besten 32 Endstation. Die Spielerin aus St. Leon-Rot unterlag der starken Spanierin Andrea Revuelta mit 4&2. Im innerspanischen Duell musste Revuelta dann ihrerseits anerkennen, dass Rocio Tejedo eine Nummer zu groß war.

Briem im Viertelfinale

Helen Briem ist damit der letzte Bundesadler, der im englischen  Yorkshire weiter die Thermik nutzt, um der Sonne entgegen zu steigen.
Ihr erstes Match des Tages gegen die Inderin Nishna Patel war eine deutliche Sache. Mit 5&3 ging es ins Achtelfinale.
Ebenfalls mit 5&3 setzte sich auch Marie-Agnes Fischer vom Münchener GC gegen die hoch eingeschätzte Polin Kinga Kusmierska mit einer grandiosen Leistung durch.
Leider musste im Achtelfinale eine Deutsche ausscheiden, denn nun hieß das Duell Briem gegen Fischer, Stuttgart gegen München.

Besseres Ende

Helen Briem hatte das bessere Ende für sich und war am Abend sehr positiv gestimmt, nachdem sie zweimal auf der Back Nine unwiderstehlich durchgezogen hatte. In beiden Matches ging Loch 1 gegen Birdies nach Chip In verloren. Gegen Nishna Patel lag die Stuttgarterin nach fünf Löchern fünf unter Par, hatte aber nur drei Löcher gewonnen. Ab Loch 9 half dann aber eine Serie von fünf Lochgewinnen, die Fronten zu klären. „Die Front Nine war schon sehr taff, vor allem mental. Wobei man auch sagen muss, dass der auffrischende Wind heute schon wirklich ab und zu echt krass war und auch ein paar sehr schwere Fahnenpositionen dabei waren. Aber auch das habe ich sehr gut gemeistert, zwar mit etwas mehr Fehlern, aber vom Ergebnis trotzdem deutlich unter Par“, war die Solituderin gewohnt selbstkritisch.

Im Viertelfinale trifft Briem auf die Rocio Tejedo. Die Spanierin hatte mit dem Team die Europameisterschaft in Finnland gewonnen und dabei überragendes Golf gezeigt.

Marie-Agnes Fischer zufrieden

Trotz der 5&4-Niederlage im Achtelfinale gegen Helen Briem, war Marie-Agnes Fischer nicht unzufrieden über den Verlauf des Tages, zumal sie es in die Top Ten dieses Turniers geschafft hatte. Im ersten Match gegen Kinga Kusmierska ging es Anfangs noch hin und her. Mal führte die Münchenerin, mal die Polin. Aber je länger das Match dauerte, desto klarer wurde die Führung für den Bundesadler aus Regensburg, der in der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf für den Münchener GC spielt. Den Schlusspunkt zum 5&3-Sieg setzte Fischer stilecht mit einem Birdie. „Das hat schon sehr viel Spaß gemacht und dann kam für mich das große Match mit Helen. Ich hatte nichts zu verlieren“, war der Bayerin klar, wer am Nachmittag als Favoritin ins innerdeutsche Duell gehen würde.

Marie-Agnes Fischer und Helen Briem vor dem Achtelfinale
Marie-Agnes Fischer und Helen Briem vor dem Achtelfinale | © DGV


„Ich habe alles gegeben, habe aggressiv gespielt, aber mir sind ein paar Missgeschicke passiert und in den wichtigen Momenten sind die Putts nicht gefallen. Ich konnte nicht abrufen, was verlangt gewesen wäre, während Helen wirklich gut gespielt hat. Sie hat solide durchgezogen und dann auch verdient gewonnen. Es hat mich trotzdem gefreut, gegen sie zu spielen, weil es für mich eine Herausforderung und eine neue Erfahrung war. Ich wünsche ihr für das Viertelfinale alles Gute. Das Match gegen Rocio wird ein harter Brocken, aber das packt sie schon, da bin ich mir sicher und drücke ihr auf jeden Fall die Daumen. Insgesamt bin ich mit meinem Turnier zufrieden. Man kann immer irgendetwas besser machen, aber ich weiß auf jeden Fall, woran ich arbeiten muss und wo ich noch besser werden muss, um solche Turniere irgendwann gewinnen zu können“, freute sich Marie-Agnes Fischer nun auch schon wieder auf die Heimat.