Evian Champ

Equal pay – gleiche Bezahlung


30. Juli 2023 , Petra Himmel


Equal pay
Equal pay | © Amundi Evian Championship/P.Millereau

An dem Brennpunkt-Thema gleiche Bezahlung von Damen und Herren scheiden sich seit Jahren die Geister im Golfsport.

Wenn am Finalsonntag der Amundi Evian Championship die Siegerin neben dem Pokal auch ein Preisgeld von einer Million Dollar erhält, wird vor allem über Emotionen gesprochen. Der schnöde Mammon taugt angesichts von Siegeszeremonien nicht wirklich als Thema. 

Tatsächlich aber geht es hinter den Kulissen und in den Medien viel um die Frage, ob die Preisgelder im Frauensport jenen der Männer entsprechen müssen oder nicht. 2021 ergab die dritte Preisgeld-Studie der BBC zum Sport im Golf eine Lücke in der Bezahlung zwischen den Geschlechtern an, die so groß war, dass Golf zu den drei größten Negativ-Beispielen unter 48 Sportarten beim Thema Gender Pay Gap zählte. 

Seitdem hat sich in Sachen Preisgeld viel bewegt: Das Preisgeld bei der Amundi Evian Championship hat sich verglichen mit vor sieben Jahren auf jetzt 6,5 Millionen Dollar verdoppelt. Bei der US Womens Open erhielt die Gewinnerin zwei Millionen Dollar, insgesamt wurden elf Millionen Dollar ausgeschüttet. Bei der KPMG PGA Championship wurden in diesem Jahr zehn Millionen Dollar ausgespielt, bei der Chevron Championship 5,1 Millionen Dollar. Wer auf der LPGA Tour zu den Top Ten zählt ist, nimmt Millionen ein. Nie gab es im Damengolf so viel Geld zu verdienen wie heute. In wenigen anderen Sportarten verdienen Frauen in der höchsten Spielklasse so viel wie im Golf. Auf der LPGA Tour alleine werden 2023 mehr als 101 Millionen Dollar ausgeschüttet. 

Trotzdem unterscheiden sich die Preisgelder nach wie vor von jenen der Männer. Bei der U.S. Open der Herren im Los Angeles Country Club wurden 20 Millionen Dollar ausgelobt, neun Millionen mehr als bei dem vergleichbaren Turnier der Damen. 

Der Grund ist die Finanzierung des Preisgeldes: Letzteres basiert auch auf dem kommerziellen Erfolg eines Turniers, auf Einschaltquoten, Fernsehverträgen, Sponsorenzusagen und Zuschauerzahlen. Die U.S Women’s Open wurden in diesem Jahr erstmals zur Primetime am Finalsonntag in den USA von NBC übertragen. Wer 2023 an den gut besuchten ersten zwei Spieltagen bei der Amundi Evian Championship ins Jahr 2005 zurückblickte, als die Veranstalter den 16jährigen Teeniestar Michelle Wie einflogen und sich die Fans trotzdem in nicht relevanten Mengen auf der Anlage verloren, stellt fest: Das Turnier hat eine enorme Entwicklung hinter sich. Lounges, Zuschauerareale, VIP-Bereiche haben sich in der Größe vervielfacht. Das Medienzentrum ist voll besetzt mit Journalisten und entlang der Fairways entnimmt man den Kommentaren der Fans, dass es sich hier um wirklich internationales Publikum handelt. 

Den Erfolg der Veranstaltung will Franck Riboud, Chairman des Turniers, denn auch nicht allein am Preisgeld festmachen: „Ich glaube wir müssen auch darüber reden, was wir hier mit der nächsten Generation an Jungen und Mädchen machen.“ Tatsächlich wird die Amundi Evian Championship begleitet und umrahmt von Turnieren von bis zu Acht- und Neunjährigen, vom Amundi Women Talent Program für Nachwuchsspielerinnen oder dem Palmer Cup, an dem schon Jordan Spieth und Justin Thomas als Jugendliche teilnahmen. Im September wird es einen Kids Cup geben, zu dem zahlreiche Jungen und Mädchen aus zahlreichen unterschiedlichen Nationen eingeladen werden. 

„Unsere Aufgabe ist es, den Sport Millionen von Menschen in unterschiedlichen Ländern nahezubringen“, beschreibt Riboud die Vision, die seinen Vater 1994 erstmals zur Organisation des Turniers am Genfer See veranlasste. Nachdem das Evian Masters 2013 erstmals als Major-Turnier der Damen gewertet wurde, ist es neben der AIG Women’s Open das einzige Turnier in Europa, bei dem man nahezu die komplette Weltspitze im Damengolf zu Gesicht bekommt. Immerhin 19 der Top 20 der Weltrangliste waren diese Woche in Evian-les-Bains zu sehen. Dass 22 der 70 Spielerinnen, die nach dem Cut um den Sieg spielten, aus Asien stammten, demonstriert auch, dass die Weltspitze im Damengolf weit internationaler aufgestellt ist als jene der Herren. Zumindest in diesem Bereich ist man den Männern bereits voraus.