Team-EM

4:3! Deutschland schlägt Frankreich


13. Juli 2023 , Stefan Bluemer


Jubel nach hartem Kampf: Deutschland steht im Halbfinale (@ DGV/stebl)
Jubel nach hartem Kampf: Deutschland steht im Halbfinale (@ DGV/stebl)

Deutschland steht nach einem langen und harten Tag im Halbfinale der Team-EM der Damen. In einem ständig sehr engen Duell wird Frankreich mit 4:3 geschlagen. Gegner im Halbfinale am morgigen Freitag ist Spanien.

Hämeenlinna/Finnland – Nachdem es am Morgen nach den Vierern 1:1 stand, konnte Frankreich die beiden ersten Matches gewinnen und zog in zwei später gestarteten Matches deutlich den Kürzeren. Am Ende war nur noch Celina Sattelkau unterwegs, lag dabei aber immer deutlich in Front. Auf dem 17. Grün holte die Spielerin aus St. Leon-Rot den vierten und entscheidenden Punkt für die Bundesadler.

Die Einzel

Paula Schulz-Hanßen lieferte sich mit Constance Fouillet ein faszinierendes Duell. Ständig lagen beide entweder all square oder eine von beiden hatte eine hauchdünne Führung inne. Absetzen konnte sich aber weder die Spielerin aus St. Leon-Rot, noch ihre Kontrahentin aus Frankreich. All square ging es auf das 18. Tee. Mit dem Glück des Tüchtigen holte sich Fouillet dieses Loch und damit einen Punkt für ihre Mannschaft.
Charlotte Back zeigte von Tee bis Grün gegen Lois Lau eine ganz starke Vorstellung, belohnte sich aber zu oft nicht selbst. Lau gewann sukzessive immer wieder mal glücklich eine Bahn, was sich am Ende zu einem 4&3-Sieg für die Grande Nation aufsummierte.

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Frankreich hatte damit drei von vier nötigen Punkten verbucht, aber dennoch waren Esther Poburski und Stephan Morales, die die Mannschaft als Coaches führen, recht ruhig. In den anderen drei Matches standen die Zeichen früh recht deutlich auf Sieg.
Helen Briem vom Stuttgarter GC Solitude war gegen Vairana Heck im dritten Einzel gestartet und machte frühzeitig klar, dass dieser Punkt bei Schwarz-Rot-Gold verbucht wird. Nach sieben Löchern führte Briem schon mit 4auf und kreuzte mit 5auf auf die Back Nine. Am Ende stand ein nie gefährdeter 5&4-Sieg für die 17-Jährige.
Chiara Horder begann gegen Justine Fournand noch zurückhaltend, lag aber dennoch ständig in Front. Mit einem Zwischenspurt zur Mitte der Runde baute die Siegerin des vielleicht wertvollsten Einzeltitels im Welt-Amateur-Damengolf ihre Führung so konsequent aus, dass der Sieg in diesem Match ebenfalls mit 5&4 sehr deutlich ausfiel und der Ausgleich unter Dach und Fach war.

Kurz gezuckt

Am Ende blieb es Celina Sattelkau überlassen, den Sieg für die Mannschaft zu sichern. Die SLR-Athletin, die schon bei der Team-WM 2022 in Paris so überzeugend gespielt hatte, lag ständig in Führung und baute diese nach und nach immer weiter aus. Nach 14 Löchern führte die 22-Jährige mit 4auf, ähnlich wie am Morgen, als sie mit Helen Briem genau so hoch in Front lag, dann aber noch auf die Extralöcher gezwungen wurde. Mit Lochgewinnen auf 15 und 16 verkürzte Adela Cernousek zwar noch, aber dieses Mal blieb der Punkt bei Deutschland. Auf dem 17. Grün hatte die College-Studentin aus rund drei Metern zwei Putts, um die Entscheidung herbei zu führen. Der erste Putt lief knapp am Loch vorbei und die Athletin mit dem Bundesadler musste einmal kurz durchatmen, ehe  sie den Ball für den alles entscheidenden Putt ansprach. Dieser kurze Putt war dann aber sicher drin und das deutsche Team durfte über den Einzug ins Halbfinale jubeln.

Halbfinale gemacht

Neben Deutschland haben sich Spanien, die Schweiz und England für das Halbfinale qualifiziert.
Die Mannschaft von der iberischen Halbinsel war in der Zählspielqualifikation um einen Schlag unterboten worden. Spanien hat sich im Viertelfinale mit 5,5:1,5 gegen Tschechien durchgesetzt. Nach den beiden Vierern, die schon deutlich an Spanien gegangen waren, reichten zwei hohe Siege in den Einzeln, um die Entscheidung herbei zu führen.
Für eine Sensation sorgte die Schweiz.
Im Zählspiel waren die Eidgenossinen mit Glück so gerade noch in Flight A gerutscht und hatten dabei satte 43 Schläge mehr gebraucht als Schweden.
Dass im Matchplay alles möglich ist, wurde in dem Viertelfinale zwischen der Schweiz und Schweden deutlich. Die Schweiz setzte sich völlig unerwartet gegen den hohen Favoriten mit 4:3 durch. Im vierten Duell des Tages war England mit 4,5:2,5 gegen Irland siegreich.

Unbezwingbar

Der erste Vierer, der für Deutschland ins Rennen ging, waren die Unbezwingbaren. Chiara Horder und Charlotte Back haben bislang allen Matches gewonnen, die sie gemeinsam gegangen sind. Egal in welcher Konstellation.
Dies blieb auch gegen Frankreich so, auch wenn es am Ende ein ganzes Stück mehr Arbeit wurde, als nötig.
Zwar gerieten die beiden Erfolgsgaranten früh einmal kurz in Rückstand, aber ansonsten verlief das Duell gegen Vairana Heck und Lois Lau sehr stressfrei und ein vorzeitiges Ende zeichnete sich ab, als das Match mit 3auf für Deutschland auf das 16. Tee ging.
Es wurde aber doch noch einmal spannend, denn Frankreich gewann zwei Löcher in Folge, so dass es auf Loch 18 zum Showdown kam. Und tatsächlich gewann Deutschland dieses Loch zum 2auf-Sieg. Der Nimbus bleibt erhalten. Diese beiden Athletinnen des Junior Team Germany sind als Duo nicht zu schlagen.

Fast schon sicher

Im zweiten Vierer spielten Helen Briem und Celina Sattelkau lange Zeit phantastisch und lagen schnell deutlich gegen Adela Cernousek und Justine Fournand in Führung. In der Euphorie der hohen Führung wurde den Französinnen ein Ball geschenkt, der als Wadenbeißer durchaus noch hätte zu einem Lochgewinn für die Bundesadler zum 5auf führen können. Mit 4auf ging das Match weiter und als auch dieses Duell mit einer 3auf-Führung für Deutschlad auf Tee 16 ankam, sah weiterhin alles nach einem entspannten Sieg für Deutschland aus.
Auf den letzten drei Bahnen brachten die Französinnen unter Druck durchweg gute Schläge unter und verkürzen Loch für Loch, zweimal mit Birdies, während bei dem Duo aus Stuttgart und St. Leon-Rot plötzlich ein bisschen der Game Plan abhanden gekommen zu sein schien. Mitunter zu zaghaft wurde der Sieg nicht mehr erzwungen und fast schon folgerichtig gelingt Frankreich auf dem 18. Grün der Ausgleich. Da bei Team-Europameisterschaften bis zur Entscheidung gespielt wird, ging es auf das erste Extraloch, was geteilt wurde. Auf Loch zwei hatte Helen Briem zwar den Abschlag rund 40 Meter länger gehauen als die französische Konkurrentin, aber beide Bälle landeten nach dem zweiten Schlag in etwa gleich weit neben dem Stock. Frankreich etwas zu kurz, aber auf dem Grün, Deutschland pinhigh, aber knapp neben dem Grün. Der Chip gerät kurz und der Putt wollte nicht fallen. Frankreich durfte sich freuen, nach einem eigentlich sehr klaren Verlauf für Deutschland doch noch einen Punkt zu gewinnen und vor den Einzeln am Nachmittag auszugleichen.

Das sagen die Coaches

Stephan Morales hatte an diesem Tag gesehen, dass das Team nicht mit dem A-Game unterwegs war: „Wir haben aber schlauer gespielt und am Ende weniger Fehler gemacht und taktisch disziplinierter gespielt. Es wäre schon enttäuschend gewesen, heute gegen Frankreich zu verlieren, weil wir im Moment doch die deutlich besseren Einzelspieler haben. Auch die beiden Vierer waren besser, aber man konnte sehen, dass im Lochspiel bis zum Ende alles möglich ist. Man muss seriös seinem Plan treu bleiben. Daraus haben wir aber gelernt und am Nachmittag ist es uns nicht nochmal passiert, als wir 4auf liegen und zwei Löcher verlieren. Celina Sattelkau hat dann auf der 17 ihren Stiefel runter gespielt und zwei sehr gute Schläge gemacht. Das hat dann gereicht.“
Im Hinblick auf das Halbfinale macht der Sieg gegen Frankreich Hoffnung: „Es macht mir ein gutes Gefühl, auch ohne unser A-Game gewonnen zu haben. Man kann nicht an allen Turniertagen sein allerbestes Golf auspacken. Die beiden Zählspieltage waren richtig gut und wenn das heute unser Tag war, an dem wir nicht auf dem Level performt haben, auf dem wir performen können, dann kommt vielleicht wieder ein Tag, an dem wir unser höchstes Niveau abrufen können. Wenn wir das tun, wird es gegen Spanien trotzdem eng, denn diese Mannschaft ist richtig stark. Wir haben aber eine richtig gute Chance, zu gewinnen, denn das wird ein Duell auf Augenhöhe. Ich bin sehr gespannt, wie wir uns präsentieren. Ich freue mich jedenfalls auf dieses Halbfinale!“
Auch Esther Poburski sieht nach den gezeigten Leistungen ebenfalls gute Möglichkeiten, Spanien zu schlagen.

Das sagen die Athletinnen

Chiara Horder, die ihren Vierer mit Charlotte Back -natürlich- gewinnen konnte, holte anschließend auch im Einzel den Punkt für das deutsche Team: „Wir sind heute beim Vierer sehr geduldig geblieben und haben auf unser Spiel geachtet. Am Ende wurden wir dafür an der 18 belohnt. Mein Einzel lief sehr gut ab. Ich habe meinen Ball an Loch 9 auf einen Meter an die Fahne gehauen und hatte dann ein gutes Momentum. Dies habe ich für die nächsten Bahnen genutzt und konnte dann noch zwei weitere Birdies notieren.“

Helen Briem, die jüngste im Team, zeigte wieder viele sehenswerte Schläge: „Im Vierer hatten wir das Match klar in der Hand, von dem her war es ein bisschen schade, dass wir es am Ende noch verloren haben. Die Franzosen haben mit drei Birdies ab Loch 16 aufgehört. Wir hatten zwar auch unsere Chancen, konnten aber nicht mehr dagegenhalten.
Im Einzel habe ich stark angefangen und lag -5 nach neun Löchern. Und dabei habe ich noch einiges liegen gelassen. Dann hab ich es einfach noch runter gespielt und bin nicht mehr so ganz aggressiv drauf gegangen. Es war eine klare Sache mit noch Luft nach oben.“

Christin Eisenbeiß war im Vierer nicht am Ball und war im Einzel als Edelcaddie für Celina Sattelkau am Sieg der Mannschaft beteiligt: „Ich bin stolz aufs Team und hatte Spaß in der Rolle, die ich für das Team gespielt habe. Celina und ich hatten ein tolles Match und ich freue mich schon drauf, mit ihr morgen weiterkämpfen zu können.“

Celina Sattelkau selbst hatte an diesem Tag ein lachenede und ein weinendes Auge: „Das Ergebnis des Tages war super! Wir haben gegen Frankreich gewonnen. Ich war mit vielem sehr zufrieden. Die ersten 14 Löcher liefen immer sehr gut. Im Vierer haben wir später ein paar Fehler gemacht. Von 4auf mussten wir plötzlich auf das 19. Loch und da hatten wir das Glück auch nicht auf unserer Seite. Das haben Helen Briem und ich dann für die Einzel als Ansporn genommen, um den Franzosen zu zeigen, dass es so mit uns nicht geht! Im Einzel hatte ich bei 4auf einen Putt zum Sieg. Den habe ich leider etwas stark gepusht. Das hat mich etwas an den Vormittag erinnert und ich musste etwas bibbern. Ich hatte am Nachmittag Christin Eisenbeiß am Bag. Die hat mich locker gehalten. Auf der 17 habe ich locker das Fairway getroffen und dann auch gut das Grün angespielt. Ich hatte dann einen entspannten Zweiputt für den Sieg. Das war wichtig für das eigene Selbstbewusstsein, denn auf die 18 wollte ich wirklich nicht nochmals. Für das Halbfinale kann ich noch zwei drei Sachen etwas besser machen und etwas aggressiver auf die Fahne gehen. Ich bin  guter Dinge und hab volles Vertrauen in Helen Briem.“

>>>>Bilder des Tages>>>>


Ergebnisse des Tages:
Vierer
Chiara Horder/Charlotte Back            2auf
vs. Vairana Heck/Lois Lau

Helen Briem/Celina Sattelkau
vs. Adela Cernousek/Justine Fournand        2nd EH

Einzel
Paula Schulz-Hanßen
vs. Constance Fouillet         1auf

Charlotte Back
vs. Lois Lau            4&3

Helen Briem            5&4
vs. Vairana Heck

Celina Sattelkau            2&1
vs. Adela Cernousek

Chiara Horder            5&4
vs. Justine Fournand

 

Startzeiten Halbfinale
Vierer
8.32 Uhr:
Chiara Horder/Charlotte Back vs. Julia Lopez/Lucia Lopez
8.42 Uhr:
Helen Briem/Celina Sattelkau vs. Cayetana Fernandez/Carla Bernat

Einzel
ab 14.10 Uhr