Amundi Masters
Neun Deutsche im Cut
16. Juni 2023 , Stefan Bluemer
Am Morgen regnet es und anschließend wird es windiger, so dass die Athletinnen bei der Amundi German Masters im G&CC Seddiner See für die zweite Runde andere Bedingungen vorfinden. Die Schwedin Johanna Gustavsson übernimmt die Führung, Chiara Noja klettert als beste Deutsche auf den siebten Platz. Insgesamt schaffen neun Deutsche den Sprung ins Wochenende.
Michendorf – Am Morgen fiel südlich von Berlin der so lang ersehnte Regen. Dem Platz wurde dadurch etwas die grimmige Härte genommen und die Bälle rollten nicht mehr ganz so weit. Gegen 10 Uhr hörte der Regen aber schon wieder auf, so dass es für die meisten Spielerinnen der Tag doch sonnig war. Der Wind war dafür lange Zeit erheblich mehr präsent als am Vortag.
Führungswechsel
An der Spitze des Klassements gab es einige Verschiebungen. Olivia Mehaffey konnte zwar erneut eine Scorekarte unter Par einreichen, allerdings reichte die 71 (-1) nicht, um den Platz an der Sonne zu verteidigen. Die Nordirin musste sogar zwei Konkurrentinnen passieren lassen. Neue Spitzenreiterin ist Johanna Gustavsson. Die Schwedin hat ihrer 66 aus der Auftaktrunde eine 67 (-5) folgen lassen und damit ihren Gesamtscore auf elf unter Par gedrückt. Trotz der anspruchsvollen Bedingungen hielt die 30-jährige aus Örebro, die bislang noch keinen Sieg auf einer 1st-Level-Tour gelandet hat, ihre Scorekarte blitzsauber und knallte fünf Birdies auf den Platz.
66 tief
Mit dem besten Score des Tages schob sich auch noch Kristyna Napoleaova an Olivia Mehaffey vorbeit. Die Spielerin aus der Tschechischen Republik brachte ganze acht Birdies unter, davon vier in Serie auf den Löchern 13 bis 16. Zwei Bogeys hielten den Score bei 66 (-6) Schlägen, so dass die Athletin, die Golf erst als zweite Sportart ganz spät begonnen hat, mit einem Schlag Rückstand auf Gustavsson in den Moving Day startet. In der Jugend war Napoleaova als Fußballerin aktiv, stand in der tschechischen Jugend-Nationalmannschaft und hat mit Sparta Prag mehrere Titel gewonnen. 2016 stoppte eine Verletzung ihre Karriere auf dem Fußballplatz und schon dreieinhalb Jahre später wurde sie Golf-Profi.
Auch Alice Hewson brachte die 66 nach Hause. Die Engländerin rückt auf den fünften Platz vor.
Noja klettert
Chiara Noja, der in Dubai lebende Shooting-Star des deutschen Damengolfs, hat sich am zweiten Tag des Turniers verbessert. Ihrer soliden 70 (-2) vom ersten Tag ließ die 17-Jährige eine starke 68 (-4) folgen. Einzig auf Loch 3 musste Noja einen Bogey notieren, ansonsten blieb die Karte sauber und wurde mit fünf Birdies aufgehübscht.
Vor dem Moving Day steht die derzeit in der Weltrangliste bestplatzierte Deutsche auf dem siebten Platz und hat einen überschaubaren Rückstand von fünf Zählern auf die Spitzenreiterin. Das Medieninteresse an der aus Berlin stammenden Athletin ist groß, aber Noja scheint trotz der nicht so großen Routine so gefestigt zu sein, ihre Konzentration halten zu können.
„Heute musste ich dem Wetter etwas entgegensetzen und alles zusammenzuhalten. Erst Regen, dann stärkerer Wind machten es sehr schwierig. Ich freue mich, dass nach den Cut die vorderen Plätze zusammenrutschen und dann die gleichen Bedingungen haben werden. Jetzt habe ich zwei Runden auf dem Platz gespielt und denke, dass ich da noch etwas mehr auf Lager habe“, geht Chiara Noja optimistisch ins Wochenende.
Beflügeln dürfte die Schülerin zudem noch eine Entscheidung der LPGA Tour: „Ich bin super happy, dass die LPGA Tour nach vielen Jahren erstmals wieder eine Age Petition positiv entschieden hat und mir mitgeteilt hat, dass ich Ende des Jahres für die Qualifying Series zugelassen werde.“
Die noch junge Karriere der Chiara Noja kennt im Moment offenbar nur eine Richtung.
Gute Gesellschaft
Zweitbeste Deutsche ist nach dem Cut Leonie Harm. Die Schwäbin, die ihre sportliche Heimat beim GC St. Leon-Rot hat, hatte vor dem Start mit ihrem Flight wieder einiges zu lachen und machte auf der Runde ihre Karte bunt. Vier Bogeys waren in der Verlosung, dafür aber neben vier Birdies auch ein Eagle auf Loch 16. Mit gesamt drei unter Par liegt die Spielerin des National Team Germany auf dem 15. Platz, den sie sich unter anderem mit der Niederländerin Anne van Dam und der Österreicherin Emma Spitz teilt.
Einen Schlag mehr als diese Athletinnen hat Olivia Cowan in den Büchern. Die Pfälzerin musste nur auf Loch 3 einen Bogey notieren. Auf diesem Par 3 steckte die Fahne so, dass Spielerinnen, die versuchten, direkt auf den Stock zu gehen, oft entweder im Bunker oder am Wasser landeten. Der Bunkerschlag von Cowan war nicht gut genug, um anschließend den Ball zum Par zu lochen, aber ansonsten spielte die Spielerin des Elite Team Germany sehr sicher, so dass unter dem Strich eine sehr gute 69 (-3) stand, die Cowan auf den 22. Platz befördert.
Fordern und studieren
Patricia Schmidt, die neben der Karriere als Profigolferin auch noch ihren Master in Wirtschaftswissenschaften baut, um sich kognitiv zu fordern, geht nach Runden mit 72 und 71 Schlägen von T24 ins Wochenende.
„Bei diesem Turnier ist das Medieninteresse deutlich größer als bei anderen Events. Da der Turnierort sehr weit von der Heimat entfernt ist, ist es nicht so ganz ein echtes Heimspiel. Aber mit den vielen deutschen Spielerinnen und all den Trainern hier zu sein, macht schon Spaß. Der Platz ist richtig schön. Der Regen heute hat ihm gut getan. Die Grüns sind richtig gut. Ich werde am Wochenende versuchen, alles so weiter zu machen, wie bisher. Never change a running system! Es hat gut funktioniert. Nur die Bahn 18 muss ich vielleicht etwas anders angehen, denn da liege ich nach zwei Runden drei über Par. Mein Highlight heute war das Up-and-down auf Bahn 15, wo ich nach einem Steckschuss in der Kante einen echt guten Bunkerschlag gemacht und zum Par den Putt gelocht habe“, kommentierte die LET-Siegerin ihren Tag.
Karolin Lampert hat zweimal 72 Schläge gebraucht und liegt mit Even Par auf dem 32. Platz. „Ich versuche morgen, wieder mein Ding zu machen und von Schlag zu Schlag zu denken. Hoffentlich ist der Support für uns Deutsche weiterhin so klasse- da freue ich mich drauf“, strahlte die routinierte Spielerin des GC St. Leon-Rot.
Schlaggleich, nur mit 70 und 74 Schlägen in den Büchern, steht auch Sophie Hausmann vom GC Hubbelrath auf T32.
Bei der Premiere im Cut
Celina Sattelkau vom GC St. Leon-Rot schlägt sich bei ihrer Premiere weiter sehr gut. Beim allerersten Turnier im Profizirkus brachte die Spielerin des Junior Team Germany auch am zweiten Tag eine grundsolide 73 (+1) nach Hause und ist damit ganz souverän im Cut. Die zweite Runde ließ sich mit zwei Birdies sehr gut an und auch der lange Putt zum Par auf dem dritten Grün fiel. Danach kam etwas Sand ins Getriebe und der Bundesadler musste einige Bogeys hinnehmen. „Ich hatte aber weiter das Selbstvertrauen gehabt, den Cut zu schaffen und habe auf Bahn 10 wieder ein Birdie gespielt. Am Ende habe ich es nochmal spannend gemacht, denn die 18 ist ja schon ein sehr schweres Loch. Dort habe ich aus 35 Metern einen Bunkerschlag auf einen halben Meter an die Fahne gelegt. Das war super. Es hat mich gefreut, dass ich auch unter Druck gut gespielt habe und mir selbst beweisen konnte, dass ich auf der LET mitspielen kann. Auch wenn es noch nicht ganz vorne ist, bin ich happy, mein erstes Zwischenziel erreicht zu haben. Ich freue mich auf das Wochenende. Ich möchte Spaß haben und viel lernen. Ich bin sehr dankbar für den vielen Support des gesamten Trainerteams“, strahlte Celina Sattelkau am Abend, als endlich sicher war, dass es für den Cut auf Platz 47 gereicht hatte.
Kuriosum
Gestern hatte sie auf Bahn 13 einen Albatros geschossen. Heute dann kam es für Avani Prashanth auf genau dieser Bahn knüppeldick und sie musste einen Quadruple-Bogey notieren. Auch ansonsten lief die Runde nicht so optimal, wie die am Vortag. Nach einer 65 (-7) stand am zweiten Tag unten rechts eine 79 (+7) auf der Scorekarte. Macht in Summe einen Score von Even Par. Souverän den Cut zu machen, ist für eine Amateurin zwar aller Ehren wert, aber weniger, als der großen indischen Hoffnung im Damengolf zuzutrauen wäre.
Helen Kreuzer vom Frankfurter GC machte es besonders spannend. Nach den 76 Schlägen vom ersten Tag war klar, dass am zweiten Tag der Score tiefer ausfallen musste, um den Cut zu machen. Von Tee 10 startete die Athletin aus dem Kader von Bundestrainer Stephan Morales und lag nach ihrer Front Nine, der eigentlichen Back Nine bei eins über Par. Nach zwei Bogeys und einem weiteren Birdie musste ein famoser Endspurt die Glut der Hoffnung glimmend erhalten. Auf den Löchern 8 und 9 sammelte die Hessin in letzter Minute oder auf den letzten Metern zwei Birdies, die exakt zur Punktlandung auf der Cutlinie reichten.
Schlaggleich mit Helen Kreuzer sind unter anderem auf T58 noch Alexandra Försterling vom G&LC Berlin-Wannsee und große Namen wie Klara Spilkova und Amy Boulden. Unglücklich um einen Zähler den Cut verpasst hat Carolin Kauffmann vom Marienburger GC, bei der ein starker Endspurt mit zwei Birdies auf den letzten drei Bahnen nicht ausreichte, nachdem sie zuvor auf ihrer Back Nine drei Bogeys notieren musste.
Der Tag aus Sicht des Bundestrainers
Auch am zweiten Wettkampftag war Bundestrainer Stephan Morales viele Kilometer auf dem Platz gelaufen, um die vielen Deutschen zu sehen und Eindrücke zu sammeln. „Durch den Regen haben sich die Grüns etwas einfacher gespielt, weil sie etwas besser gehalten haben. Aber heute war der Wind böiger, was das Anspiel des Grüns wiederum schwieriger gemacht hat. Richtig tief geschossen wurde heute nicht. Wir haben neun Deutsche im Cut. Das ist, so finde ich, eine richtig tolle Anzahl. Natürlich hoffe ich, dass sich noch einige vorne reinspielen werden. Unmöglich ist das nicht. Dabei sind erfahrene LET-Spielerinnen, die sich vielleicht noch in die Top Ten spielen können. Es ist auch nicht unmöglich, dass eine Deutsche um den Sieg spielen wird. Gerade Chiara Noja steht ja wirklich sehr gut da. Von der wissen wir, dass sie sehr tiefe Runden spielen kann. Das hat sie ja schon häufiger gezeigt. Ich glaube, dass sie das auch auf diesem Platz kann. Wir würden uns sehr freuen, wenn sie hier in Berlin, wo sie ja auch früher mal zu Hause war, um den Titel mitspielen kann“, bilanzierte Stephan Morales nach einem sehr langen Tag.
Startzeiten Runde drei:
7.13 Uhr Alexandra Försterling
7.23 Uhr Helen Kreuzer
7.53 Uhr Celina Sattelkau
8.39 Uhr Sophie Hausmann
8.50 Uhr Karolin Lampert
9.12 Uhr Patricia Schmidt
9.34 Uhr Olivia Cowan
9.45 Uhr Leonie Harm
10.33 Uhr Chiara Noja
10.55 Uhr Leaderflight
Livescoring
Zum Turnierspecial
Women´s Am
Fünf Deutsche im Cut
14. Juni 2023
Amundi Masters
Albatros durch Amateurin
15. Juni 2023