Amundi Masters
Albatros durch Amateurin
15. Juni 2023 , Stefan Bluemer
An einem sonnigen Tag ist das Amundi German Masters powered by VcG auf der Anlage des G&CC Seddiner See südlich von Berlin gestartet. Teils ging es richtig tief, auch wenn der Platz einige Herausforderungen bietet. In Führung ist zunächst die Nordirin Olivia Mehaffey, die nur 64 (-8) Schläge braucht. Für großes Aufsehen sorgt die 17-jährige Amateurin Avani Prashanth. Die Inderin schraubt nicht zuletzt mit einem Albatros ihren Score auf sieben unter Par und liegt damit am Abend auf dem zweiten Platz.
Michendorf – Das Setup ist gelungen. Für Athletinnen und Zuschauer ist auf der weitläufigen Anlage des G&CC Seddiner See alles perfekt hergerichtet und so sah man vor und teils auch während der Auftaktrunde viele fröhliche Gesichter.
Der Wind machte es den Athletinnen nicht immer einfach, die richtige Schlägerwahl zu treffen, aber immerhin 33 der 126 Spielerinnen blieben unter Par.
Schlag des Tages
Der Schlag des Tages gelang einer Spielerin, die noch Amateurin ist, aber schon bald in Profilager wechseln wird und als klares Ziel vor Augen hat, 2024 bei den Olympischen Spielen in Paris für den Subkontinent anzutreten.
Avani Prashanth hat auf der 424 Meter langen Bahn 13 einen Albatros geschossen. Nach ihrem Drive hatte die Inderin, die auf Einladung von Veranstalter U.com bei diesem Turnier mitspielt, noch rund 180 Meter zur Fahne. Ein Eisen 5 reichte aus, um diese Distanz zu überbrücken und der Ball lief gut getroffen tatsächlich ins Loch. Die Nummer 80 im World Amateur Golf Ranking war an diesem ersten Tag ohnehin gut unterwegs. Nach fünf Löchern lag sie zwar noch bei einem Schlag über Par, gab danach aber richtig Gas und brachte neben dem Albatros noch sechs Birdies unter. Nur ein Bogey auf dem 18. Grün verhinderte, dass die Amateurin schlaggleich mit Olivia Mehaffey die Führung teilt. Mit sieben unter Par steht Avani Prashanth auf dem zweiten Rang.
Dies war bereits der zweite Albatros der Nachwuchsgolferin. Im zarten Alter von acht Jahren war ihr das Kunststück auf dem Eagleton GC schon einmal gelungen, allerdings in einer Trainingsrunde.
Nordirin in Front
Olivia Mehaffey aus Nordirland hat sich mit einer starken Leistung an die Spitze gesetzt. Zwar notierte die Nordirin zwei Bogeys auf den Löchern 17 und 18, knallte dazu aber satte zehn Birdies auf den Platz des G&CC Seddiner See. Macht unter dem Strich 64 Schläge auf dem Par 72 Course. Acht unter Par ist an diesem Tag der tiefste Score.
Hinter der Albatros-Schützin, die alleine den zweiten Platz belegt, teilen sich zwei große Namen der LET den dritten Rang. Johanna Gustavsson aus Schweden reichte eine Scorekarte mit 66 (-6) Schlägen ein, auf der lediglich ein Bogey notiert war. Auch die Engländerin Meghan MacLaren hatte nur ein Bogey kassiert, aber sieben Birdies gespielt.
Beste Deutsche
Aus deutscher Sicht ist es in der Breite ein solider Auftakt in diese Amundi German Masters gewesen. Beste Deutsche sind zunächst Sophie Hausmann vom GC Hubbelrath und der Shooting-Star bei den Damen, Chiara Noja.
Beide waren von Tee gestartet und kamen auf ihrer Front Nine etwas schwer ins Turnier, dafür lief es auf der Back Nine bei beiden besser, so dass nach 70 (-2) Schlägen der Start in den zweiten Tag vom geteilten 15 Platz sein wird.
Chiara Noja ist mit ihrem soliden Start durchaus einverstanden: „Es ist schön, in Deutschland zu spielen und von Fans aktiv unterstützt zu werden. Gerade die kleinen Mädchen, die einen anfeuern, zu sehen, ist den Reisestress wert gewesen. Heute war schwierig, nach lediglich einem Pro-Am gestern, zu spielen und nach dem enormen Reisestress, wenig Schlaf und mit Jetlag. Den Platz kannte ich ja nicht, von daher war das heute etwas unsicher und holprig. Aber mit einer 70 war das jetzt auch nicht so schlecht. Da geht einiges mehr in den verbliebenen drei Tagen.“
Sophie Hausmann, die eigentlich auf der Epson Tour in den USA spielt, war mit großer Vorfreude angereist und hatte deshalb auch gerne die Strapazen der weiten Anreise auf sich genommen: „Ich habe heute solides Golf gespielt. Der Plan war heute, einfach einen konstanten Ball zu spielen und zu schauen, was dann passiert. Bei vier Tagen ist eine Menge Golf zu spielen. Ich habe meine Mutter am Bag, ich freue mich auch darauf, ein paar Mädels wiederzusehen, auch Alex Schleining und Stephan Morales. Daher ist mein Mindset sehr positiv. Ich glaube, man kann auf diesem Platz tief schießen, wie man ja auch gesehen hat. Der Wind ist aber auch ein Faktor, so dass man sich oft überlegen muss, wohin man den Ball hauen möchte. Die Grüns machen Spaß. Gerade das macht einen Platz aus. Auf meiner Front Nine war ich noch etwas defensiv, weil ich nicht wusste, wieviel Platz wirklich überall noch ist. Danach habe ich aber konstant gespielt, einige gute Eisen gehauen und ein paar gute Putts gelocht. Hier und da waren noch Chancen, aber ich bin einfach ruhig geblieben und habe meinen Streifen gespielt. Auch wenn heute noch nicht so viele Zuschauer da waren, war es schon ein schöner Support, immer wieder auf deutsch angesprochen zu werden.“
Debüt gelungen
Celina Sattelkau vom GC St. Leon-Rot gab ihr Debüt im Profizirkus. Als Amateurin brachte sie eine solide 73 (+1) in die Wertung und geht dadurch vom 45. Platz in den zweiten Tag. Früh um 8.11 Uhr ging die Spielerin des Junior Team Germany auf Tee 10 ins Rennen und serviert gleich auf ihrer ersten Bahn ein Birdie. „Das hat viel Spaß gemacht! Ich war vor allem mental sehr zufrieden, auch wenn ich ein paar Bogeys gemacht habe. Ich habe mich da draußen mit den Profis sehr wohl gefühlt. Das war schon cool. Ich kannte den Platz nicht, aber es war schön, in Deutschland vor der Kulisse mein erstes Profi-Turnier mitzuspielen. Ich würde es zwar nicht Heimspiel nennen, aber es ist schön, diese Erfahrung in Deutschland zu machen. Es ist rundherum gut gelaufen. Langes Spiel und Putten waren gut. Hier und da habe ich mal einen kleinen Fehler gemacht. Morgen möchte ich einfach Spaß haben und mental weiter stark bleiben“, geht die ehrgeizige Athletin voller Vorfreude in die zweite Runde.
Unter Par
Leonie Harm war vor ihrem ersten Abschlag nicht gut zurecht, brachte aber trotzdem einen guten Score nach Hause. Die Schwäbin, die für den GC St. Leon-Rot spielt, hat mit drei Birdies bei zwei Bogeys eine 71 (-1) unterschrieben. Ihren Start auf Rang 24 kommentierte die inzwischen erfahrene Tourspielerin mit gemischten Gefühlen: „Mein langes Spiel war grundsolide und ich habe keine Fehler gemacht. Ich habe aber alle Chancen auf ein Bogey ausgenutzt. Das waren genau zwei. Auf der anderen Seite sind nicht so viele Birdies gefallen, wie ich erhofft hatte. Ich lag auf allen Par-5-Bahnen gut, konnte es aber dann nicht ummünzen. Ich hoffe, dass ich in den nächsten Tagen wieder mit den Grüns etwas mehr in Einklang sein werde und dadurch effizienter den Score auf die Karte zu bringen. Ich mag den Platz sehr gerne. Die Grüns sind sehr gut. Es ist schön, in Deutschland zu spielen, auch wenn bei einigen Turnieren im Ausland für mich der Weg kürzer ist. Die Unterstützung der deutschen Fans macht aus diesem Turnier aber trotzdem ein Heimspiel.“
Even Par
Mit Patricia Schmidt, Alexandra Försterling und Karolin Lampert sind drei Deutsche Even Par ins Recording gegangen. Ihre Runde mit jeweils drei Birdies und drei Bogeys kommentierte Karolin Lampert zufrieden: „In Deutschland zu spielen, ist immer etwas ganz besonderes, auch wenn ich nicht direkt von hier komme. Die Unterstützung, die wir hier von allen bekommen, ist wirklich toll. Ich war heute insgesamt mit meinem Commitment zufrieden und konnte vieles so durchziehen, wie ich es mir vorgenommen habe. Der Platz und vor allem die Grüns sind in einem Topzustand. Das macht richtig Spaß!“
So sah der Bundestrainer den Tag
Stephan Morales ist natürlich vor Ort, um seine Schützlinge zu betreuen und am Rande auch viele Gespräche zu führen. Den Tag kommentiert der Bundestrainer mit einer guten Portion Zuversicht: „Nach dem ersten Tag ist jetzt noch keine Deutsche ganz vorne dabei, aber ich zuversichtlich, dass es noch nach weiter vor gehen wird, denn ich habe etliche gute Leistungen gesehen. Hier spielen so viele Deutsche mit, dass ich mir fast schon einen Plan zurecht legen muss, um möglichst viele auf dem Platz zu sehen. Heute gab es phasenweise kräftigeren Wind, der auf einigen Bahnen dann wirklich ins Spiel kommt. Das war eine zusätzliche Herausforderung. Die Grüns sind offenbar nicht einfach, zu lesen. Das haben mehrere Spielerinnen gleichlautend gesagt. Besonders freue ich mich heute darüber, wie die allererste Runde bei einem Profiturnier für Celina Sattelkau verlaufen ist. Das hat sie richtig gut gemacht.“