Mike Whan

Ball-Debatte: USGA-Chef ruft in Radio-Show an


26. März 2023 , Thomas Fischbacher


USGA-Chef Mike Whan überreicht die Siegermedaille an US-Open-Gewinner Matthew Fitzpatrick
USGA-Chef Mike Whan überreicht die Siegermedaille an US-Open-Gewinner Matthew Fitzpatrick | © golfsupport.nl

Mike Whan gehört zu den Machern hinter den Plänen der Verbände, die Bälle für die Elite bei bestimmten Turnieren zu drosseln. Als er auf dem Weg zur Arbeit eine Live-Show zum brisanten Thema im Radio hört, greift er zum Hörer.

Es ist das Thema im Golfsport. Vergangene Woche haben die USGA und der R&A einen Vorstoß gewagt. Durch eine sogenannte Model Local Rule (MLR) sollen nach den Plänen Ausrichter von wichtigen Turnieren die Möglichkeit haben, einen Ball mit gedrosselten Flugeigenschaften zu verwenden. "Schlagweiten auf der Elite-Ebene sind in den vergangenen 20, 40 oder 60 Jahren stetig gestiegen", hatte dazu USGA-Chef Mike Whan erklärt. "Es ist inzwischen zwei Jahrzehnte her, dass wir unsere Teststandards für Schlagdistanzen zuletzt überarbeitet haben. Vorhersehbare, kontinuierliche Erhöhungen werden zu einem großen Problem für die nächste Generation, wenn sie nicht bald angegangen werden."

Die federführenden Verbände weisen auf das Nachhaltigkeitsproblem hin, da viele Plätze immer mehr Fläche benötigen, um sich durch längere Bahnen gegen die Athletik und das Equipment der Elite zu wehren. Equipment-Hersteller wie TaylorMade oder Acushnet beklagen, dass durch gedrosselte Bälle die Vergleichbarkeit des Amateurs mit dem Profi verloren gehen würde. "Wir glauben, dass ein großer Teil der Anziehungskraft des Golfsports in dem Grundgefühl 'Das kann ich auch' liegt", heißt es in einer Pressemitteilung von TaylorMade. Ein Gefühl, das durch die neue Ballregel, die nach einem Feedback-Prozess ab 2026 starten soll, verloren gehen könnte. 
 


Whan wählt sich ein

Als Whan im Auto die Live-Show "A New Breed of Golf" des bekannten Golf-Pros Michael Breed verfolgte, konnte sich der ehemalige Chef der LPGA Tour nicht mehr zurückhalten. Thema war Rory McIlroys Drive beim WGC-Match Play über mehr als 340 Meter auf der 18. Der Ball lag am Ende fast geschenkt neben dem Loch. Ein imposanter Traumschlag, den es durch die neue Regel bald nicht mehr geben könnte, so ein Argument der Diskussion. So könnte Golf auf allerhöchstem Niveau an Strahlkraft verlieren. 

Whan griff zum Hörer und schaltete sich ins Gespräch ein. Ein Auszug: "Niemand liebt ein angreifbares Par 4 mehr als wir", erklärte er. "Wir lieben das Spiel im Moment. Ich habe es gestern Abend gesehen und jede Sekunde genossen. Aber lassen sich mich ein Beispiel anführen: Wenn die PGA Tour im Jahr 2026 an Ort und Stelle immer noch ein angreifbares Par 4 möchte, werden sie die Abschlagbox um mehr als zehn Meter nach hinten verlegen müssen, während Rory dasselbe tut wie gestern Abend."

Rorys Enkelkinder

"Aber was passiert, wenn Rorys Kinder und die Kinder seiner Kinder, wenn alles so weiter geht, was, wie wir beide wissen, der Fall ist, irgendwann spielen? Ich will die Athletik nicht bremsen, ich will den Fortschritt nicht aufhalten, ich will sehen, wie sich die Protagonisten weiter entwickeln, aber ich will nicht zusehen, wie ein Golfplatz weitere 17 Hektar Land kaufen muss, nur für die Kinder von Rorys Kindern."

Whans spontaner Anruf zeigt, mit wie viel Leidenschaft der USGA-CEO dieses Thema vorantreibt. Gastgeber Breed bedankte sich im Anschluss für ein emotionales Gespräch. Fest steht: Das Thema wird weitere intensive Diskussionen bereithalten.