Menschen
„Die Kinder sind die Zukunft der Clubs und des Golfsports“
8. März 2023 , Thomas Kirmaier
Jessica Schönfelder vom Golfresort Strandgrün Timmendorfer Strand ist die Jugendtrainerin des Jahres im Bereich Breitensport. Golf.de hat sich mit ihr über ihre Projekte, ihre Zeit in Florida und Frauen im Golfcoaching unterhalten.
Frau Schönfelder, Glückwunsch zur Ehrung Trainerin des Jahres der PGA of Germany im Bereich Breitensport Jugend. Wo befinden sich aktuell Pokal und Urkunde bei Ihnen zu Hause?
Vielen Dank! Der Pokal hat bei mir einen schönen Platz im Regal. Und für die Urkunde suche ich im Moment noch einen passenden Rahmen.
Wann haben Sie davon erfahren, dass Sie den Preis gewonnen haben und was waren Ihre ersten Gedanken?
Ich habe tatsächlich erst davon erfahren, als Oliver Neumann (Laudator und PGA-Vorstandsmitglied, Anm. d. Red.) den Briefumschlag geöffnet hat und meinen Namen vorgelesen hat. Ich wusste nicht genau, wie das abläuft. Die anderen Nominierten waren eine starke Konkurrenz, also war ich sehr überrascht und habe mich natürlich wahnsinnig gefreut. Etwas nervös war ich aber schon als ich dann auf die Bühne musste.
Ihre Aufgabe auf der Golfanlage Strandgrün Timmendorfer Strand bestand darin, eine Gruppe golfbegeisterter Kinder zu entwickeln, die in der Lage ist, Mannschaftsgolf in der AK 12 zu spielen. 2022 war es dann tatsächlich soweit. Wann genau fing das Projekt an? Erzählen Sie uns bitte kurz und chronologisch von den Etappen hin zum erreichten Ziel.
Ich denke, es begann im November 2021, ein paar Tage kurz vor der Meldefrist des Golfverbandes Schleswig-Holstein. Wir waren etwas spät dran mit der Organisation und mussten noch schnell mit der Golfanlage besprechen, wann wir einen Heimspieltag anbieten können. Ich hatte schon sechs ambitionierte Spieler zwischen acht und elf Jahren für meine Mannschaft im Kopf und war voller Tatendrang und Ideen zum weiteren Trainingsaufbau. Vor unserem ersten Spieltag im April sind wir sogar zu einer Einspielrunde nach Curau gefahren, um uns noch besser vorzubereiten. Die meisten jungen Spieler hatten noch nie zuvor einen fremden Platz gespielt. Das allein war schon sehr aufregend. Und dann ging es los. Trotz der guten Vorbereitung gab es dennoch einige Tränen vor dem Unerwarteten, aber meine Kleinen haben sich da gut durchgebissen, tolle Ergebnisse gespielt und waren am Ende sehr stolz auf sich.
Sie waren zuvor auf eigene Kosten nach Florida gereist, wo Sie drei Monate lang bei David Leadbetter hospitierten und sich zum Kids Instructor ausbilden ließen. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen und gelernt?
Die drei Monate in Champions Gate waren eine sehr spannende und eindrucksstarke Zeit, die ich nicht missen möchte. Ich habe mich zum Leadbetter Kids Instructor weiterbilden lassen, aber durfte auch bei David Leadbetter persönlich und seinen Kollegen hospitieren. Zu den Schülern zählten Profi-Spieler wie z.B. Michelle Wie, Isi Gabsa und Caroline Masson; ambitionierte College-Spieler, die ihre Profi-Karriere noch anstrebten, wie auch reguläre Wochenendspieler im höheren Alter, die ihren Urlaub in Florida verbrachten. Interessant war es dabei zu sehen, wie die amerikanischen Kollegen die unterschiedlichen Spielertypen perfekt adressiert und abgeholt haben. Das war schon beeindruckend. Jeder fühlte sich optimal umkümmert und bekam ein maßgeschneidertes Trainingsprogramm. Außerdem fand ich es spannend, einen anderen Trainingsansatz im Vergleich zur deutschen PGA kennenzulernen und neue Drills auszuprobieren.
Es gibt immer noch deutlich mehr Männer als Frauen, die sich zum Golflehrer bzw. -lehrerin ausbilden lassen. Warum ist das eigentlich so?
Das weiß ich leider auch nicht. In meinem Lehrjahr waren es 44 Auszubildende und davon vier Frauen. Es ist natürlich bedauerlich, weil es ein großartiger, vielseitiger Job ist, aber ich denke es fehlen den Frauen die Vorbilder und die Präsenz der weiblichen Pros in den deutschen Medien.
Jessica Schönfelder
Nehmen Sie eine Veränderung wahr, dass die Frauenquote in Ihrem Metier nach und nach steigt?
Leider nur sehr schleppend, aber es ist schön zu beobachten, dass nun eine Frau, Ann-Kathrin Lindner, Landestrainierin von Niedersachsen-Bremen ist oder auch Esther Poburski nun verantwortlich ist für die Damen-Nationalmannschaft. Das freut mich sehr.
Wie ist eigentlich das Verhältnis von Mädchen zu Jungen in Ihrer Kindergolf-Gruppe?
Ich trainiere vier Gruppen von Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren, und anders als in anderen Golfclubs habe ich in jeder Gruppe mehr Mädchen als Jungs in meinem Unterricht. Als ich 2017 auf der Golfanlage Strandgrün in Timmendorfer Strand mit ca. sechs Kindern angefangen habe, waren die Mädels schon etwas in der Überzahl und die Kinder sind dabei geblieben und haben ihre Freundinnen mitgebracht. So ist die Gruppe gewachsen. Vielleicht kann ich als weibliche Trainerin auch eine bessere Verbindung zu den Mädchen herstellen oder sie haben plötzlich ein weibliches Vorbild, was sie motiviert, dabei zu bleiben.
Sie scheinen Kinder schnell und erfolgreich für den Golfsport zu begeistern. Woher kommt's? Wie gelingt Ihnen das und was macht die Arbeit mit den Kids aus?
In diesen Anfängen, beim Heranführen an diesen wunderschönen Sport, denke ich, ist es wichtig, dass man die Möglichkeit hat, in kleinen Gruppen zu arbeiten, um auf jedes Kind mit seiner eigenen Persönlichkeit individuell eingehen zu können. Jeder, ob Kind oder Erwachsener, lernt unterschiedlich schnell und lässt sich unterschiedlich motivieren. Wenn die Kids das Gefühl haben, ich höre ihnen zu, auch wenn es mal nichts mit Golf zu tun hat, gewinnen sie Vertrauen und lassen sich auf das Training und die Veränderung ein. Sie brauchen viel Bestätigung und auch die Rückmeldung, dass es in Ordnung ist, mal nicht zu den Besten zu gehören.
Vervollständigen Sie bitte diesen Satz: Es braucht mehr Frauen im deutschen Golfcoaching, weil...
... Diversität erwiesenermaßen erfolgreicher macht und weil es einfach ein wunderbarer Job ist, indem man seine Leidenschaft ausleben kann und es so wichtig ist, diese an unsere weiblichen Nachwuchstalente weiterzugeben.
Geben Sie Golfanlagen in Deutschland doch bitte zwei, drei gute und kurze Tipps mit auf den Weg, wie man eine Jugendgruppe im Club sinnvoll aufbauen könnte.
Neben einem gut strukturierten und ausgeführten Training ist eine gute Jugendarbeit essentiell wichtig. Das Drumherum muss passen, sodass sich die Kids wohlfühlen und auch die Trainer durch Turnierorganisation und andere Aktivitäten unterstützt werden. Ein Jugendwart hat eine wichtige Aufgabe und stellt eine elementare Verbindung zwischen den Kindern/Eltern und der Golfschule her. Durch einen motivierten Jugendwart wird vieles einfacher und zielführender. Außerdem muss es im Club, beim Vorstand und wie auch bei den Mitgliedern ankommen, wie unerlässlich wichtig unsere Jugendlichen für die Zukunft unseres Clubs und für den Golfsport insgesamt sind. Besondere Turniere wie Jugendfördercups, bei denen die Jugendlichen mit Mitgliedern zusammen als Team spielen, sind eine gute Möglichkeit, um die Jugendarbeit vorzustellen und eine Verbindung zwischen den Generationen herzustellen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Nicole David
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