Regelfrage #50
Links oder rechts droppen?
28. Dezember 2022 , Dietrich von Garn
In der Regelfrage der Woche widmet sich DGV-Regelexperte Dietrich von Garn einer „Regelproblematik“. Diesmal geht es um Tina Trickreich, Michaela Meckerig und Georgina Gönntnichts und den Drop-Versuch auf der anderen Seite einer Penalty Area.
Die Situation:
Tina Trickreich findet ihren Ball in einem mit Betonhalbschalen verkleideten schmalen Graben wieder, der als Penalty Area markiert ist und parallel zum Fairway links durch das Semirough läuft. Der Graben ist nur etwa 50 Zentimeter breit, aber so tief, dass man nicht darin spielen kann. Der Kreuzungspunkt ist schnell bestimmt. Jedoch mit zwei Schlägerlängen kommt Tina leider nicht an einem großen Busch vorbei, der direkt vor dem Erleichterungsbereich wächst. Da wäre sie doppelt bestraft, denkt sie. Erst mit dem Strafschlag und dann mit einer Lage, aus der sie nur zur Seite spielen kann. Auf der Linie zurück will sie nicht, da es dort wüst aussieht.
Zum Glück steht auf der anderen Seite des Grabens kein Busch. Also droppt sie ihren Ball etwa einen halben Meter neben der Grenze der Penalty Area auf der dem Fairway abgewandten Seite, gegenüber der Stelle, an der ihr Ball in den Graben gefallen war. Hier wächst dünnes Semirough, was danach ruft, den Ball mit einem langen Eisen auf das Grün zu schlagen, da auf diese Weise auch der Busch auf der anderen Seite umgangen werden kann.
Doch kaum liegt der Ball dort, kommen Michaela Meckerig und Georgina Gönntnichts an und fangen an zu schimpfen. Ob sie sich nicht schämen würde, so hinterlistig den Drop hinter dem Busch zu vermeiden? Wie das überhaupt ginge, ohne den Erleichterungsbereich von zwei Schlägerlängen auszumessen? Wenn Sie da kein Tee hinstecken würde, gäbe es diesen Bereich gar nicht und sie dürfe erst droppen, wenn man wüsste, wo! Und ob sie nicht gehört habe, dass man seit 2019 nicht mehr auf der gegenüberliegenden Seite droppen dürfe?
Was antwortet Tina Trickreich darauf?
Die Lösung:
Tina sollte sich hier eine nette Antwort überlegen, die alle Umstände berücksichtigt. So beispielsweise, dass sie keinen Punkt bestimmt habe, der gleichweit vom Loch entfernt liegt wie der Kreuzungspunkt, was früher erlaubt gewesen wäre.
Und dass sie bei dem langsamen Spiel ihrer beiden Mitspieler auf der Runde viel Zeit habe, die Regeln und die Interpretationen zu lesen, was ein enormer Vorteil wäre, wenn man aus der aktuellen Lage herauskommen wolle. Sie habe einen Erleichterungsbereich von zwei Schlägerlängen vom Kreuzungspunkt ihres Balls mit der Penalty Area, und nach der Interpretation 17.1d(3)/1 dürfe sie dabei auch durch die Penalty Area hindurchmessen. Mit zwei Schlägerlängen käme sie problemlos an der Stelle vorbei, an der sie gedroppt habe, und die sie immer schätzen dürfe, wenn sie nicht die Entfernung voll ausnutzen wolle.
Zudem ist hier sicher auch der Hinweis erlaubt, dass die Regeln keine Verbotsliste sind, sondern es Spielern erlauben, einen Vorteil aus ihrer Regelkenntnis zu ziehen.