Verena Gimmy

„Wir spielen Golf, weil es unsere Leidenschaft ist“


10. Oktober 2022 , Thomas Kirmaier


Fleißig, geduldig, zielstrebig: Verena Gimmy (28) hat in Spanien ihren ersten Profisieg gefeiert. © Lettenbichler
Fleißig, geduldig, zielstrebig: Verena Gimmy (28) hat in Spanien ihren ersten Profisieg gefeiert. © Lettenbichler

Jetzt hat sie ihn – ihren ersten Profi-Sieg. Zielstrebig hat sie darauf hingearbeitet. In Spanien wurde Verena Gimmy für ihre Geduld nun belohnt. Dafür, dass sie beharrlich und hart weitergearbeitet und nie den Glauben an sich selbst verloren hat.

Für ihren Triumph auf der LET Access Series in Spanien erhielt Verena Gimmy 6400 Euro. Zum Vergleich: Der Letztplatzierte eines Turniers der LIV-Golf-Serie erhält ein Preisgeld in Höhe von 120.000 Euro, also fast das 20-Fache. Verkehrte Welt. Da kann Verena Gimmy nur den Kopf schütteln. „Wir haben uns aber nicht des Geldes wegen für eine Profikarriere entschieden, sondern in erster Linie, weil es unsere Leidenschaft ist, Golf zu spielen“, sagt die junge Dame aus dem GC München Valley. Im Moment kämpft sie noch um ihre Tourkarte. Und da hilft ein Sieg natürlich immens.

Klar haben sie alle ihre Meinung über die neue, von Saudi-Arabien finanzierte Golfserie. Aber mit dem Problem, dass Damen-Golf im Vergleich zu den Herren viel zu wenig Beachtung findet, haben die weiblichen Pros seit Jahren zu kämpfen. „Aber es tut sich was. In den vergangenen drei, vier Jahren hat sich die Tour in Europa in Bezug auf Preisgelder und mediale Beachtung definitiv weiterentwickelt“, sagt Verena Gimmy. Das große Geld im Damen-Golf wird drüben, in den USA, verdient. Die LPGA Tour bleibt auch ihr großes Ziel. Aber sie übt diesen Sport ja nicht nur wegen des Geldes aus.

Was man der sympathischen Wahl-Münchnerin auf jeden Fall abnimmt, denn sie taucht nicht nur bei den Events der Tour, sondern regelmäßig auch auf den Spieltagen der Deutschen Golf Liga auf. In dieser Saison hatte sie mit ihren Valleyer Mädels zum zweiten Mal in Folge das Final Four erreicht. „Ein absolut super Erlebnis“, sagt sie – und schwärmt. Ehrgeizig – das ist Verena Gimmy (Sternzeichen Löwe) auf jeden Fall, ihr Trainer Danny Wilde aus der Golfsportmanufaktur in Valley kann das bestätigen: „Verena bringt alle Attribute mit, um sich auf einer der Profi-Touren zu etablieren, und sie ist zudem ein äußerst liebenswerter Mensch.“

Verena Gimmy zwischen Tour und DGL

Verena Gimmy spielte in der Saison 2022 überwiegend auf der LET. © Tristan Jones/LET
Verena Gimmy kämpft noch um ihre Tourkarte. © Tristan Jones/LET
Verena Gimmy spielt für den GC München Valley in der DGL. © Tristan Jones/LET
Verena Gimmy bei der Buchhaltung © Lettenbichler
Verena Gimmy vom Tee © Lettenbichler
Verena Gimmy © Tristan Jones/LET
Verena Gimmy © Tristan Jones/LET
Verena Gimmy © Lettenbichler
Verena Gimmy © Lettenbichler
Verena Gimmy spielte mit den Damen aus Valley zweimal hintereinander im Final Four. © Lettenbichler
Verena Gimmy aus dem Bunker. © Tristan Jones/LET
Geschafft: Verena Gimmy nach ihrem ersten Profisieg in Spanien © Tristan Jones/LET

Die DGL sieht sie als eine willkommene Abwechslung zum Leben als Tour-Pro. „Das ist ein Mannschaftswettbewerb. Klar willst du da auch performen, aber da stehen Spaß und Teamgedanke vielleicht mehr im Vordergrund als auf der Tour, wo du doch mehr auf dich gestellt bist.“ Ihrem Heimatclub kann und möchte sie in der DGL etwas zurückgeben, denn: „Ich habe Danny und Valley sehr viel zu verdanken.“ Es ist eine Art enges Band entstanden zwischen der Athletin und ihrem Club, ein Vertrauensverhältnis, eine Basis für eine erfolgreiche Zukunft. Dabei stammt sie eigentlich aus Nordrhein-Westfalen.

Verena Gimmy kam am 5. August 1994 in Düsseldorf zur Welt und spielte jahrelang für den GC Hummelbachaue. Mit dem beruflichen Wechsel ihres Vaters nach München zog die Familie um und Verena Gimmy fand zusammen mit ihrem zweieinhalb Jahre jüngeren Bruder Niclas eine neue sportliche Heimat. Sie liebt München. „Eine tolle Stadt, in der man super mit Freunden Kaffee trinken, eine schöne Zeit verbringen und shoppen kann.“ Apropos Zeit: Die nimmt sie sich. Mit Familie, Freunden und Hund Gandor, einem Entlebucher Sennenhund. Zwischen den Wettkämpfen braucht es auch mal Phasen ohne Training oder Gespräche über Golf. „Auch wenn es schwierig ist, aber es ist wichtig für mich.“ Und bei all den Reisen und Turnieren sei es zwischendrin auch schön, im eigenen Bett zu schlafen.

Ihre bislang größten Erfolge feierte Verena Gimmy mit ihrem College-Team in den USA. Mit der Missouri State University, wo sie Business Administration & Management studierte, erreichte sie zweimal die Conference Championship. Dort war sie Spielerin des Jahres. Als Vorbilder gibt sie Rory McIlroy und Nelly Korda an, ihre Stärken: Kursstrategie und Mindset. Zu verbessern gibt es immer etwas; echte Profis arbeiten stets hart daran, sich ständig weiterzuentwickeln. Und wenn Verena Gimmy mit ihrem jüngsten Sieg auf der LET Access Series in Spanien eines bewiesen hat, dann ist es der Fakt, dass es sich lohnt, geduldig zu bleiben, nie aufzugeben und immer an sich zu glauben. Das zeigt allein die turbulente letzte Runde, in der sie Rückschläge wegsteckte, zurückkam und doch noch gewann.


Die Münchnerin ist ihrem Ziel, in Liga eins aufzusteigen und ganz vorne mitzuspielen, wieder ein Stückchen nähergekommen. Und natürlich möchte sie im kommenden Jahr wieder beim Heimspiel der LET in Deutschland, beim Amundi German Masters, dabei sein. „Das ist eine großartige Sache und zeigt, dass Damen-Golf auch bei uns mit diesem Turnier endlich wieder mehr Wertschätzung erfährt und Beachtung findet.“

Und das mittel- bis langfristige Ziel der Sportlerin Verena Gimmy? „Ich möchte schon auf die LPGA Tour.“ Das ist die Serie, in der sich die Besten der Welt messen. Mit Esther Henseleit, Caro Masson, Sophia Popov und Isi Gabsa sind aktuell vier Deutsche in der absoluten Top-Liga des Damen-Golf unterwegs. Der Weg dorthin ist steinig und hart, aber Verena Gimmy hat ihren Traum noch lange nicht aufgegeben. Und jetzt ist sie ihm wieder ein klein bisschen nähergekommen.

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