IAM Herren ´22

Wernicke holt den Titel


24. Juli 2022 , Stefan Bluemer


Das Podium in Mülheim (© DGV/stebl)
Das Podium in Mülheim (© DGV/stebl)

Peer Wernicke vom GC Hubbelrath holt sich nach der Team-Europameisterschaft einen weiteren, großen Titel. Bei der 82. German International Amateur Championship setzt sich der 16-Jährige in einem spannenden Finish mit der besten Runde des Finaltages (64/-8) und einem Schlag Vorsprung bei einem Gesamtscore vom 270 (-18) durch.

Mülheim/Ruhr – An der Spitze war es schon beim Start in die Finalrunde ungemein eng. Die Führenden Nico Lang und Thomas Schmidt waren schlaggleich und sogar Tom Haberer auf dem 15. Platz hatte nur vier Schläge Rückstand. Bei dieser Ausgangslage waren einige Verschiebungen im Klassement zu erwartet.

Aus der Spitzengruppe war es Thomas Schmidt, der zunächst ein Statement abgab. Der Athlet vom GC Bergisch Land hatte sich am Abend noch sehr fleissig auf das Finale vorbereitet und war erst in der Abenddämmerung nach intensivem Training vom Ort des Geschehens weggefahren. Auf Bahn drei gelang dem 20-Jährigen ein spektakulärer Eagle und direkt anschließend knallte er noch zwei Birdies in Folge auf den Platz. Dadurch legte der Youngster aus NRW zwei Schläge Vorsprung zwischen sich und seine Mitbewerber um den Sieg.
Unterdessen machte Martin Obtmeier ernst. Der Spieler des Junior Team Germany hatte am Vortag schon großartig geputtet, lag aber mit seinen Anspielen ins Grün oft zu weit vom Stock entfernt, um daraus einen ganz tiefen Score zu machen. Schon auf dem zweiten Grün gelang dem Staubinger aus knapp 15 Metern, zum Birdie zu lochen. Nach dieser Initialzündung folgten schnell weitere Birdies und so fand sich Obtmeier nach seiner Frontnine mit nur einem Zähler Rückstand auf den Leader auf dem zweiten Platz.

Gleichstand nach der Frontnine

Auf dem neunten Grün wurde die Spannung auf ein neues Level gehoben. Thomas Schmidt kassierte sein erstes Bogey, während Nico Lang vom GC Mannheim-Viernheim mit einem sauberen Eagle seinen Score sogar auf -16 senkte. Der zweite Schlag kam im Vorgrün auf und rollte auf etwa vier Meter an den Stock. Der Putt fiel, so dass zu dem Zeitpunkt Nico Lang alleine die Führung übernahm und drei Verfolger nur einen Zähler mehr in den Büchern hatten, darunter auch Peer Wernicke.
Der Team-Europameister war mit fünf Birdies auf der Frontnine ebenfalls ganz stark unterwegs, legte auf Bahn 11 direkt noch ein Birdie nach und teilte sich dann mit Thomas Schmidt bei -16 die Führung. Schmidt gelang als Antwort auf sein Bogey direkt auf Loch 10 ein Birdie und Nico Lang musste seine Kurzzeitführung dagegen mit einem Bogey auf Loch 10 direkt wieder abgeben.
Einmal in Fahrt, knallte Peer Wernicke auf Loch 12 sein schon siebtes Birdie auf den Platz und übernahm erstmals mit -17 die alleinige Führung.

Entscheidung

Peer Wernicke spielte ungemein sicher und hatte keinen Wackler. Auf der 16 gelang dem Spieler, der vom GC Leverkusen stammt, inzwischen aber beim GC Hubbelrath zum Leistungsträger gereift ist, sein achtes Birdie. Der Score bleibt bei -18 stehen. Damit war der Spieler des Junior Team Germany Leader im Clubhaus und musste abwarten, wie der letzte Flight das 18. Loch absolvieren würde. Nico Lang und Thomas Schmidt kamen mit jeweils -17 auf das 18. Tee und hätte mit einem Birdie ein Stechen erzwingen können.
Beide lagen nach zwei Schlägen mit einer Birdiechance, die aber nicht zwingend waren. Es bleib bei -17, so dass sich die beiden Athleten vom GC Mannheim-Viernheim und GC Bergisch Land den zweiten Platz teilten.

Finalwetter

Nachdem die Teilnehmer von brütender Hitze zum Auftakt bis zu heftigem Starkregen zwischendurch das ganze Spektrum an Wetter erlebt hatten, strahlte am Finaltag die Sonne wieder von einem wolkenlosen Himmel und brannte sich mit Temperaturen an die 30 Grad eindrucksvoll in die Finalerinnerungen dieser 82. German International Amateur Championship ein. Immerhin gab es hier und da einen Luftzug, so dass es erträglich blieb und gleichzeitig die Athleten eine Herausforderung mehr hatten, den Wind in ihre Schläge einzukalkuieren.

Birdieserie

Einen ganz außergewöhnlichen Start in seinen Tag hatte Magnus Lomholt. Der Däne notierte auf seinen ersten sechs Löchern sechs Birdies in Serie und schraubt auf dem neunten Grün seinen Score auf sieben unter Par, hatte für seine Frontnine also nur 29 (!!!) Schläge gebraucht.
Auf Bahn 10 lag sein Drive links im Rough, dennoch konnte er sein Par halten. Auf Bahn 11 erwischte es den College-Studenten aus Little Rock doch und er hatte das erste Bogey auf der Karte. Es folgten noch zwei weitere Bogeys und ein Birdie, so dass am Ende eine gute 67 stand.

Perfekte Gastgeber

Der GC Mülheim an der Ruhr feiert in diesem Jahr ein kleines Jubiläum. Seit 30 Jahren wird im Süden der Ruhrstadt Golf gespielt. Schon zum siebten Mal ist der sportliche Club Gastgeber einer Internationalen Amateurmeister von Deutschland, zum dritten Mal für die Herren. Und wieder präsentiert der Club sich als perfekter Gastgeber. Der Platz ist in hervorragender Verfassung, zahlreiche Helfer sorgen dafür, dass die Spieler versorgt werden und auf dem Platz auch Hilfe haben. Sogar einen Shuttleservice vom Hotel zum Club bieten die Gastgeber für die Athleten an.
Am Eröffnungsabend begrüßte Thomas Ohnhaus, der Präsident des GC Mülheim/Ruhr die Gäste herzlich und zeigte im Turnierverlauf, wie groß das Interesse seines Clubs an diesen internationalen Titelkämpfen ist, indem er sich das Spielgeschehen jeden Tag selbst auf dem Platz anschaute.
Die Gastronomie bot Leckereien auf hohem Niveau an. Kein Wunder, hat Chefkoch Marco Zingone doch bei der Kochshow „The Taste“ 2016 den Sieg geholt und sich seitdem noch weiter entwickelt.

Stimmen vom Tag

Peer Wernicke war nach seinem Sieg sichtlich beeindruckt und konnte es kaum fassen, diese traditionsreiche, internationale Meisterschaft für sich entschieden zu haben: „Dieser Titel bedeutet mir unheimlich viel. Die letzte Runde acht unter Par zu spielen und dann mit einem Schlag Vorsprung zu gewonnen, hätte ich mir nicht besser vorstellen können. Ich bin unfassbar glücklich. Ein Sieg, wie der bei der Team-EM, beflügelt einfach, gibt Selbstbewusstsein. Das konnte ich gut in dieses Turnier hier mitnehmen. Ich habe heute schlau gespielt und nicht immer Driver gehauen. Daher habe ich vom Tee wenige Fehler gemacht, denn mein Eisenspiel war in der gesamten Woche sehr gut. Das hat sich heute ausgezahlt, weil der Platz einige Chancen hergibt, wenn man nicht zu gierig spielt. Es ist super schön, mit den Jungs aus dem Nationalkader und auch aus dem Club hier zu spielen. Wir hatten viel Spaß, auch neben dem Platz. Wir verstehen uns alle extrem gut und sind durch die vergangenen Wochen unheimlich stark zusammengeschweißt. Die Team-EM kann man mit der IAM hier nicht vergleichen, aber das hier ist mein bisher größter Einzelerfolg.“

Alexandra Schleining, die Landestrainerin von Nordrhein-Westfalen und gleichzeitig Heimtrainerin von Peer Wernicke, war sichtlich stolz auf den Erfolg ihres Schützlings: „Peer war schon sehr früh schon sehr selbständig. Er ist sicher auch ein Autodidakt, aber wir sind eine gute Kombination aus Intuition und Struktur. Peer ist ein echter Arbeiter und trainiert unheimlich viel. Ich muss ihn da schon manchmal bremsen, damit die Balance aus Belastung und Regeneration eingehalten wird.“

Nico Lang war unmittelbar nach dem letzten Put etwas enttäuscht: „Ich hätte gerne gewonnen, habe aber nicht gut genug gescored. Peer hat im anderen Flight unglaublich gut gespielt. Acht unter Par ist wirklich stark. Die muss man erstmal spielen. In Mannheim-Viernheim zu trainieren, ist sehr gut. Da Jungs wie Marc Hammer um sich herum zu haben, mit denen man gut trainieren und spielen kann, ist gut, um immer besser zu werden. Heute hatte ich Tim Kretschmann am Bag, einer von unseren guten Jugendspielern. Der hatte eine super Entwicklung in diesem Jahr.“

Thomas Schmidt war mit seinem zweiten Platz ebenfalls nicht rundherum glücklich: „Der Platz liegt mir. Ich bin hier auch gerne, um zu trainieren. Der Platzzustand ist auch im Winter sehr gut. Einer meiner besten Freunde ist vom GC Mülheim und war heute auch bei mir an der Tasche. Als Co-Leader in die Finalrunde zu starten, ist eine Erfahrung. Es ist deutlich mehr Druck und man denkt, es wäre eine Battle im Flight. Heute haben Nico und ich gleich gespielt, aber Peer Wernicke hat von hinten wirklich stark aufgeholt. Auf diese Fahnenpositionen acht unter Par zu spielen, ist eine wirklich starke Leistung.“

<<<<<Die Bilder des Tages>>>>

>>>>Gesamtklassement>>>>

Endstand
1.   Peer Wernicke (GC Hubbelrath)              -18
T2  Nico Lang (GC Mannhein-Viernheim)     -17
T2  Thomas Schmidt (GC Bergisch Land)     -17
4.   Martin Obtmeier (GC Straubing)             -15
5.   Thomas Linssen (Niederlande)               -14
T6  Max Schliesing (Schweiz)                         -13
T6  Tom Haberer (GC Hannover)                  -13
T6  Fabian Lang (Österreich)                         -13
9.   Tim Tillmanns (GC Hösel)                        -12
10. Louis Theys (Belgien)                              -11