„Damen-Golf wird viel zu wenig beachtet“

Ines Halmburger ist seit 26 Jahren Geschäftsführerin der Aus- und Fortbildungs GmbH der PGA of Germany. Golf.de unterhielt sich mit ihr über die Rolle der Frauen in Spitzenpositionen.

Frau Halmburger, wann und wo war Ihre letzte Golfrunde?
Vor einigen Wochen habe ich neun Löcher im Golfclub Garmisch gespielt, die letzte 18-Loch-Runde ist schon eine Weile her.

Warum ausgerechnet Golf? Wann und wie war Ihr erster Kontakt zu diesem Sport?
Tatsächlich bin ich erst durch meine Arbeit bei der PGA mit Golf in Berührung gekommen. Es war also zunächst gar keine bewusste Entscheidung für Golf, sondern eher für eine interessante Tätigkeit und Aufgabe im Sport.

Sie sind die einzige Frau in der Geschäftsführung der PGA of Germany, die ein siebenköpfiges Präsidium hat, in dem nur Männer sitzen. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Dass unser Präsidium aktuell nur aus Männern besteht, liegt in erster Linie daran, dass nur rund acht Prozent der PGA-Mitglieder weiblich sind. Es ist also gar nicht so einfach, eine Frau für die Mitarbeit im Vorstand zu finden. Im internationalen Vergleich ist die Frauenquote bei den Professional-Verbänden übrigens noch niedriger. In Großbritannien sind nur vier Prozent der PGA-Professionals Frauen. Insofern ist es sehr zu begrüßen, dass auf nationaler und internationaler Ebene nun vielfältige Projekte entstehen, die insbesondere Mädchen und Frauen für den Golfsport und auch die entsprechenden Berufsfelder begeistern wollen.

Heißt konkret, Sie haben es überwiegend mit Männern zu tun. Merken Sie in der täglichen Arbeit, dass Sie eine Frau sind? Was sind die Vor- und was die Nachteile?
Da in der PGA-Geschäftsstelle mehr Frauen als Männer beschäftigt sind, ist es in meinem Arbeitsalltag tatsächlich nicht so, dass ich mich in einer reinen Männerwelt bewege. Grundsätzlich habe ich es immer als Vorteil betrachtet, eine Frau zu sein. Man sieht die Dinge oft aus einem anderen Blickwinkel und kann dadurch viel zu den verschiedenen Projekten und Fragestellungen beitragen.

Nehmen Sie eine Veränderung wahr, dass mehr Frauen in Spitzenämter der deutschen Golfsport-Szene drängen?
Ja, sowohl im deutschen als auch im internationalen Golfmarkt. Wir Frauen sind zwar immer noch deutlich in der Minderheit, aber es werden zumindest vereinzelt immer mehr weibliche Führungskräfte sichtbar.

Was muss passieren, dass noch mehr Frauen nicht nur in Clubs, sondern auch in die Vorstände der Verbände aufrücken?
Wenn insgesamt mehr Frauen Golf spielen würden und es – bezogen auf die PGA – mehr weibliche Golfprofessionals gäbe, würde das mittel- und langfristig auch dazu führen, dass mehr weibliche Vorstände in Vereinen und Verbänden Verantwortung übernähmen.   

Wie ist Ihre Familiensituation? Wie schaffen Sie es, Privatleben und Berufliches miteinander zu verbinden?
Unsere zwei Kinder sind mittlerweile sehr selbständig, das macht vieles leichter. Zudem hatte ich schon früh das Privileg, im Home-Office arbeiten zu können. Dadurch war es mir möglich, mit mehr zeitlicher Flexibilität und einem gut organisierten Alltag Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.

Was raten Sie Frauen, die sich vornehmen, im Golfmarkt Karriere zu machen, und warum lohnt es sich, in einem Verband zu wirken?
An dieser Stelle möchte ich vor allem dafür werben, dass sich mehr Golferinnen trauen, eine Ausbildung zum Fully Qualified PGA Professional zu beginnen. Golflehrerinnen und Trainerinnen werden händeringend gesucht und können sich in einem sehr breiten, abwechslungsreichen und interessanten Berufsfeld bewegen und weiterentwickeln.

Vervollständigen Sie bitte diesen Satz: Im Vergleich zu Herren-Golf ist Damen-Golf...
…viel zu wenig beachtet.

Besten Dank für das Interview!