LIV Golf
So berichtet die Medienwelt über die neue Saudi-Serie
20. Juni 2022 , Thomas Kirmaier
Ein Turnier ist gespielt, weitere werden folgen. Kaum ein Thema hat in den vergangenen Tagen und Wochen so viel Staub aufgewirbelt wie LIV Golf. Wie berichten Medien weltweit über die neue, von Saudi-Arabien gesponserte Serie? Golf.de hat Schlagzeilen und Artikel zu einem Pressespiegel zusammengefasst.
Ziemlich eindeutig positioniert sich Die Welt zur neuen Turnierserie LIV Golf. In einem Artikel ist von „aberwitzigen Millionenprämien“ und einer von „Antrittsgagen gepäppelten LIV Golf Invitational Series“ die Rede, die den Sport entzweie. Das Springer-Medium wird noch deutlicher: „Antrittsgelder in Millionenhöhe, ein Finale auf einem Platz von Donald Trump, Saudi-Arabien als Geldgeber und zum Start ein Austragungsort, von dem die englische Golfelite sagt, es handle sich um eine aufgehübschte Anlage ohne jede Klasse“.
Der Spiegel titelte in einem jüngst veröffentlichten Beitrag wie folgt: „Die Gewissensfrage im Golfsport - die Fronten sind verhärtet wie nie. Um Sport geht es derzeit nur noch am Rande“. Der Stern schreibt von einer „Schlammschlacht im Profi-Golf“ und wirft die Frage auf: „Darf man sich von Folter-Staat Saudi-Arabien mit Millionen-Gagen kaufen lassen?“ Bei diesem heiklen Thema geht es natürlich um Moral, Ethik und Politik.
Die Zeit schreibt über einen Artikel zum Thema LIV Golf: „Im saudischen Geldregen – Eine neue Golftour, finanziert aus Saudi-Arabien, zerreißt derzeit den traditionsreichen Sport“. Das Königreich habe von den Nachbarn aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gelernt und wolle sich ähnlich Dubai oder Abu Dhabi ein Saubermann-Image zulegen. In zahlreichen Medien taucht immer wieder der Begriff „Sportswashing“ auf.
Der Nachrichtensender ntv berichtet über Kaymers Teilnahme an LIV Golf so: „Deutsches Golf-Ass stellt Geld über Moral“. Und die Sportschau schreibt: „Das saudische Regime, das die wahnwitzigen Gelder für die LIV Series über einen Staats-Fonds bereitstellt, wolle mit dem Hochglanz-Event Sportswashing betreiben - also von der Unterdrückung von Frauen, den zahlreichen Hinrichtungen im eigenen Land oder der Verfolgung von Homosexuellen bewusst ablenken“.
Fällt das Medienecho im Ausland positiver aus? Kaum. Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) schreibt: „Das Profigolf erlebt im Spannungsfeld zwischen Gier und Tradition eine Zerreissprobe. Die beiden Grundeinstellungen – hier das Interesse am Wettkampf und an der hundertjährigen Geschichte einer Gentleman-Sportart mit legendären Sympathieträgern, dort unverblümte Gier.“ Klar positioniert sich auch die Wiener Zeitung, in der steht, LIV Golf habe „viel Staub aufgewirbelt“. Das österreichische Blatt schreibt von „obszönen Summen“.
In Australien wird die neue Turnierserie medial ebenfalls intensiv begleitet, was vor allem daran liegen dürfte, dass Frontman Greg Norman Australier ist. Im Golf Australia Magazine wirft er den Kritikern „Heuchelei“ vor. Selbst die PGA Tour habe Sponsoren, die mit Saudi-Arabien Geschäfte in Milliardenhöhe machten. Norman wird zitiert: „Wird Jay Monahan zu jedem einzelnen dieser CEOs der 23 Unternehmen gehen, die in Saudi-Arabien investieren, und sie suspendieren und verbieten?“
Die französische L’Équipe berichtet von zwei Clans. Auf der einen Seite die, „die verführt wurden“, auf der anderen Seite der Rest. Die US Open seien in diesem Spannungsfeld nur „ein Waffenstillstand“ gewesen. Man rechnet also mit weiteren Auseinandersetzungen. Der italienische Corriere della Sera schreibt, dass LIV-Golf-Boss Greg Norman Rory McIlroy, einem der schärfsten Kritiker der Saudi-Serie, vorwirft, er sei „einer Gehirnwäsche von denen unterzogen worden, die sich gegen LIV Golf verschworen haben, um ein antiquiertes System zu verteidigen“.
In Großbritannien wird LIV Golf ganz besonders beäugt, was viele Gründe hat. Der Startschuss der neuen Serie fiel in London, Stars wie Lee Westwood oder Ian Poulter haben sich zu LIV Golf bekannt und der Public Investment Fund Saudi-Arabiens hatte jüngst erst den Fußball-Club Newcastle United übernommen. Einer, auf den sie hören auf der Insel, ist Fußball-Legende Gary Lineker. Er wird im Daily Express zitiert mit: „Ich habe ein bisschen von der neuen Golftour geschaut. Furchtbar langweilig, also bin ich wieder auf Cricket umgestiegen.“ Und weiter: „I mean you only LIV once.“ Der BBC berichtet ebenfalls über LIV Golf: „Das Königreich ist einer der Staaten, denen vorgeworfen wird, in Sport zu investieren und hochkarätige Events zu nutzen, um seinen Ruf in Teilen der Welt zu waschen.“
Ebenso hart ins Gericht gehen führende US-Medien mit der neuen LIV Golf Serie. In der Washington Post und in der New York Times ist in Artikeln von zahlreichen Briefen die Rede, die Überlebende der Terroranschläge am 11. September 2001 an amerikanische Spieler schickten, die sich LIV Golf anschlossen. In diesen werfen die Schreiber den Golfern „Verrat an der Freiheit der Vereinigten Staaten“ vor. Eine klare Meinung hat auch der in New York geborene deutsche Sportjournalist Gerald Kleffmann, der in seinem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung von einem „seelenlosen Start der LIV Golf Serie“ schreibt. Titel des Beitrags: „Ein Vermögen für eine schlechte Runde Golf“.